Luftgestützte Funk- und Funktechnische Aufklärung im Bereich der GSTD / WGT :
In Ergänzung zur bodengestützten Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung kamen von sowjetischen/russischen Militärflugplatzen in der DDR verschiedene Luftfahrzeugtypen zum Einsatz. Die Aufklärungsstrecken der Aufklärungsfliegerkräfte der Westgruppe der Truppen (WGT), der Nordgruppe der Truppen (NGT) in Polen, der NVA (SU-22M4, AN-26M DISKANT) oder anderer Aufklärungsfliegerkräfte des WP waren im Bereich der deutsch-deutschen Grenze geografisch bedingt in Teilabschnitten relativ ähnlich.
Die Aufklärungstiefe war bedingt durch die Einsatzflughöhe. Über der Ostsee reichte sie teilweise bis an die Nordgrenze Dänemarks, auf der Landroute bis nach Ost-Frankreich hinein. Der NATO waren diese Flüge aufgrund der eigenen Aufklärung nicht unbekannt.
Für Überwachungsflüge (Fotoaufklärung, vermutl. aber auch FmEloAufkl und EloAufkl) standen zusätzlich auch Hubschrauber vom Typ Mil Mi-8 T, MT T(K), R(KZA) (NATO-Code HIP) zur Verfügung.
Mitte der 1970er Jahre wurden der
39. ORAO (Selbständige Aufklärungsabteilung) in Sperenberg zwei
Spezialaufklärungsmaschinen vom Typ
Ilyushin Il-20M (NATO-Code COOT A) zugeführt,
Basisflugzeug ist die Passagiermaschine Ilyushin Il-18.
Diese beiden Maschinen, die "rote
20" und "rote 21" (Konstruktionsnummer 173011502
bzw. 173011504), flogen ihre Einsätze im Rahmen der Fernmelde- und Elektronischen
Aufklärung. Die Aufklärungsergebnisse wurden in erster Linie an die OSNAZ (82.ORTBr
Torgau)
geliefert, wurden aber auch der GSTD/WGT zur Verfügung gestellt, deren Hauptquartier sich
unweit in Wünsdorf befand.
Standardmäßig führten die Flugrouten entlang der (ehemaligen) innerdeutschen Grenze, es gab aber auch verschiedene Zonen (Orbits), aus denen heraus aufgeklärt wurde. Es wurden mehrere Einsätze pro Woche geflogen, die jeweils bis zu mehr als fünf Stunden dauern konnten. Ein Logbuchauszug zu Einsätzen z.B. für Juli 1976 weist zehn Flüge mit einer Gesamtdauer von 44 Stunden und 50 Minuten aus, davon ein Flug bei Dunkelheit/Nacht. Abgezeichnet hat das Dokument Major Reznikov, zu der Zeit Kommandeur der 39.ORAO. Gelegentlich fanden auch Flüge sowohl über der DDR als auch der CSSR statt. |
Die Flugstrecken in der DDR entsprachen in Teilen in etwa den Flugstrecken anderer Aufklärungsfliegerkräfte:
294. ORAP (Allstedt) mit SU-17M3R,
11.ORAP (Welzow) mit SU-24MR,
931. ORAP (Werneuchen) MiG-25RB,
FuAR-2/ZFD (Dessau) der NVA mit der AN-26M DISKANT des TG-24 (Dresden-Klotzsche),
164. OGvRAP (Brzeg) der Nordgruppe der Truppen (NGT) in Polen mit MiG-25RB,
sonstige Aufklärungskräfte des WP.
Beispiel einer Flugroute der
IL-20M COOT A: für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Weitere Flugrouten der
IL-20M COOT A, möglw. auch der AN-26RT/RTR CURL B: für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Am 23.09.1978 erfolgt ein
'Spezialflug' grenzüberschreitend DDR/CSR mit Streckenverlauf Stendal - Erfurt -
Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) - Budweis (CSR) - Zwickau - Erfurt - Magdeburg:
für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Flugplatz Sperenberg: für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Neben der sechsköpfigen fliegenden
Besatzung (Kommandant/Pilot, Co-Pilot, Bordingenieur, Navigator, Funker,
Bordtechniker) befinden sich für den Einsatz neun Arbeitsplätze an Bord für:
Einsatzleiter (Kommandant BRK = Bordgestütztes Aufklärungssystem),
zwei Bediener System "ROMB-4",
ein Ingenieur System "IGLA-1"
ein Bediener System "IGLA-1",
ein Bediener System "KVADRAT-2",
zwei COMINT-Erfasser System "VISHNYA" (SRS-5),
ein Ingenieur für die Datenverarbeitung.
