Die
Geschichte der Führungsdienste der Luftwaffe
Der Aufbau des Führungsdienstes
in der neu aufgestellten Luftwaffe begann im Frühjahr 1956, als unter der
Leitung des Kommandos der Schulen in Fürstenfeldbruck mit tatkräftiger
Unterstützung durch die
US Air Force zwei Technischen Schulen der Luftwaffe (TSLw) neu aufgestellt
wurden, die TSLw
1 in Kaufbeuren und die
TSLw
2 in Lagerlechfeld. Beide Schulen hatten die Aufgabe Personal auf den
Gebieten Radartechnik, Fernmeldetechnik und -betrieb sowie Flugsicherung,
Flugmeldedienst und später auch im Bereich der Elektronischen Kampfführung
auszubilden.
Es standen noch zahlreiche Offiziere und Unteroffiziere der alten Luftnachrichten-Truppe (Ln-Trp) zur Verfügung, so daß an Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen angeknüpft werden konnte. Damals aber wurde bewußt auf Begrifflichkeiten wie "Nachricht" und Wortbildungen wie Nachrichtenwesen, Nachrichtenverbindungen, Nachrichtentruppe verzichtet und anstelle „Fernmelde“ in Wortbildungen wie Fernmeldeverbindungen, Fernmeldewesen, Fernmeldetruppe verwendet. Auch wurden einzelne Tätigkeitsgebiete unter dem Begriff "Dienstbereich" zusammengefasst. Als Bezeichnung für den Bereich, der früher die Ln-Truppe beschrieb, bürgerte sich der Ausdruck "Führungsdienste" ein.
Als erste Verbände des Führungsdienstes wurden 1956 - 1957 das Fernmelde- Lehr- und Versuchsregiment (FmL/VsuRgt) 61 in Nörvenich, nach Zwischenstationierung in Sonthofen wenig später mit Endstandort Lagerlechfeld, und die Fernmeldeabteilungen 111 und 121 an den Standorten Münster/Osnabrück und Karlsruhe aufgestellt.
Anfang der 1960er Jahre wuchsen sie zu den Fernmelderegimentern (FmRgt) 11 und 12 (FmRgt Typ A) auf. Sie bestanden aus je zwei Fernmeldeabteilungen sowie einer Flugsicherungsabteilung und betrieben in der Nord- bzw. Südhälfte der Bundesrepublik Deutschland das inzwischen aufgebaute Luftwaffen-Richtfunknetz, die Fernmeldezentralen der Kommandobehörden und Gefechtsstände sowie ab 1972 die Rechenzentren des Elektronischen Informations- und Führungssystems für die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe (EIFEL).
Die Flugsicherungsabteilungen wurden 1980 herausgelöst und die in der überörtlichen Flugsicherung eingesetzten Flugsicherungseinheiten in dem neu aufgestellten FmRgt 81 in Karlsruhe zusammengefasst. Damit erhielt die überörtliche militärische Flugsicherung erstmals eine eigenständige Organisationsform als Verband. Mit Aufbau und Überleitung der zivilen Flugsicherung in eine privatwirtschaftliche Organisationsform (Deutsche Flugsicherung GmbH [DFS GmbH]) wurde dieser Verband 14 Jahre später aufgelöst. Verbleibende Planungs- und Koordinationsaufgaben wurden dem Amt für Flugsicherung der Bundeswehr (AFSBw) in Frankfurt/Main übertragen.
Im Dienstteilbereich Elektronische Kampfführung (EloKa) wurden ab Anfang 1957 für die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung die Vorläufer der späteren Fernmelderegimenter 71 in Osnabrück und 72 in Feuchtwangen aufgestellt (FmRgt Typ C). Ihnen waren sogenannte Fernmeldesektoren (FmSkt) als die durchführenden Einheiten auf Kompanieebene unmittelbar unterstellt. Diese leisteten in ortsfesten Stellungen in 75 Meter hohen Fernmeldetürmen an der innerdeutschen Grenze und in rückwärtigen Stellungen rund um die Uhr ihren Aufklärungsdienst. Im Bereich der Auswertung entstand 1971 aus der Zentrale für Funkanalyse (ZfFu) und der zwei für die Auswertung zuständigen Fernmeldesektoren N und S der Fernmeldebereich (FmBer) 70 in Trier.
