LUPINE

Einer der wichtigsten Horchposten der HA III mit Decknamen LUPINE befand sich auf dem Falschheitsberg (Höhe 103,2), ca. 700m nordwestlich Holzhausen (Gemeinde Bonese, Altmark) und war als Einrichtung der Grenztruppen getarnt; die Entfernung zur ehemaligen innerdeutschen Grenze betrug nur 1,5 km.

Auf dem ca. 2,6 ha grossen abgesicherten Gelände befanden sich u.a. ein größeres Dienstgebäude (Bürobaracke), ein Wohn- und ein Wachgebäude sowie mehrere Bungalows, drei Schuppen sowie ein Heizgebäude. Innerhalb der Umzäunung standen drei Gittermasten mit diversen Empfangsantennen, ausserhalb etwas nordwestlich am Waldrand eine "Funkbrücke" mit diversen Empfangsantennen für die relevanten Frequenzbereiche. Der Bereich der Funkbrücke war gesondert gesichert.

Das Dienstgebäude war unterteilt in einen Sozialbereich und zwei Sperrbereiche (I und II), die etwa zwei Drittel des Gebäudes ausmachten und in denen die Empfangs- und Auswertetechnik untergebracht war. Die Decken, Wände und Türen der Sperrbereiche waren zusätzlich schallisoliert. Die einzelnen Türen konnten - wie beim MfS und der NVA allgemein üblich - nach Verlassen versiegelt werden. Später wurde am nordwestlichen Ende des Gebäudes am Sperrbereich II noch ein Anbau angefügt (heute nicht mehr vorhanden).

Aufgrund der strategisch günstigen Lage der LUPINE konnte man von hier aus diverse westdeutsche Richtfunkstrecken "abschöpfen". So konnte man in die nahegelegenen Fernmelde-Ortsnetzbereiche Lüneburg, Uelzen, Gifhorn, Wolfsburg und Braunschweig sowie in die Ferntrassen wie z.B. Hamburg-Hannover oder  Hannover-Köln/Bonn oder Hannover-München eindringen. Ein Zeitzeuge berichtet, dass man hier auch in einer weiterführenden Richtfunkstrecke von der Überhorizontsendestelle Clenze (von/nach West-Berlin) Richtung Wittingen "drin" war. 

Nach Auflösung des MfS/AfNS konnte bei der Räumung der LUPINE festgestellt werden, dass auch auch hier viel westdeutsche Technik eingesetzt wurde, so u.a. Antennen der Fa. KATHREIN und Empfänger der Fa. ROHDE & SCHWARZ.
Am 17. Januar 1990 wurden in Anwesenheit eines Pfarrers vom Neuen Forum und eines Staatsanwaltes die Waffen des MfS-Personals - 32 Maschinenpistolen, 24 Pistolen, eine RPG-7 (Panzerabwehrwaffe), mehrere Kisten Munition sowie technische Geräte (Art unbekannt)  - an die Polizei übergeben. Der Staatsanwalt versiegelte die Technikräume. Der damalige Objekt-Chef Major Fischer erklärte, dass seine Einheit dem MfS in Berlin unterstand.
Die Antennentechnik wurde größtenteils verschrottet, die Empfangs- und Aufzeichnungstechnik größtenteils nach Dessau (ehemaliger Standort des Zentralen Funkdienstes (ZFD) der NVA) verbracht und dort überwiegend entsorgt. Erstaunen rief 1990 ein kleiner Hundefriedhof für die Wachhunde hervor.

Heute ist auf dem Falschheitsberg nichts mehr zu sehen, was auf die ehemalige Nutzung hindeutet. Die drei Antenenmasten und die Funkbrücke wurden 1997 demontiert, von der Funkbrücke ist nur noch das Betonfundament vorhanden. Weithin sichtbar ist heute ein auf dem Gelände neu errichteter Richtfunk- und Mobilfunkmast. Die Liegenschaft befindet sich in Privatbesitz.


Die LUPINE im Bau (mit Kran)
(Jahr unbekannt)

1988 (von Westdeutschland aus)

1988 (von Westdeutschland aus)
LUPINE_Holzhausen_1990.jpg (107377 Byte)
die Funkbrücke 1990

Details der Funkbrücke 1990

Details der Funkbrücke 1990

Details der Funkbrücke 1990

einer der drei Masten (1990)

einer der Bungalows

Hundefriedhof (1990)

schallisolierte Tür

ein Siegelrest

Reste der Telefonanlage

der alte Zaun

die Fundamente der Funkbrücke

linkes Fundament

linkes Fundament
(mit Stahlträgerrest)

rechtes Fundament

der neue Mobilfunkmast
(heute)
schöne Fotos aus 1990 auch
im Forum von
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Besonderer Dank den Herren S. Gummert, D.-W. Ritzmann und H. Bennecke .