Die IL-20 / IL-20M wird oft auch als
russisches Pendant zur amerikanischen
RC-135
RIVET JOINT gesehen.
Besonders interessant ist, daß 1989 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für
Staatssicherheit der DDR (MfS), hier der Hauptabteilung III (HA III), im Rahmen
der Funkabwehr für das Aufspüren von getarnten amerikanischen Aufklärungssonden
die IL-20M mehrfach zum Einsatz kam, ebenso wie die AN-26RT/RTR (siehe unten).
Im Mai 1994 wurde die erste Il-20M (Bordnummer 20) und am 21. Juni gleichen Jahres die zweite Il-20M (Bordnummer 21) aus Sperenberg abgezogen und nach Russland (zurück-) verlegt. Mit an Bord der "21" waren auch das Banner der 82.ORTBr (Torgau), Geheimunterlagen sowie Waffen und Munition, alles zusammen ca. 70 Kisten.
Technische Daten |
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die Il-20M ("rote 21") in Sperenberg |
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schöne Fotos mit Detailansichten |
Der 39. ORAO stand ab den 1980er
Jahren noch eine weitere IL-18 Variante zu Verfügung, jedoch nicht in der
Funktion als Aufklärer, sondern als fliegender
Befehlsstand:
eine IL-22M11
"ZEBRA" (NATO-Code COOT B).
Die "rote 21", zuletzt bei den
russischen Lufstreitkräften mit der Registrierung RF-93610 im Einsatz, wurde am
17.09.2018 beim Landeanflug auf den syrischen Luftwaffenstützpunkt
Latakia-Khmeimim irrtümlich von einer syrischen Flugabwehrrakete vom Typ S-200
(SA-5) abgeschossen und stürzte ca. 35 km von der Küste ins Mittelmeer. Alle 15
Besatzungsmitglieder kamen ums Leben link.
ANTONOV AN-26RT / RTR (CURL B)
Auf dem Flugplatz Brand wurde
nach Abzug des dort stationierten 911. APIB (911. Jagdbombergeschwader) eine
interessante Tafel gefunden, auf der die jeweils aktuellen Rufnamen der
Gefechtsstände einzutragen waren. Bemerkenswert ist dabei, daß auch Rufnamen
für zwei (Funk) Relaisflugzeuge eingetragen werden konnten.
Höchstwahrscheinlich handelt es sich um die beiden AN-26T(R) aus Sperenberg.
Ob sie den beiden Führungsebenen (Stab WGT, Stab 16. LA) permanent zugeordnet waren, oder flexibel der jeweiligen Ebene zur Verfügung gestellt werden konnten, ist nicht bekannt. |
Als Relais-Flugzeug kamen die
beiden AN-26RT(R) insbesondere beim Abzug der fliegenden Verbände der WGT aus
Deutschland zurück nach Rußland zum Einsatz. Konkrete Nachweise für den Einsatz
im Rahmen der Funkaufklärung/Funktechnischen Aufklärung fehlen allerdings
bisher, Hinweise auf den Einsatz der AN-26RTR (RR) als Funkaufklärer gibt es
aber z.B. während des Krieges der Sowjetunion in Afghanistan (1979-1989).
Auch ist bekannt, daß beide Maschinen 1989 in Zusammenarbeit mit dem Ministerium
für Staatssicherheit der DDR (MfS), hier der Hauptabteilung III (HA III), im
Rahmen der Funkabwehr für das Aufspüren von getarnten amerikanischen
Aufklärungssonden mehrfach genutzt wurden. Diese Sonden strahlten ihre erfaßten
Daten per Funk ("Burst-Verfahren") an Satelliten ab, so bei einem
gefundenem Exemplar auf 306,446 MHz. Mit diesen Einsätzen ist zumindest hier der
Ansatz einer "Funkaufklärung" - wenn auch im Rahmen der Funkabwehr -
komkret gegeben.