Für den zunächst Flugmeldedienst genannten Radarführungsdienst (RadarFüDst) zeichnete sich sehr schnell die Integration in das System der NATO-Luftverteidigung ab. Nach Aufstellung der Flugmeldeabteilungen 312 und 332 für den Süd - und Nordraum Anfang 1958 übernahmen diese im Herbst 1959 die ersten amerikanischen und britischen Stellungen in Türkheim / Brekendorf. 1960/61 wurden die Fernmelderegimenter 31, 32, 33 und 34 aufgestellt (FmRgt Typ B) und den beiden Luftverteidigungsdivisionen (LVDiv), der 1. LVDiv München und 3. LVDiv Münster, zugeordnet. Ihr Auftrag war der Betrieb der Kampfführungsanlagen im Rahmen der integrierten NATO-Luftverteidigung. Auch ein herkömmlicher, "Auge/Ohr" genannter Luftraumbeobachtungsdienst (LRB) wurde an der innerdeutschen Grenze aufgestellt und, wie die Radarstellungen - allerdings im Frieden in nationaler Verantwortung (als "earmarked forces") - im 24-Stundendienst betrieben.
Nach Aufstellung der Luftwaffe bildeten zunächst u.a. die beiden Luftverteidigungsdivisionen und eine Luftangriffsdivision die beiden Luftwaffengruppen Nord (Münster) und Süd (Karlsruhe). 1963 bzw. 1968 und 1971 erfolgte eine Umstrukturierung in vier gemischte Luftwaffendivisionen (LwDIv), in die 1. LwDiv (Fürstenfeldbruck), die 2. LwDiv (Karlsruhe), die 3. LwDiv (Kalkar) und die 4. LwDiv (Aurich).
1979 wurde aus dem LRB der Tieffliegermelde- und Leitdienst (TMLD). Er ergänzte - wie der LRB - die NATO-Luftlageerstellung im Dauereinsatz. Im Rahmen der Einnahme der Luftwaffenstruktur 3 wurde der TMLD Anfang der 90er Jahre aufgelöst. Die Aufstellung der Verbände des Führungsdienstes in der Luftwaffe mit den Dienstteilbereichen Fernmeldeverbindungsdienst, Radarführungsdienst und Elektronische Kampfführung war Mitte 1965 abgeschlossen. Nicht unerwähnt bleiben sollen die Einheiten, die in Verbänden der anderen Dienstbereiche die Aufgaben des Führungsdienstes wahrzunehmen hatten und mit diesen aufwuchsen. So die Flugbetriebsstaffeln in den fliegenden Verbänden und entsprechende Einheiten in den FlaRak- und Flugkörper (FK) - Verbänden.
Das Luftwaffenführungsdienstkommando
Die Zuständigkeit für den gesamten Bereich des Führungsdienstes der Luftwaffe lag zunächst ausschließlich beim Führungsstab der Luftwaffe im BMVg. Anfang der 60er Jahre wurden wesentliche Teile der Planung und des Einsatzes des Führungsdienstes auf die unter dem Luftwaffenamt neu gebildete Inspektion Führungsdienste der Luftwaffe verlagert und der Inspektion die luftwaffenweite Regelung von Einsatzfragen der Dienstteilbereiche übertragen. Aus dieser Inspektion entstand als Folge einer neuen Kommandostruktur im Oktober 1970 das Luftwaffenführungsdienstkommando (LwFüDstKdo) als Fach- und zugleich Divisionskommando. Es war fachdienstlich allen Fernmelderegimentern Typ A (Fernmeldeverbindungsdienst und militärische Flugsicherung), Typ B (Radarführungsdienst) sowie Typ C (Fernmelde- und Elektronische Aufklärung) vorgesetzt.
Diesem wurde auch das neugebildete Amt für Flugsicherung der Bundeswehr unterstellt, welches als Fachkommando bundeswehrweite Aufgaben auf dem Gebiet der militärischen Flugsicherung wahrnahm. 1982 wurde dem LwFüDstKdo die Fachkommandoaufgabe für das Gebiet der Informationsverarbeitung übertragen, die bis dahin eigenständig von der Abteilung Informationsverarbeitung der Luftwaffe im Luftwaffenamt wahrgenommen wurde. Mit der Funktion als Fachkommando war die Befugnis verbunden, luftwaffenweite Regelungen und Anweisungen zu erlassen. Das LwFüDstKdo hatte in diesem Rahmen zentrale Planungs-, Entwicklungs- und Koordinationsaufgaben für alle Dienstteilbereiche des Führungsdienstes wahrzunehmen.
Mit der Luftwaffenstruktur 3 wurden die Fachaufgaben auf die Ebene der Höheren Kommandobehörden verlagert. Für das LwFüDstKdo bedeutete dies die Abgabe dieser Aufgaben an die neuen Abteilungen des Luftwaffenamtes; Abteilung Führungssysteme der Luftwaffe und Abteilung Personal, Ausbildung und Reservistenangelegenheiten.
