Der Abhörposten QUELLE 1 in Rhinow (Havelland)
Karte
Die HA III des MfS hörte nicht nur Funk,
Richtfunk, Autotelefone etc. ab, sondern auch Kabelverbindungen. Eine Besonderheit stellte
hier der Aufklärungsstützpunkt in Rhinow mit Deckname QUELLE 1 dar. Er
war einer der modernsten der HA III, Betreiber war die Abteilung
7.
Hier wurde das von West-Berlin über mehrere Verstärkerstellen zur Bundesrepublik Deutschland bis Uelzen verlegte
Glasfaserkabel (Lichtwellenleiter = LWL) "abgeschöpft". Dieses Kabel bestand aus
60 Fasern mit einer
Übertragungskapazität von 1920 PCM-modulierten Kanälen pro Faserpaar.
Am 16.April 1985 wurde mit der Anweisung Nr. III/015/85 unter der Tarnbezeichnung "SAPHIR A/2-1"
der Auftrag erteilt, das Kabel "anzuzapfen". Noch vor Inbetriebnahme
der Strecke erfolgte der Signalabgriff mit Hilfe eines optischen Strahlteilers in der
Verstärkerstelle Rathenow, die Ableitung wurde ebenfalls mittels LWL zu dem
Betriebsgebäude des Aufklärungsstützpunktes in Rhinow in der Nähe des Richtfunkturmes der Deutschen Post
(siehe Bild unten)
gewährleistet. Im Juli 1987 hatte die Verbindung ihre Gesamtkapazität von
57.600 Kanälen erreicht; die Deutsche Bundespost begann aber erst Ende 1987 die
Kanäle zu beschalten. Im Oktober 1989 waren es ca. 6.000 Kanäle, die für Telefon
und Datenübertragung geschaltet waren. Bereits im Januar 1988 begann man 60
ausgesuchte Kanäle entweder manuell oder automatisch "abzuschöpfen". Die
Abhörkapazität wurde später noch erhöht. Mit Hilfe westlicher
Technik (Schaltkreise der Demultiplexer) konnten die einzelnen Leitungen (Fasern) entsprechend
bearbeitet werden.
Auf dem Gelände befand sich noch ein kleiner
Aufklärungsturm mit dem typischen "bienenkorb"-ähnlichen Radom
(NATO-Code "BEE HIVE"). Mit den
darunter befindlichen Antennen und Empfängern konnte die Überhorizont-Richtfunkstrecke
von Berlin-Frohnau
nach Clenze (Kreis
Lüchow-Dannenberg) bzw. die Richtfunkstrecke Berlin-Frohnau
nach
Gartow/Wendland abgehört
werden.
Die Überhorizont-Strecke Berlin-Clenze war eine der beiden von West-Berlin zur
Bundesrepublik führenden Richtfunktrassen; die andere führte nach/zum Torfhaus
im Harz (s.u.).
Unter der Tarnbezeichnung "SAPHIR A/2-2" erfolgte in Rhinow ab 1986 auch der "Einstieg" in die digitale Richtfunkstrecke, die von Uelzen über Dequede, dann über den unweit vom Betriebsgebäude des MfS entfernten Richtfunkturm Rhinow über Perwenitz nach West-Berlin verlief. Der Signalabgriff erfolgte mit Hilfe eines Leitungsteilers direkt im Richtfunkturm Rhinow.
Da die DDR selbst damals nicht über die erforderliche entsprechende Technik verfügte, um die Signale sowohl der LWL- als auch der digitalen Richtfunktrasse zu demodulieren, musste diese z.T. mit entsprechendem Aufwand - auch finanzieller Art - im Westen beschafft werden, so z.B. die Demodulatoren für das DRS 140.
In Rhinow befindet sich heute eine
Fernmeldeanlage mit einem Rundfunksender.
schönes Luftbild der gesamten Anlage
link
Richtfunkturm*
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Richtfunkturm mit dem Abhörturm*
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Abhörturm* ("Bienenkorb", NATO-Code: BEE HIVE) |
Abhörturm von unten*
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Antennenabdeckungen am Abhörturm* |
Einstiegsluke ins Radom* |
im Radom* |
Zu den Richtfunk- und
Glasfaserverbindungen nach Berlin mehr hier
link
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Quellen:
archiv.tagesspiegel.de/archiv/09.04.2000/ak-po-de-14821.html
www.underground-and-shelternetwork.de
Hubertus Knabe - West-Arbeit des MfS
BStU-Unterlagen
Für die Infos bzw. Fotos vielen Dank an die Herren W.Kunze und P. Rentsch