Mögliche Flugrouten der AN-26RT/RT(R)
CURL B; möglw, aber auch der IL-20 COOT A: für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Im April 1994 wurde auch diese beiden Maschinen aus Deutschland abgezogen und nach Kubinka/RUS verlegt.
Details
zu den Funkabwehr-Einsätzen der AN-26RT(R) in dem sehr zu empfehlenden Buch "Geheime Aufklärungsflüge >RELAIS< " von Volker Liebscher.
Anzumerken ist, daß auch die Sperenberger IL-20 von der 39.ORAO (siehe oben)
für den gleichen Zweck eingesetzt wurden.
MIKOYAN-GUREVICH MiG-25RB (FOXBAT B/D)
eine MiG-25 RBF (die "rote 38") beim Anflug auf
Welzow im Jahr 1991 (Foto: Berry Vissers, www.airliners.net) |
Beim 931. Selbständigen Aufklärungsgeschwader (931. ORAP) in Werneuchen wurde das Flugzeugmuster MiG-25 in der Aufklärerversion ab 1974 zugeführt und es kamen bis 1991 unterschiedliche Versionen für die verschiedenen Aufklärungsarten wie IMINT = Imagery Intelligence = hier Foto-/Bildaufklärung bzw. Aufklärung mittels Seitensichtradar (Side Looking Airborne Radar = SLAR) und Elektronische Aufklärung (ELINT) zum Einsatz:
MiG-25RBV |
RB-Version mit ELINT-System „VIRAZH-1M“
(SRS-9 mit SRS-4A/B))
plus zwei bis
drei
Luftbildkameras der Typen |
![]() |
Die Daten werden an
Bord auf Magnetband aufgezeichnet und nach der Landung am Boden ausgewertet.
Die Genauigkeit der Emitterstandortbestimmung liegt bei 30-50 km. Die "tote
Zone" kann bis zu 70 km betragen (abhängig von der Flughöhe). "Variante - I": zwei Kameras A-70M und eine A-E/10 plus "VIRAZH-1M" "Variante - II": zwei Kameras A-72, eine Kamera A-E/10 plus VIRAZH-1M" "Variante - III": zwei Kameras NA-75 und bis zu acht Fotobomben FOTAB-100-140 (Blitzlicht) plus "VIRAZH-1M". Das System "VIRAZH-1M"arbeitet im Frequenzbereich 02 - 10,7 GHz. |
MiG-25RBT | RB-Version mit ELINT-System „TANGAZH“ (SRS-13) |
![]() |
„TANGAZH“
(SRS-14) ist das
Nachfolgesystem des ELINT-Systems
„VIRAZH-1M“. Die Daten werden an Bord auf Magnetband aufgezeichnet und nach der Landung am Boden ausgewertet. Die Genauigkeit der Emitterstandortbestimmung liegt bei 10-30 km. Das System "TANGAZH"arbeitet im Frequenzbereich 02 - 10,7 GHz. |
MiG-25RBK | RB-Version mit ELINT-System „KUB-3M“ |
![]() ![]() |
"Variante - IV"
Die Daten können per Datenübertragung an eine
Bodenstelle übermittelt werden um so eine schnelle Auswertung zu
gewährleisten.
