Zur Informationsgewinnung durch gezielte Erfassung elektromagnetischer und optischer Aus- bzw. Abstrahlungen werden Sensoren im relevanten physikalischen Spektrum eingesetzt. Je nach Zielsetzung wird hierbei in abbildende oder signalerfassende Sensoren unterschieden:
a) abbildende Sensoren basieren auf optische, Infrarot-, Laser- oder Radartechnik
b) signalerfassende Sensoren dienen der Erfassung elektromagnetischer Ausstrahlungen
Fernmelde und Elektronische Aufklärung Elektronische Kampfführung
c) Sensoren zur Akustischen Aufklärung dienen dem Erfassen und Auswerten von Schiffs- und U-Bootparametern in der Unterwasserschallaufklärung ACINT.Informations- und Nachrichtengewinnung mittels Auge und/oder spezieller für den Auftrag optimierter Sensoren aus der Luft: Luftaufklärung kann mit
bemannten Luftfahrzeugen RECCE-TORNADO ECR-TORNADO Breguet BR.1150 Atlantic SIGINT (bis Juni 2010)
unbemannten Luftfahrzeugen Drohnen
Satelliten (raumgestützte Aufklärung) SAR Lupe
durchgeführt werden.
In Abhängigkeit vom Informations- und Nachrichtenbedarf wird zwischen taktisch-operativer und strategischer Luftaufklärung unterschieden. Die Sensoren decken das optische, infrarote und Radar-Spektrum ab. Aufzeichnung und/oder Auswertung der Aufklärungsergebnisse kann bedarfs- und lageorientiert im Träger (Luftfahrzeug) oder am Boden erfolgen. Dabei ist die Informationsübertragung in Echtzeit möglich.
Fernmelde und Elektronische Aufklärung (FmEloAufkl)
Fernmelde und Elektronische Aufklärung bedeutet Erfassung, Ortung und Analyse elektromagnetischer Ausstrahlungen der Fernmelde- sowie Ortungs- und Leitdienste im Interessenbereich mit dem Ziel,
Erkenntnisse für die Lagefeststellung und -beurteilung,
Erkenntnisse über die Führungs- und Einsatzgrundsätze,
Erkenntnisse über die elektronische Bedrohung und
Unterlagen für die Anwendung eigener Elektronischer Gegen- und Schutzmaßnahmen
zu gewinnen.
Die Durchführung erfolgt durch
Fernmeldeaufklärung (FmAufkl, engl.: Communication Intelligence (COMINT)) und
ElektronischeAufklärung (EIoAufkl, engl.: Electronic Intelligence (ELINT)).
Fernmeldeaufklärung beinhaltet die Suche, Aufnahme, Peilung, Analyse und Auswertung des Fernmeldeverkehrs im Interessen- und Verantwortungsbereich.
Elektronische Aufklärung beinhaltet die Suche, Aufnahme, Peilung, Analyse und Auswertung elektromagnetischer Ausstrahlungen von Ortungs- und Leitsystemen (Radargeräte etc.) im Interessen- und Verantwortungsbereich.
Die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Bundeswehr wird bodengestützt, mobil oder stationär, luft- oder schiffsgestützt durchgeführt. Die Ergebnisse sind wichtige Entscheidungsgrundlagen für die politische Führung und die Oberste Bundeswehrführung.
Die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe (stationär, mobil und luftgestützt) wurde bis zum 30.Juni 2002 durch den Fernmeldebereich 70 in Trier mit folgende Einheiten durchgeführt:
Fernmeldesektor A in Großenbrode
Line-of-sight-(LOS-) Erfassung, Standort mobiler Komponenten
Fernmeldesektor D in Berlin-Gatow
Kurzwellen- (HF-) Erfassung
Fernmeldesektor F in Kötzting
Line-of-sight- (LOS-) Erfassung, Standort mobiler Komponenten
Zur Einsatzunterstützung unterstanden dem Fernmeldebereich 70 zusätzlich:
Fernmeldesektor 61 in Lechfeld-Nord
Technisch-logistische Unterstützung der FmEloAufklLw
Fernmeldesektor 62 in Trier
Erstellen von Systemeinstellungen für Gerät der Elektronischen Kampfführung fliegender Waffensysteme der Bundeswehr
Führen und Betreiben des Deutschen Anteils der tri-nationalen EloKa-Übungseinrichtung POLYGONE
zur Geschichte der FmEloAufkl Luftwaffe
RECCE-TORNADO (RECCE: RECONNAISSANCE = Aufklärung )
Recce-TORNADO (AG 51 "I") |
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Ausstellung anlässlich dem Jubiläum 50 Jahre Luftwaffenkaserne Köln-Wahn (13.08.2007) |
Die Aufklärerversion des Waffensystems
TORNADO. Durch Einrüsten zusätzlicher technischer Komponenten und Anbau eines speziellen
Aufklärungsbehälters in zwei Varianten (RECCE- oder
Telelens-Pod) unter dem Rumpf wurde Luftaufklärung im visuellen und infraroten
Spektrum ermöglicht.
