Luftgestützte Plattformen der GSTD / WGT für Elektronische Gegenmaßnahmen (EloGM):

Abhängig von den boden- und luftgestützten Bedrohungssystemen eines potentiellen Gegners und den Erkenntnissen der eigenen Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung (Funk -und Funktechnische Aufklärung) standen der GSTD/WGT in den letzten Jahren bis zum Abzug 1994 nachfolgende luftgestützte Systeme für Elektronische Gegenmaßnahmen (EloGM = ECM = Electronic Countermeasures) zur Unterstützung der eigenen Luftangriffskräfte im Rahmen der Elektronischen Kampfführung zur Verfügung.

 

Mil MI-8SMV (HIP J)

 
 
Typfoto Mi-8 SMV
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(Foto: Stanislav Bazhenov, www.airliner.net)
Die Mi-8SMV (Смальта-вертолетная) diente dem Schutz der Frontfliegerkräfte vor der Bekämpfung durch gegnerischer Flugabwehrraketen (SAM). Dazu ist im und am Hubschraubers das elektronische Störsystem "SMALXTA-V" (СМАЛЬТА = Schmalte/Smalte) installiert; in der Kabine ist das Bedienpult zur Systemsteuerung untergebracht, an der rechten und linken Bordwand die entsprechenden Sende- und Empfangsantennen.

Bei dem Störsystem handelt es sich um einen sogenannten Repeater Jammer (Täusch-Antwort-Störer), d.h. die empfangenen Signale einer gegnerischen Radarstation werden elektronisch verändert und wieder abgestrahlt, um das gegnerische Radar zu stören bzw. zu täuschen. Der Arbeitsbereich liegt im I-/J-Band und ist für das US-amerikanische Flugabwehrraketensystem HAWK optimiert. Es kann in sieben verschiedene Richtungen und auf zehn verschiedenen Frequenzen abstrahlen und kann sowohl gegen Quasi-Dauerstrich- (CW) als auch Pulsradargeräte eingesetzt werden.

Äußere Erkennungsmerkmale der HIP J sind je zwei viereckige, dielektrische Antennenabdeckungen an beiden Seiten in Fensterhöhe sowie je Seite zwei sich (in Flugrichtung) hinter der vorderen und vor der hinteren Abdeckung befindlichen senkrechten Platten mit jeweils drei Rippen. Diese dienen vermutlich der elektromagnetischen Abschirmung der Antennen.

Die maximale Einsatzzeit des Systems beträgt vier Stunden; die Arbeit erfolgt aus vorher festgelegten Flugzonen heraus.

Bei der WGT waren mindestens sechs (möglw. aber bis zu acht ?) Mi-8SMV (erkannte Bordnummern 15 bis 21 rot) und ausschließlich bei der 292. selbständigen Hubschrauberstaffel für den Elektronischen Kampf (OVE REB) in Cochstedt im Einsatz und direkt dem Oberkommando in Wünsdorf unterstellt. Die 292.OVE REB verlegte am 07.07.1992 nach Monino/RUS.


Mil MI-8PPA (HIP K)

 

 
Typfoto Mi-8 PPA
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(Foto: Stanislav Bazhenov, www.airliner.net)

Die Mi-8PPA dient dem Schutz der eigenen Frontfliegerkräfte vor der Bekämpfung durch gegnerischer Luftverteidigungssysteme. Dazu sind im und am Hubschrauber die elektronische Störsysteme SPS-61/-66 AZALIYA (АЗАЛИЯ = Azalee) sowie das SPS-5 FASOLX (ФАСОЛЬ = Bohnen) installiert; in der Kabine die Bedienpulte zur Systemsteuerung, an der rechten und linken Bordwand die entsprechenden Antennensysteme.

Bei dem Störsystem AZALIYA handelt es sich um einen sogenannten Noise Jammer (Rausch-Störer) um gegnerische Zielsuchradargeräte (Rundsucher) zu stören. Das Ziel ist es, eigene Luftangriffskräfte (Gruppenziele) vor der Erfassung durch gegnerische Luftraumaufklärungsradare zu schützen. Das System FASOLX erfüllt den gleichen Zweck für Radargeräte die im VHF-/UHF-Band arbeiten; möglicherweise können auch damit auch Flugfunksprechverkehre gestört werden, die im gleichen Bereich arbeiten.

Beide Systeme decken vermutlich die Frequenzbänder A bis F ab.

Leistungsdaten:

Bandbreite

Ausgangsleistung

SPS-61 / -66 AZALIYA

240 MHz

150 / 250 W

SPS-5 FASOLX

20 MHz

30 W

Äußere Erkennungsmerkmale der HIP K sind die auffälligen Dipol-Wände an beiden hinteren Rumpfseiten mit jeweils sechs Kreuz-Dipolen (System FASOLX), sowie eine rechteckige Antennenverkleidung (System AZALIYA) auf jeder Seite anstelle eines der Fenster. Weiterhin ist unter dem Rumpf zusätzlich ein großer Wärmetauscher zu erkennen, um die Kühlung der Systeme zu gewährleisten.

Die maximale Einsatzzeit des Systems beträgt zehn Stunden; die Arbeit erfolgt aus vorher festgelegten Flugzonen heraus.

Bei der WGT waren mindestens elf Mi-8PPA HIP K im Einsatz:

1985 wurde in Cochstedt durch die USMLM eine Weiterentwicklung der HIP K gesichtet arrow.gif (948 Byte)link , eine MI-8MTPI, die zusätzlich zur MI-8PPA mit einer fledermausartigen Antenne und einem herzförmigen Anbau auf jeder Seite ausgestattet ist . Das System dient der Funkaufklärung und trägt die Bezeichnung IKEBANA. Zusätzlich ist die MI-8TMPI wie auch spätere MI-8PPA mit einem System DISS (Doppler-System für Geschwindigkeit und Drift) unter dem Heckausleger ausgestattet, das bei den MI-8PPA in Cochstedt nicht vorhanden war.