|
MiG-25RBF | RB-Version mit ELINT-System „SHAR-25“ |
![]() ![]() |
"SHAR-25" ist das
leistungsfähigere Nachfolgesystem des
ELINT-Systems "KUB-3M" und arbeitet im Frequenzbereich 02 - 10,7
GHz. Zusätzlich wurde noch die Panorama-Kamera AFA eingebaut; diese modernisierte Variante der MiG-25RBK trägt die Bezeichnung MiG-2RBF. Das System "SHAR-25" wurde ab 1981 eingesetzt; die bisherigen MiG-25RBK auf MiG-25RBF Standard umgerüstet. Der optische Unterschied am Vorderrumpf ![]() Die Daten können per Datenübertragung an eine Bodenstelle übermittelt werden um so eine schnelle Auswertung zu gewährleisten. |
MiG-25RBS | RB-Version mit SLAR-System „SABLYA“ |
![]() ![]() |
"Variante - V" Das System kann sowohl nach backbord (linke Seite) als auch nach steuerbord (rechte Seite) arbeiten. Die Auflösung beträgt 30 m und die Daten werden auf einen Naßfilm aufgezeichnet. Arbeitshöhe nicht unter 17.000 m. |
MiG25-RBSh |
RB-Version mit
SLAR-System „SHOMPOL“
(M-202) |
"SHOMPOL" ist das Nachfolgesystem des SLAR-Systems „SABLYA“ mit zwei- bis dreifach besserer Auflösung, Arbeitshöhe 300 m bis 23.000 m. | |
MiG25BM |
spezielle
modifizierte Version für Elektronische Kampfführung (Electronic Warfare =
EW)
(bis 1990) |
‚HARM-Shooter‘ für den Einsatz von max. vier Antiradadar-Raketen Kh-58U bzw. AS-11 KILTER |
Das 931. ORAP hatte zuletzt folgende MiG-25 Varianten in seinem Bestand:
Anzahl |
Originalbezeichnung |
NATO Code | Bemerkungen | |
2x | MiG-25RBV | Razvedchik-Bombardirovshchik VIRAZH Aufklärer-Bomber VIRAZH |
FOXBAT B | |
4x | MiG-25RBT | Razvedchik-Bombardirovshchik
TANGAZH Aufklärer-Bomber TANGAZH |
FOXBAT B | |
5x | MiG-25RBF | Razvedchik-Bombardirovshchik (SHAR) Aufklärer-Bomber SHAR-25 |
FOXBAT D | interessant: die MiG-25RBF, Bordnumer "38
rot",
als einzige mit
Tarnanstrich ! (siehe auch u.a. Anmerkung) |
1x | MiG-25RBS | Razvedchik-Bombardirovshchik
SABLYA Aufklärer-Bomber SABLYA |
FOXBAT D | |
2x | MiG-25RBSh | Razvedchik-Bombardirovshchik
SHOMPOL Aufklärer-Bomber SHOMPOL |
FOXBAT D | (siehe auch u.a. Anmerkung) |
2x | MiG-25RU | Razvedchik-Uchebnik Aufklärer-Trainer |
FOXBAT C | zweisitzig |
5x | MiG-25BM |
Bombardirovshchik Modifikatsionniy Bomber modifiziert |
FOXBAT F | bis Juli 1990 |
Bereits im Juli 1990, also vor der Wiedervereinigung, wurden die fünf verbliebenen MiG-25BM aus Werneuchen abgezogen und nach Shchuchin (Щучин)/Weißrußland verlegt. Die verbliebenen 16 MiG-25 verlegten am 21. Mai 1991 nach Welzow zum dort stationierten 11. ORAP und wurden als 3. Staffel integriert. Im Juli 1992 wurden auch sie dann in zwei Etappen - am 01. Juli sieben Maschinen und am 03. Juli neun Maschinen - aus Deutschland abgezogen.
Anmerkung:
Bei der Bezeichnung der einzelnen Unterversionen der MiG-25RB kommt es immer
wieder zu Mißverständnissen, so waren in den letzten Jahren in Welzow z.B. mehr
als eine Maschine vom Typ MiG-25RBF im Einsatz.
So wird die z.B. "rote 38" (die einzige
MiG-25 in der DDR mit Tarnanstrich, siehe Foto oben) mal als Version RBSh, mal als RBF
bezeichnet. Die Ursache liegt darin begründet, daß der Buchstabe "Sh" in
der Typen-/ Versionsbezeichnung der MiG-25RB schon für das System "SHOMPOL"
vergeben war, die "rote 38" bspw. aber mit
dem "SHAR-25" ausgerüstet war. Daher hat man für die mit "SHAR-25"
aus-/ umgerüsteten Maschinen den Buchstaben "F" vergeben, also
MiG-25RBF.
Die Umrüstungen von RBS- auf RBSh-Standard bzw. RBK auf RBF erfolgten im
Rahmen der Generalüberholung der Flugzeuge. So flog zuletzt wahrscheinlich nur
noch eine MiG-25RBS (Bordnummer 52). Es war keine MiG-25RBK mehr
im Einsatz, dafür fünf MiG-25RBF (Bordnummern 38,
58, 59, 60 und 62).
