KRTP-86 TAMARA
(KRTP = Komplet RádioTechnického Prieskumu = Funkelektronischer Aufklärungskomplex)
TAMARA ist ein passives elektronisches
Radar-Aufklärungssystem tschechischer Bauart (Fa. TESLA, heute ERA) zur Erfassung,
Peilung und Identifizierung elektromagnetischer Ausstrahlungen vorrangig von
luftgestützten Waffensystemen. Das System besteht aus zwei Antennenträgerfahrzeugen HAB
(linker und rechter Posten) und einem Antennenträgerfahrzeug HAC (Zentraler Posten),
jeweils auf einem vierachsigen Tatra-815 installiert, sowie zwei Empfängerfahrzeugen KB
bzw. KC, einem Analysefahrzeug KM und dem Lagedarstellungsfahrzeug ZZP-4, jeweils auf
dreiachsigen Tatra 815. |
TAMARA war das modernste seiner Art in der
Luftwaffe und eines der wenigen Systeme, die die Bundeswehr von der ehemaligen Nationalen
Volksarmee (NVA) der DDR übernommen hatte, wo es bei der
Funkaufklärungszentrale Nord (FuAZ N) des ZFD im Einsatz war. Hersteller ist die tschechische Elektronikfirma
HTT-TESLA (jetzt ERA) in Pardubice.
Nach der Übernahme durch die Bundeswehr wurden die Systemkomponenten auf westliche
Standards umgerüstet. Nach Übergabe an die Truppe erfolgte ab 1993 die
Systemerprobung, dabei sollten die Stärken und Schwächen festgestellt werden. Eine
zusätzliche Einweisung von Bedienerpersonal fand 1996 bei der Tschechischen
Militärakademie in Brno (Brünn) und bei der Firma TESLA statt. Der Schwerpunkt lag auf
der Anpassung der Computer-Hard- und Software.
TAMARA wurde zusammen mit anderen mobilen Erfassungskomponenten der Luftwaffe beim Fernmeldesektor A in Großenbrode eingesetzt. Erste Einsatzerfahrungen wurden während der NATO-Übung CENTRAL ENTERPRISE 1997 gesammelt, weitere Einsätze im Rahmen von Übungen folgten.
Insgesamt
sollen 23 Systeme KRTP-86 TAMARA hergestellt worden sein; davon sollen 15 an die damalige UdSSR, ein System an die DDR gegangen sein.
NVA-Einsatzstellung Rüggow mit Antennenfahrzeug TAMARA (FuAZ N) |
Antennenfahrzeug TAMARA (im Einsatz bei der Bundesluftwaffe, hier in Großenbrode) |
Antennenfahrzeug TAMARA (im Einsatz als rechter Posten in Staberhuk auf Insel Fehmarn) |
"Fräulein TAMARA" |
schöne TAMARA-Fotos hat Martin Smíek aus Prag
Beschreibung des Systems TAMARA (Version MCS-93) :
TAMARA MCS-93 dient der (passiven) Entdeckung, Identifizierung, Peilung und Verfolgung von boden-, schiffs- oder luftgestützten Emittern und kann autonom eingesetzt, in Feuerleit-, Aufklärungs- oder Luftverteidigungssysteme integriert oder an Einrichtungen für Command, Control, Communications & Intelligence (C3I) angeschlossen werden. Der relevante Frequenzbereich erstreckt sich von 0,82 bis 18 GHz (C- bis J-Band).
TAMARA überprüft alle möglichen Radartypen wie Selection Identification Feature Transponder (SIF), Identification Friend or Foe Interrogators (IFF), Tactical Air Navigation Systems (TACAN), Distance Measuring Equipment (DME), Puls- und Rauschstörer (Pulse / Noise Jammer), Datenübertragungssysteme wie Joint Tactical Information Distribution Systems (JTIDS). Weiterhin werden die Systemparameter analysiert.
Das System ist in drei Versionen lieferbar: mobil, stationär oder als integrierbares System. Die mobile Version ist die am meisten verbreitete und besteht aus drei Empfangsfahrzeugen sowie mobilen Analyse- und Kontrollkabinen.
Jedes mobile TAMARA RS-AJ/M Empfangssubsystem besteht aus einem "TATRA T 815" 8 x 8 LKW mit einem Antennensystem, dass auf dem hinteren Teil des LKW montiert ist. Der Antennenmast kann halb- oder vollautomatisch auf 8,5 m oder variabel zwischen 12,5 und 25 m ausgefahren werden. Die Antenne mit den dazugehörigen Systemen sowie eine Richtfunkverbindungskomponente sind unter einem zylinderförmigen Radom ( "Cola-Dose") an der Mastspitze untergebracht..
Zur Stabilisierung des Fahrzeugs während des Einsatzes sind vier hydraulische Ausleger auszufahren. Um gegebenenfalls das vorgesehene Stellungsgelände zu ebnen ist zusätzlich an der Fahrzeugfront ein Räumschild angebracht.
Die drei mobilen Empfangssysteme werden auch als zentraler, linker und rechter Posten bezeichnet, wobei der linke und rechte Posten jeweils 10-35 km vom zentralen Posten abgesetzt disloziert werden. Die Auf- bzw. Abbauzeit für das gesamte System liegt unter einer Stunde. Sind die Einsatzstellungen mit einer Genauigkeit von unter 3 m vorerkundet, so kann mit den drei Posten ein Gebiet mit einem Öffnungswinkel von 100 Grad (+/- 50 Grad vom zentralen Posten) und einer Reichweite von bis zu 450 km abgedeckt werden. Die Reichweite und auch die Genauigkeit wird nur durch den Radarhorizont aller drei Posten begrenzt.
Neben den RS-AJ/M Empfangsystemen gehören zu TAMARA auch die RS-KB Empfangs-und Kontroll-Kabine sowie eine RS-KM Operator-Kabine. In der RS-KB-Kabine werden die Systeme überwacht; die RS-KM-Kabine beherbergt die Bedienerkonsolen für den Einsatz sowie eine für die Fernmeldeverbindung. Zu den Bedienerarbeitsplätzen gehören der R15 Main Control Computer, eine MAK High-Speed Electronic Measuring Unit, ein Signal Recorder und der MCA Special Communications Adapter. Dieser Adapter ist die Schnittstelle zum Nutzer. Alle von TAMARA zur Verfügung gestellten Informationen können einem lokalen Befehlshaber auch sofort an der ZZP-5 Monitoring und Plotting Station dargestellt werden. Dafür stehen zwei 50 cm Farbmonitore, sowie ein Plotter, ein Drucker oder auch Übertragungsmöglichkeiten via Modem und Funk zur Verfügung. Zur Einspeisung von Informationen in C3I Nutzernetzwerke ist eine Standard RS-232C Schnittstelle vorhanden.
Laut Herstellerangabe ist TAMARA in der Lage automatisch mehr als 72 Ziele gleichzeitig zu verfolgen. Die Zielinformationen beinhalten u.a. Zielidentifizierung, Zeit der Datenübertragung, X-Y-Koordinaten, Zieltyp, SIF-Mode, TACAN-Kanal, Sendefrequenz des Radars (RF), Pulswiederholintervall (PRI), Pulsweite (PW) und Antennenabtastperiode.
Ein sehr interessante Seite haben die Australier link und für Freunde der russischen Sprache (aber auch schöne Fotos): link