Eine Weiterentwicklung der MI-8PPA ist die Mil MI-17P(P?) HIP K(2?); siehe auch WAPJ Vol 10, p. 125).


SUKHOI SU-24MP  (FENCER F)


Typfoto SU-24MP
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(Fotot: Rob Schleiffert, www.airliners.net)

Die SU-24MP wurde ab 1986 vom 11. Selbständigen Aufklärungsgeschwader (11. ORAP) in Welzow geflogen. Dieser Typ ersetzte die YAKOVLEV YAK-28PP (BREWER E) und war ebenfalls im Rahmen der Elektronischen Kampfführung (Electronic Warfare = EW) als Störplattform (Electronic Counter Measures = ECM) vorgesehen.

Äußerliche Unterscheidungsmerkmale zur SU-24MR (FENCER E):

Das Störsystem LANDYSH (Ландыш = Maiglöckchen) mit seinen Komponenten FASOLX (Фасоль), MIMOSA (Мимоза = Mimose) sowie weitere Störkomponenten sind fest an Bord installiert bzw. in einem abnehmbaren Zusatzbehälter (Pod) untergebracht.

Bereits am 05. und 07. Juni 1991 wurden die acht SU-24MP der 3. Staffel des 11. ORAP nach Marinovka/RUS zurückverlegt.


Yakovlev YAK-28PP (BREWER E)


Typfoto YAK-28PP
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Die YAK-28PP (PP = Постановщик помех = Störstation)  ist eine von mehreren Version der YAK-28 und speziell für Elektronische Gegenmaßnahmen (EloGM / ECM), konzipiert. Sie wurde ab 1986 durch die SUKHOI SU-24 MP (FENCER F) abgelöst.

Bei Luftangriffseinsätzen der Frontfliegerkräfte wurde die YAK-28PP zur Unterstützung der Jagdbomber als sogenannte ESCORT-JAMMER (Begleitschutz-Störer) eingesetzt.

Bei der GSTD war die YAK-28PP, auch "Пэпэшник" ("ПП-шник") genannt, stationiert:

Eingesetzt werden konnten sowohl aktive als auch passive EloGM. Die entsprechende Ausrüstung der YAK-28PP war gerichtet gegen:

Es wird unterschieden zwischen Gruppenziele und Einzelziele, gegen die entsprechend Störmaßnahmen eingeleitet werden können.

Für Gruppenziele stehen zur Verfügung die aktiven Systeme:

für Einzelziele das aktive System:

Die Subsysteme des Störkomplexes BUKET (= SPS-xx) sind auf/in einem sogenannten "speziellen Container" montiert, der sich an der Rumpfunterseite anstelle des Bomben- oder Kameraschachtes befindet und nach außen (unten) mit einer wannenförmigen HF-durchlässigen Verkleidung für die Antennen versehen ist arrow.gif (948 Byte)Foto. Das System stellt einen Repeater-Jammer dar und arbeitet (halb-)automatisch. Das Zeitintervall Signalanalyse-Stören/Täuschen beträgt 2,5 - 3 min. Aufgrund einer Art Palettierung sind die Subsysteme SPS-xx schnell austauschbar bzw. konfigurierbar. Zur Klimatisierung der SPS-Systeme sind an der Rumpfunterseite zusätzlich Lufthutzen für die Wärmetauscher installiert (vor dem wannenförmigen Radom erkennbar).


YAK-28PP Antennen

Subsystem Wellenlänge RF-Bereich  
SPS-22-28      22 - 30 cm 1,0 - 1,4 GHz  
SPS-33-28    12,5 - 22 cm 1,4 - 2,4 GHz

SPS-44-28     10 - 12,5 cm 2,4 - 3,0 GHz  
SPS-55-28    8,5 - 10 cm 3,0 - 3,5 GHz  

 

 

Bei dem System FASOLX handelt es sich um einen nicht automatisch arbeitenden Rauschstörer (Noise Jammer), dessen markante Schwertantennen jeweils an den Triebwerkverkleidungen vorn außen montiert sind.

Der Stör-/Täuschsender (Deception Jammer) SIRENX richtet sich gegen boden- und bordgestützte Feuerleitradare, sowohl Doppler-, als auch Impulsradare. Er nutzt die Technik Range-Gate-Pull-Off (RGPO). Die Empfangsantennen befinden sich jeweils hinter einem kleinen Radom beiderseits des Rumpfes unterhalb des Cockpits, die Sendeantennen hinter kleinen Antennenabdeckungen an der Rumpfnase.

An passiven Systemen stehen zur Verfügung:

Bei der S-5P bzw. S-5P1 handelt es sich um eine spezielle ungelenkte Rakete mit 55 mm Durchmesser der Version S-5, die nach einer vorgegebenen Flugzeit Düppel ausstößt. In Salven geschossen kann ein 'Düppelteppich' mit einer Wirkungsdauer von 10-60 min erzeugt werden.

Der KDS-19 ist ein Düppelausstoßgerät (Chaff Dispenser), das sowohl manuell bedient, als auch automatisch über den bordeigenen Radarwarnempfänger (RWR = Radar Warning Receiver) SPO-3 "SIRENA-3" angesteuert werden kann. Jeweils ein Dispenser befindet sich unter der rechten und linken Triebwerksgondel. Die Antennen des SIRENA-3 befinden sich an der Rumpfnase und am Heck.

Gegen infrarotgesteuerte Flugkörper steht das Wärmetäuschkörperausstoßgerät (Flare Dispenser) ASO-2i zur Verfügung.


Quellen u.a.