Ein in Welzow aufgefundenes Logbuch zur
"Objektiven Kontrolle" der Einsätze zeigt interessante Informationen zu den
SUPERSONIC-Flügen. (Anm.: "Угол тангажа" bedeutet hier 'Neigungswinkel' (engl. pitch) ). Alle gelisteten Flüge erreichten knapp 2.500 km/h in ca.20.000 m Höhe; die Flugdauer auf dem 'Kampfkurs' betrug 3 - 4 min. |
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Details zum Einsatzablauf eines simulierten Bombenabwurfs aus großer Höhe bei hoher Überschallgeschwindigkeit waren u.a. auf einer Karte (s.r.) im ehemaligen "Traditionsverein Fernmelde- und Elektronische Aufklärung Luftwaffe e.V." in Trier zu sehen (zu den Bombenabwürfen aus großer Höhe siehe auch weiter unten). Die "50er Route" wurde vermutlich aber auch für 'normale' Aufklärungseinsätze genutzt.
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"50er Flugroute"
(Streckennummer 00168) als Bomberstrecke: "50er Flugroute"
(Streckennummer 00168) als Aufklärungsstrecke:
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Eine andere Aufklärungsstrecke, in etwa analog zur "50er Route", aber gegen den Uhrzeigersinn, ist gem. NVA-Katalog die Streckennummer 00167. |
Streckennummer 00167:
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Karte mit den möglichen Ausweichflugplätzen des 931. ORAP und den Anflugbedingungen |
In der DDR flogen die MiG-25RB ihre
Aufklärungseinsätze gegen die NATO auf festgelegten Routen entlang der Grenze
zur Bundesrepublik,
meist in sehr großen Höhen und mit Überschallgeschwindigkeit (SUPERSONIC). Die
Flugrouten hatten intern dekadische Nummern wie z.B. 50er, 70er oder 90er Route.
Im
"NVA - Verzeichnis der Standardflugstrecken der 16. Frontluftarmee und der
Fliegerkräfte der NVA sowie der Grenztruppen der DDR" wurden bekannte Flugrouten
fünfstellig gelistet, so ist die "50er Route"
identisch mit der Streckennummer 00168
(siehe oben).
Die mit "KUB-3M"
bzw. dem Nachfolgesystem "SHAR-25" ausgerüsteten Flugzeuge waren
zudem in der Lage, die gewonnenen Daten während des
Fluges an eine Bodeneingangstelle zu übertragen (siehe o.a. Grafik).
Interessant ist, daß mit der
MiG-25RB auch Bombenabwürfe aus großen Höhen (ca. 20.000 m) mit Überschallgeschwindigkeit
(ca. 2.500 km/h bzw. Mach 2,35) möglich waren und auch geübt wurden, siehe
auch o.a. Logbuchauszug. Zur Berechnung diente das sonst für Fotoeinsätze
genutzte interne System "PELENG" bzw. später das verbesserte "PELENG-DR"
in Verbindung mit dem Bordcomputer "ORBITA-1-155". Diese sehr schwer- und
anfälligen Systeme wurden später durch die verbesserten und nun digitalen "PELENG-DM",
"ORBITA-10-155" und dem "DISS-7" (Dopplerradar) ersetzt.
Bei 'scharfen' Einsätzen, z.B. über dem Übungsgelände bei
Luninets/ BLR, konnten dabei z.B. bis
acht (RBV, BK, RBS) bzw. zehn (RBT, RBF, RBSh) Bomben zu je 500 kg des
speziell hitzefest ausgelegten Typs FAB-500T-M62 an Unterflügel- und
Rumpfstationen mitgeführt werden.
Ein interessantes Video zum Einsatz der MiG-25RB als Bomber
youtube
(ab 32:42min).
Umstritten ist der Einsatz der MiG-25RB als
Nuklearwaffenträger.