Geplant war die Einführung eines Radar-Aufklärungs-Behälters
(RABE) mit einem SAR (Synthetic Aperture Radar) für
Radarbildaufklärung. Mit diesem Hochleistungssensor sollte die Luftwaffe in der Lage
sein, abstandsfähige Allwetter-Radaraufklärung in mittleren und großen Höhen
durchzuführen. Das Vorhaben wurde aber im August 2002 abgebrochen.
Die RECCE-Tornados der Luftwaffe sind beim Taktischen Luftwaffengeschwader 51 "Immelmann" (TaktLwG 51 "I") in Jagel stationiert. Bis zum 01.10.2013 lautete die Bezeichnung Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" (AG 51 -I-).
Seit 2009 fliegen die Tornados mit dem Aufklärungssystem „RecceLite“, der Recce-Pod wurde ausgephast.
Recce Lite Pod (Dummy-Version) |
Infotafel MGS AG-51 -I- (Kropp) |
ECR TORNADO (ECR: Electronic Combat and Reconnaissance = Elektronischer Kampf und Aufklärung)
Eine Spezialversion des Waffensystems
TORNADO, die auf das Erfassen, Niederhalten bzw. Bekämpfen gegnerischer Radaranlagen
optimiert ist (SEAD). Mit seinem Hauptsensor, dem ELS
(Emitter Location System) ist der ECR
TORNADO in der Lage, elektromagnetische Ausstrahlungen von land- und schiffsgestützten
Radargeräten, die zur Luftraumüberwachung und Bekämpfung von Luftfahrzeugen eingesetzt
werden (Frühwarn-/Feuerleitradargeräte), aufzufassen, zu identifizieren und zu
lokalisieren.
Mit dem Behälter für elektronische Gegenmassnahmen (ECM-Pod "CERBERUS" bzw TSPJ (TORNADO Self
Protection Jammer), bzw. einem Düppel-/Infrarottäuschkörperausstoßgerät (Chaff-/Flare-Dispenser BOZ-100) können diese getäuscht
oder gestört (niedergehalten) werden und mit dem Luft-Boden-Flugkörper AGM-88
HARM (Highspeed-Anti-Radiation-Missile)
können sie bekämpft/ausgeschaltet werden. Weitere Sensoren sind das IIS (Infrared
Imaging System), eine Infrarot-Bildsystem für
Allwetter- und Nachtaufklärung, sowie das FLIR (Forward
Looking Infrared), ein nach vorn
schauendes Infrarot-System für den verdeckten Tiefflug bei widrigen Wetterverhältnissen
und bei Nacht.
mehr zur
Technik
des ECR TORNADO
Von ursprünglich 35 ECR-Tornados der
Luftwaffe waren 2007 noch 33 beim Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld in stationiert.
Am 09.12.2004 gab es den ersten Totalverlust (Kennung 46+42,
hier in "Monster"-Lackierung), die Besatzung (Pilot und Waffensystemoffizier
(WSO)) kam dabei ums Leben. Der Unfall geschah unmittelbar nach dem Start in Lechfeld.
Zu einem weiteren Totalverlust (Kennung 46+47, hier als
40-Jahre-Jubiläumsmaschine)
kam es am 12.04.07 während
eines Langstreckennavigationsfluges. Dabei prallte der Tornado südlich Lauterbrunnen im
Berner Oberland (Schweiz) gegen eine
Felswand unterhalb des Mittaghorns (3892 m); der
Pilot kam dabei ums Leben, der WSO konnte verletzt aus der Wand geborgen werden.