Als ab dem 01. Oktober 1987 reines Divisionskommando hatte das LwFüDstKdo neben allgemeinen truppendienstlichen Aufgaben den Auftrag zur Einsatzführung für das Einsatzfernmeldenetz der Luftwaffe,
· das Rechnergestützte Führungsinformationssystem EIFEL 1,
· das Erfassungs- und Auswertesystem der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe (EASysFmEloAufklLw).
Mit der neuen Zuordnung der Verbände der Luftwaffe im Rahmen der Luftwaffenstruktur 4 ergab sich für das LwFüDstKdo die Unterstellungsänderung unter das Luftwaffenführungskommando (LwFüKdo), und damit eine stärkere Integration in den operativen Bereich der Luftwaffe. Gleichzeitig wurde der Kommandobereich dergestalt umorganisiert, dass nunmehr der Fernmeldeverbindungsdienst, die Informationstechnik- und DV-Komponente sowie die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung als dem LwFüDstKdo unmittelbar zugeordnete Führungsdienste geführt werden. Der Radarführungsdienst und das Amt für Flugsicherung der Bundeswehr sind auch fachlich dem LwFüDstKdo nicht mehr zugeordnet.
Im Rahmen der Einnahme der
Luftwaffenstruktur 5, wurde das LwFüDstKdo am 30.06.2002 aufgelöst. Die
Nachfolge trat der Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe (FüUstgBerLw) an.
Ebenfalls wurden die Fernmelderegimenter 11 und 12 in das mobile und das
ortsfeste AutoFüFmNLw-Bataillon umgegliedert und dem FüUstgBerLw unterstellt.
Der Fernmeldebereich 70 wurde an die Streitkräftebasis (SKB) übergeben.
Generale Inspektion Führungsdienste Luftwaffe 16.12. 1962 - 30.04.1964 Brigadegeneral August Hentz 01.05.1964 - 30.09.1967 Brigadegeneral Eberhard Gralka 01.10.1967 - 30.09.1970 Brigadegeneral Paul Buntrock
Kommandeure Luftwaffenführungsdienstkommando 01.10.1970 - 31.03.1971 Brigadegeneral Paul Buntrock 01.04.1971 - 31.07.1971 Brigadegeneral Klaus Eschenbach 01.08.1971 - 28.02.1978 Brigadegeneral Joachim Birkholz 03.04.1978 - 14.05.1979 Brigadegeneral Hartmut Gülzow 01.08.1979 - 31.03.1982 Brigadegeneral Hans-Wilhelm von Bornstaedt 01.04.1982 - 31.03.1984 Brigadegeneral Kurt Enzenberger 01.04.1984 - 31.12.1985 Brigadegeneral Siegfried Poschwatta 01.01.1986 - 31.03.1991 Brigadegeneral Wolfgang Görlitz 01.04.1991 - 31.03.1995 Brigadegeneral Paul Westhoff 01.04.1995 - 31.12.1996 Brigadegeneral Klaus Poetzsch 01.01.1997 - 30.06.1999 Brigadegeneral Peter Dicks 01.07.1999 - 31.07.2000 Brigadegeneral Friedrich Wilhelm Ploeger 01.08.2000 - 30.09.2001 Brigadegeneral Lothar Amme 01.10.2001 - 30.06.2002 Oberst i.G. Rainer Fiegle
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Wappen Luftwaffenführungsdienstkommando
Der Führungsdienst wird mit dem als Adler stilisierten Buchstaben „F“ in der Farbe Gelb der Fernmelder symbolisiert und die blaue Grundfarbe stellt die Verbindung zur Luftwaffe her. Das schwarze Kreuz steht für das Kurfürstentum Köln.
Als Gimmick hat das LwFüDstKdo anlässlich eines Balls im Jahr 1987 ein Kartenspiel mit den den Konterfeis "wichtiger Persönlichkeiten" herausgegeben, so zeigt das Kreuz As als "Big Boss" den damaligen Kommandeur LwFüDstKdo Brigadegeneral Wolfgang Görlitz.
Quellen u.a.:
TSLw 2 - Ausbildungsunterlage "Entwicklung und Einsatz der mit "EloKa" betrauten Dienstzweige des Luftnachrichtendienstes und der Führungsdienste der Lw (1984)
"Führungsdienste - Kurzer Abriß der Geschichte der Luftnachrichtentruppe und der Führungsdienste der Luftwaffe" (erstellt von Oberst Heinz Hausherr, o.D.)
Luftwaffenführungsdienstkommando - "30 Jahre Partner der Einsatzverbände" - Die Chronik 1970 - 2000