In einem Aufklärungsgeschwader gab es in der Regel eine Informationsverarbeitungsabteilung (OOI) zur Be- und Verarbeitung sowie Auswertung der durch die unterschiedlichen Sensoren gewonnenen Aufklärungsdaten. Die OOI bestand aus zwei Unterabteilungen:
1. Luftaufklärung (hier: IMINT <Foto und SLAR>)
1.1. Gruppe Datensammlung- und -verarbeitung
1.2. Gruppe Datenauswertung
2. Funkelektronische Aufklärung (ELINT)
2.1. Gruppe Datensammlung- und -verarbeitung (ORTR)
2.2. Gruppe Datenauswertung (DRTR)
sowie zusätzlich eine selbständige Informationssende- und Empfangsstelle (PPPI).
Hauptbedarfsträger der Aufklärungsergebnisse des 931.ORAP war neben der WGT wohl die OSNAZ/GRU.
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Das 931. ORAP nutzte einen alten umgebauten Hochbunker (auch "Göring-Turm" ("Башня Геринга) genannt) als Sondergebäude mit spezieller Nachrichtenzentrale. Der massive fensterlose Betonbunker besteht aus vier Etagen, auf denen der sogenannte KP (Kommandopunkt) mit Lagekarten etc., der "RPP" ("Funkempfangspunkt"), die Fernmelde- und Stromversorgungstechnik sowie Sozialräume untergebracht waren. Auf dem Dach waren an mehreren Gittermasten diverse Antennen für die verschiedenen Zwecke (Funk und Richtfunk) installiert. Der aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammende und von der Wehrmacht für Radarerprobung genutzte Bunker könnte auch als Antennenträger einer Bodeneingangsstelle für die Datenübertragung aus der MiG-25RBK/RBF (siehe oben) gedient haben.
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![]() der Hochbunker ("Turm") Ein im Internet eingestelltes Video läßt interessante Details erkennen ![]() |
![]() ![]() Aufbau auf dem Dach des Hochbunkers |
![]() ![]() am und auf dem Aufbau und auf dem Dach waren diverse Antennen und Masten befestigt |
![]() Befestigungsplatte für Gittermast Typ SOSNA |
![]() Zugang zu einer gesonderten Sperrzone |
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SUKHOI SU-24MR (FENCER E)
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Die SU-24MR wurde ab 1986 vom 11. Selbständigen Aufklärungsgeschwader (11. ORAP) in Welzow geflogen und ersetzte die YAKOVLEV YAK-28R (BREWER D).
Für Aufklärungseinsätze hatten die Maschinen umfangreiche technische Möglichkeiten für:
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Die Basisausstattung ist das bordeigene Sytem BKR-1 (установка базового комплекса разведки БКР-1), welches aus zwei Komponenten besteht:
Zusätzliche Aufklärungstechnik ist entweder ebenfalls fest an Bord installiert oder in abnehmbaren Zusatzbehältern (Pods) untergebracht::
Die SU-24MR hat die Möglichkeit, Aufklärungsergebnisse der TV-, Infrarot- und Laseraufklärung sowie Kernstrahlungsmeßergebnisse per Datenlink "POSREDNIK" mittels dem Breitbandfunkübertragungskanal SHRK-1 an eine Bodenstelle zu übertragen. Um die Aufklärungsdaten zeitlich zuzuordnen zu können, ist an Bord das Zeitsystem "SEVAN" installiert.
Eine
spezielle Einrichtung
ermöglicht
es,
nach dem Aufklärungseinsatz
Filmmaterial
der Luftbildkameras in einer speziellen Kapsel/Kassette
('Container')
"KADR" noch
während des Fluges
in vorher festgelegten Räumen in ca. 100 m Flughöhe
auszustoßen,
um dort aufgesammelt zu werden. |
Während eines "Tages der offenen Tür" am 26.07.1992 in Damgarten konnte u.a. diese SU-24MR aus Welzow (Bordnummer 10 weiß) aus unmittelbarer Nähe angeschaut werden:
![]() SU-24-MR |
![]() ELINT-Pod "TANGAZH" |
![]() Panoramakamera AFA AP-402M (vorn) TV-Aufklärungssystem AIST-M |
![]() Schrägbildkamera A-100 |
![]() Lufthutze auf dem Rumpf für den Wärmetauscher |
![]() Blick ins Cockpit (links: Pilot, rechts: WSO) |
![]() Platz des WSO |
Ein interessantes Foto aus
dem Cockpit einer SU-24MR mit Details der Anzeige- und Bedienelemente von
der Position des
Waffensystemoffiziers (WSO)
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Foto
aus dem Cockpit einer russischen SU-24MR (2018)![]() |
|||||
![]() ![]() |
![]() |
Am 15. Juni 1993 wurden die 1. und 2. Staffel mit ihren SU-24MR aus Deutschland abgezogen und nach Marinovka/RUS verlegt.
