Deutscher SEAD-Einsatz

Seit Vietnam ist der Einsatz von spezialisierten Flugzeugen für die Bekämpfung Integrierter Luftverteidigungssysteme (Integrated Air Defense System = IADS) fester Bestandteil moderner Luftkriegsführung. Zu den IADS gehören SAMs (Surface-to-Air-Missiles = Boden-Luftraketen). Frühwarnung und radargelenkte AAA (Anti-Air-Artillery = Flugabwehrkanonen). In diesem Rahmen haben SEAD-Missions (SEAD = Suppression of Enemy Air Defense = Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung) in erster Linie die Aufgabe, die Effektivität der IADS ausser Kraft zu setzen. Ihre Zerstörung kann nur zusätzliches Ergebnis sein. Während bei den USAF die F-100 WILD WEASEL die erste spezielle SEAD-Plattform war, später die F-4G WILD WEASEL, werden in den letzten Jahren nur noch die EA-6B PROWLER und F-16 CJ eingesetzt. Sonst sind es nur Deutschland und Italien, die über eigene SEAD-Plattformen verfügen. Seit 1989 hat die Luftwaffe 35 und die AMI (Aeronautica Militare Italiana) 16 Tornados entsprechend umgerüstet. Bei der Gegenüberstellung von Tornado IDS (Interdiction Strike) und Tornado ECR (Electronic Combat Reconnaissance) mit dem elektronischen Herzstück ELS (Emitter Location System) und ODIN (Operational Data Interface) werden die Unterschiede deutlich. Die Einsätze des Jagdbombergeschwaders 32 während der Operation ALLIED FORCE haben die Effektivität der Tornado ECR mit der AGM-88B HARM (High Speed Anti Radiation Missile) unter Beweis gestellt. Dabei führten die OAF-Erfahrungen zum einen zu operationellen taktischen Änderungen und flossen zum anderen in die fliegerische Ausbildung der JaboG-32-Crews ein.

Steve Davies - German SEAD: The Tornado ECRS of JaBoG 32 (Air forces monthly, 2003, H.180, S.32-35:III.