Eine Besonderheit stellt der Bereich Funkbeobachtung / Funküberwachung durch den
Bundesgrenzschutz (BGS) bzw. durch die Bundespolizei (BPOL) der Bundesrepublik Deutschland dar.Geschichtlicher Hintergrund:
Am 16. März 1951 wurde der
Bundesgrenzschutz (BGS) gegründet, deren Gruppe Fernmeldewesen (Gruppe
F) am 1. April 1955 in St.Augustin-Hangelar
aufgestellt und im November 1975 nach
Swisttal-Heimerzheim verlegte.
Die Gruppe F betrieb Funküberwachung und hatte nachrichtendienstliche Aufgaben,
einschließlich der Unterstützung des
Bundesamtes für Verfassungsschutz
(BfV), des
Bundeskriminalamtes und der
Polizeien
der Länder und unterhielt damals Stationen in Lübeck, Leer, Rosenheim und Heimerzheim.
Schon vor Gründung des BfV am 7. November 1955 war die Gruppe
Gruppe F im Rahmen der Spionageabwehr auch mit der
Erfassung und Auswertung des Fernmeldeverkehrs östlicher Geheimdienste mit ihren
Quellen in der Bundesrepublik betraut. Zuständig für die Erfassung und
Auswertung war der Funkbeobachtungsdienst der Gruppe F.
Nicht nur das BfV und der
Bundesnachrichtendienst (BND) - der laut Gesetz nur im Ausland tätig werden
darf - waren zur „Abwehrarbeit" gegen die Terroristengruppe "Rote Armee
Fraktion" (RAF) eingesetzt, auch die Gruppe F wurde mindestens seit 1972 zur
verdeckten Aufklärung gegen die RAF eingesetzt. Die zuständige Fachabteilung der
Gruppe F mit der Tarnbezeichnung „Ingenieurgruppe des BMI"
unterstand in dieser Zeit direkt dem
Bundesministerium des Innern (BMI) und entzog sich somit der
parlamentarischen Kontrolle.
Die Existenz des bis heute immer noch kaum bekannten und in den 1970er Jahren völlig unbekannten "Geheimdienstes" (der aber keiner war) wurde erst 1994 offiziell bekanntgegeben. Die Gruppe F umfasste zu diesem Zeitpunkt ca. 450 Polizeivollzugsbeamte (PVB) und ca. 50 zivile Mitarbeiter.
Während die Gruppe F unter der neuen Bezeichnung „Zentralstelle für Kommunikation und Information des Bundesgrenzschutzes" (BGSZSIUK) am Standort Heimerzheim verblieb, wurde die „Ingenieurgruppe des BMI" gemeinsam mit der Zentralstelle für das Chiffrierwesen (ZfCh), einer Unterabteilung des BND in das 1991 geschaffene „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)" in Bonn-Mehlem ausgegliedert.
Zentralstelle für Information und Kommunikation des Bundesgrenzschutzes bzw. der Bundespolizei (BGSZSIUK bzw. BPOLZSIUK)
Die ZSIUK hatte ihren Sitz in
Swisttal-Heimerzheim mit vier
Aufklärungsdienststellen (Funkbeobachtungsstellen) und wurde am 1. November
1996 neu eingerichtet, u.a. mit:
|
Rosenheim |
|
Swisttal-Heimerzheim (ab 01.10.1975; davor Hangelar) |
|
Lübeck-Strecknitz |
|
Meppen |
Die drei - bis dahin nebeneinander bestehenden - Fernmeldedienste des
BGS-Präsidiums West, die Gruppe Fernmeldewesen, die
Führungsfernmeldeeinheit und die IuK-Unterstützungseinheit,
schmolzen unter einer einheitlichen Führung zu einem neuen Spezialverband
des BGS, der BGSZSIUK, zusammen.
Mit Umgliederung zur BGSZSIUK wurde die bisherige Organisation der
Fernmeldedienste erheblich gestrafft und personell verschlankt. So entstand
eine moderne Servicedienststelle mit ca. 500 Beschäftigten, die einen
flexiblen und bedarfsgerechten Einsatz des spezialisierten Personals und der
hoch technisierten Ausstattung gewährleistete.
Die vier Aufklärungsdienststellen betrieben für ihre Aufgaben auch vier abgesetzte Kurzwellen- (HF-Peilstellen):
|
Bad Aibling; westl. St2089; unweit der Autobahn A8 |
BGS-/BPOL-Peilstellen als placemarks für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr): oder bei google maps |
|
Ollheim, westlich der A61 nahe Straßfeld (ab 01.10.1975; davor Eschmar/Trosdorf) | |
|
Bredstedt; südlich | |
|
Meppen; westlich der A31 am Nordrand des Klein Fullener Moores |
Anm: In den Peilstellen Bad Aibling, Meppen und Bredstedt sind die Antennen ab 2006/2007 demontiert worden, in Straßfeld ist die Peilanlage noch vorhanden (Stand 2012).
Peilstelle mit dem typischen Holzzaun |
Peilanlage |
Kurzwellenantenne |
Stromversorgungshäuschen |
|
Am 1. Juli 2005 entstand durch Umbenennung des BGS die Bundespolizei (BPOL), das BGSZSIUK wurde somit zur BPOLZSIUK. |
Aufgabenspektrum der BGSZSIUK / BPOLZSIUK:
Die Aufgaben ZSIUK ergaben sich aus dem
Bundespolizeigesetz und waren durch
Dienstanweisungen näher bestimmt. Hierzu gehörten:
die Unterstützung der
ermittlungsführenden Dienststellen der Bundespolizei und anderer Bedarfsträger
durch technische Aufklärungsmaßnahmen zur nachhaltigen Stärkung der
Kriminalitätsbekämpfung,
die Untersuchung komplexer
Problemstellungen auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnik
für die Bundespolizeipräsidien und das Bundesministerium des Innern mit
aktuellen Schwerpunkten im Bereich mobiler digitaler Richtfunk-Übertragungen,
auch breitbandiger Videosignale,
der Einführung digitaler
Funktechnik, einschließlich der Mitarbeit im Pilotprojekt "Digitalfunk Aachen"
und in anderen internationalen Gremien,
die Unterstützung des Bundesamtes für Verfassungsschutz auf dem Gebiet der Funktechnik.
Neben der Unterstützung der
ermittlungsführenden Dienststellen durch technische Aufklärungsmaßnahmen in der
Kriminalitätsbekämpfung unterstützte die ZSIUK u. a. das
Bundesamt für Verfassungsschutz gem.
§ 10
Bundespolizeigesetz (BpolG) auf dem
Gebiet der Funktechnik.
Mit der
Neuorganisation der Bundespolizei zum 01. März 2008
wurde auch die bisherige BPOLZSIUK umstrukturiert und unter der neuen
Bezeichnung Informations-
und Kommunikationstechnik-Zentrum (IKTZ) dem Bundespolizeipräsidium als
Abteilung 5 zugeordnet link.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Gruppe_Fernmeldewesen
de.wikipedia.org/wiki/Informations-_und_Kommunikationstechnikzentrum
de.wikipedia.org/wiki/Bundespolizei_(Deutschland)
www.bgs-erinnerung.de (geschützter Bereich, Anmeldung erforderlich)
www.geschichtsspuren.de/
(Registrierung für das Forum erforderlich)
www.relikte.com/_basis/docs/bw_s-1.pdf
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/072/1207290.pdf
Internetseite der BPOL zur ehemaligen BPOLZSIUK (nicht mehr online)