Weitere Infos und Fotos: link-1
link-2
SUKHOI SU-17M3R (FITTER H)
Die SU-17M3R wurde vom 294. Selbständigen Aufklärungsgeschwader (294. ORAP) in Allstedt geflogen. Für Aufklärungseinsätze wurden die Maschinen am zentralen Unterrumpfpylon mit einem mutlifunktionalen Aufklärungsbehälter vom Typ KKR-1T oder KKR-1/2 ausgerüstet.
Im KKR-1T sind eingebaut:
Details zum KKR-1T:
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![]() der KKR-1T an einer SU-22M4 der NVA |
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Der KKR-1/2 unterscheidet sich vom KKR-1T dadurch, daß anstelle des SRS-13 eingebaut sind:
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Fehlen der grünen dielektrischen Flächen auf beiden Seiten des Behälters. |
![]() der KKR-1/2 an einer SU-17M3R |
![]() KKR-1/2 ![]() |
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Beispiele
von Flugrouten der
SU-17M3R: für google earth
herunterladen
(Ortsangaben ohne Gewähr):
Schon Ende 1990 wurde eine Staffel bzw. dann im Mai 1991 die zweite Staffel von Allstedt nach Qarshi (Карши)/Usbekistan bzw. Krustpils (Крустпилс)/Lettland zurückverlegt, z.T. über Groß-Dölln (Templin).
Ein
mysteriöser Hubschrauber vom Typ Mil MI-8 kam in drei
Exemplaren vermutlich auch im Rahmen der Funkelektronischen Aufklärung zum
Einsatz link.
Neben Flugzeugen und Hubschraubern waren bei der
GSSD/WGT auch RPVs (Remotely
Piloted Vehicle = unbemanntes Luftfahrzeug) / Drohnen zur Aufklärungszwecken
stationiert link.
Ab 1984 kam über der DDR auch mehrfach das
sowjetisches AWACS A-50 (NATO-Code MAINSTAY) zum Einsatz.
Dank an Peter H. Rentsch für die Unterlagen
(MiG-25), an Helge Schwarzlose
für das aufgefundene Logbuch (MiG-25), den Flugstreckenübersichten
(russisch, Stand 1991), den Fotos der SU-24MR und der Rufnamentafel aus Brand, sowie an Ralf Löhder für die Fotos vom Hochbunker
Werneuchen.
Thanks to Mr. Chris Lofting and Mr. Ralf Manteufel for their support.
Quellen u.a.:
Air Zone No. 4, 6
Lutz Freundt "Sowjetische Fliegerkräfte - Deutschland 1945-1994", Band-1 bis Band-4
Fencers in Germany (Kieron Pilbeam, Air Forces Research May 1995 No.2, p. 6-8)
Foxbats in Germany (Lutz Freundt, Air Forces Research May 1995 No.2, p. 9-12)
WORLD AIR POWER JOURNAL, Vol.20, Vol.21, Vol.24
Schausammlung "Traditionsverein Fernmelde- und Elektronische Aufklärung Luftwaffe e.V." (mittlerweile aufgelöst)
Handbuch "Практическая аэродинамика самолета МиГ-25РБ" (Herausgeber: Verteidungsministerium UdSSR, Luftstreitkräfte, 1977)
Mikoyan MiG-25 Foxbat - Guardian of the Soviet Borders (Yefim Gordon, Red Stars Vol. 34, Midland Publishing, Ltd., 2007)
MiG-25 'Foxbat' MiG-31 'Foxhound' - Russia's Defense Front Line (Yefim Gordon, Aerofax, 1997)
diverse russischsprachige Internetseiten