Am 21.03.2013 wurde mit einem feierlichen Appell das traditionsreiche JaboG 32 mit Wirkung zum 01.04.2013 aufgelöst, die ECR TORNADOs zum AG 51 -I- (ab 01.10.2013 TLG 51 -I-) nach Jagel verlegt und dort integriert.
Oberbegriff für meist vom Boden aus gestartetes unbemanntes Fluggerät (UAV = Unmanned Aerial Vehicle) mit eigenem Antrieb, das teils autonom, ferngesteuert oder vorprogrammiert für Lage- und Zielaufklärung, Zielortung und/oder Zielbekämpfung (Kampfdrohne) eingesetzt wird. Bei der Bundeswehr werden Drohnen z.Zt. nur vom Heer und für abbildende Aufklärung eingesetzt (z.B. CL-289, LUNA).
linkKlassifizierung der UAV
Kategorie |
Reichweite |
Einsatzhöhe |
Einsatzdauer |
Nutzlast |
|
HALE |
High Altitude Long Endurance |
> 1.000 km |
> 15.000 m |
24 - 40 h |
1.000 kg |
MALE |
Medium Altitude Long Endurance |
> 500 km |
< 15.000 m |
24 - 48 h |
400 kg |
TUAV |
Tactical UAV |
10 - 200 km |
< 7.600 m |
3,5 - 40 h |
4 - 200 kg |
MUAV |
Mini UAV |
< 10 km |
< 250 m |
< 2 h |
|
MAV |
Micro UAV |
< 10 km |
< 250 m |
1 h |
|
Die Bundeswehr hatte die Beschaffung eines UAV (HALE), dem EURO HAWKTM , bereits eingeleitet.
Mit dem seit 2007 einsatzfähigen Satellitensystem SAR Lupe verfügt die Bundesrepublik Deutschland erstmals über ein eigenes raumgestütztes Aufklärungsmittel. Dazu wurden fünf Radar- und Beobachtungssatelliten in eine erdnahe Umlaufbahn (ca. 600 km Höhe) gebracht. Das I/J-Band-Radar mit synthetischer Öffnung (SAR = Synthetic Aperture Radar) ist in der Lage Radarbilder zu erzeugen, deren maximale Auflösung 0,5 m beträgt1. Die Positionierung der Satelliten ermöglicht es, daß eine Region alle 12 Stunden überflogen wird. Per Datenlink werden die Informationen an die Bodeneingangsstelle in Gelsdorf übertragen. Dort werden die Daten im Kommando Strategische Aufklärung - in der Abteilung Satellitengestützte Aufklärung (SGA) - ausgewertet.
Am 19.12.2006 um 15:00 MEZ startete vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk südlich von Archangelsk eine COSMOS-3M Trägerrakete und hat den ersten von fünf Satelliten in den geplanten Orbit gebracht;
Start Satellit-2: 02.07.2007 um 21:38 Uhr MEZ,
Start Satellit-3: 01.11.2007 um 01:51 Uhr MEZ,
Start Satellit-4: 27.03.2008 um 18:15 Uhr MEZ,
Start Satellit-5: 22.07.2008 um 04:40 Uhr MEZ.
Der zehnjährige Betrieb des SAR-Lupe-Systems für die Bundeswehr begann offiziell am 01.12.2007. SAR-Lupe war ein Teil von MUSIS (Multinational Space-based Imaging System).
Die offizielle Übergabe des Systems an das Kommando Strategische Aufklärung erfolgte am 04.12.2008.
Offizielle Informationskarte |
1 LOYAL 2-2001, Seite 6 (Kasten "Europäische militärische Satelliten")
Die Bundeswehrplanung sah vor, als Nachfolgesystem von SAR-Lupe drei neue Satelliten zu beschaffen, die unter der Bezeichnung SARah schon ab 2019 einsatzbereit sein sollten, um die bisherigen SAR-Lupe-Satelliten nach Ablauf der Lebensdauer zu ersetzen. Die drei neuen Satelliten zum Preis von ca. 800 Mio Euro sollten auch größer und leistungsfähiger sein.
Der für 2020/21 geplante Starttermin wurde auf 2022 verschoben; der erste Start erfolgte am 18.06.2002 auf der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien/USA link .
Stationäre Akustische Aufklärung betreibt für die Bundesmarine die Marineunterwasserortungsstelle (MUWOST) in Marienleuchte auf der Insel Fehmarn.