EURO HAWK(TM)
Das Projekt „Signalerfassende luftgestützte weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA)" sollte mit dem Nachfolgesystem der BREGUET BR.1150 ATLANTIC 'PEACE PEEK', dem EURO HAWKTM , realisiert werden. Diese europäische (deutsche) Version des RQ-4 GLOBAL HAWK mit entsprechendem SIGINT-Equipment sollte ursprünglich ab 2010 einsatzbereit sein. Die Beschaffung dieser fliegenden Plattform war eingeleitet, der Prototypen ausgeliefert.
Das Projekt wurde aber im Mai 2013 letztendlich aus Kostengründen gestrichen (siehe unten).
Bei dem Vorhaben handelte es sich um ein unbemanntes (UAV = Unmanned Aerial Vehicle), operatives, hochfliegendes Aufklärungssystem mit großer Reichweite (HALE = High Altitude, Long Endurance). Wie schon beim System LAPAS war auch bei diesem teilstreitkraftübergreifenden Projekt die Luftwaffe federführend. Der Sensorträger ist kein Fluggerät in der Größe herkömmlicher Drohnen, sondern hat eher die Größe eines mittelgroßen Geschäftsflugzeuges. Die Reichweite beträgt mehrere tausend Kilometer bei einer Einsatzdauer von mehr als 24 Stunden in großer Höhe (über 15.000 Meter). Die Ausrüstung umfasst signalerfassende Sensoren (ISIS-A = Integratetd SIGINT System Air) mit einer Datenübertragungseinrichtung und eine Bodenstelle (ISIS-G = Integratetd SIGINT System Groundstation), die auch die Steuerung des Sensorträgers übernehmen sollte.
Ein entsprechendes MOU (Memorandum of Understanding) zwischen den Firmen EADS und Northrop Grumman wurde im April 2000 unterzeichnet, ein weiteres MOU am 16. Mai 2006 . Die Firmen EADS und Northrop Grumman gründeten dazu das (50-50-) Joint Venture Euro Hawk GmbH mit Sitz in Immenstaad am Bodensee.
Im Juli 2009 wurde die
Endmontage des ersten EURO HAWK (Prototyp) abgeschlossen, das
Roll-Out fand am 8.Oktober in Palmdale statt. Der Prototyp trägt die
(Bundeswehr-) Flugzeugkennung 99+01.
Der Erstflug fand am 29. Juni 2010 statt. Um 10:32 Uhr
startete der EURO HAWK zu einem knapp zweistündigen Flug,
der ihn von
Palmdale zur nahen nordostwärts gelegenen
Edwards AFB führte.
Der erste Flug mit einer Dauer von über 30 Stunden in einer Höhe vom 60.000 Fuß fand im Dezember 2010 statt und demonstrierte somit die Einsatzfähigkeit von großer Dauer (HALE).
Am 21.Juli 2011 landete der Prototyp 99+01 nach einem 24-stündigem Überführungsflug von Palmdale, Kalifornien/USA zur Wehrtechnischen Dienststelle 61 (WTD-61) in Manching. Hier soll das ISIS (Integrated SIGINT-System) installiert und getestet werden. Die für Sommer 2012 geplante Übergabe an die Truppe (Aufklärungsgeschwader 51 "Immelman" (AG 51 "I") in Jagel/Scheswig-Holstein) wurde auf 2013 verschoben.
Am 11.01.2013 startete der Prototyp in Manching zu seinem ersten Sensor-Testflug über Deutschland.
![]() Roll-Out |
![]() Roll-Out-Patch |
![]() First-Flight-Patch |
![]() Patch der geplanten dritten Staffel 3./ AG 51 -I- (HALE) |
Video Erstflug
![]() Video Landung in Manching ![]() |
![]() EURO HAWK Broschüre (klick auf Bild) |
Die Serienauslieferung des EURO HAWK
mit insgesamt vier weiteren Luftfahrzeugen und einer weiteren
Bodenkomponente war zuletzt ab 2015 geplant. Der Prototyp sollte dann auf
Serienstandard hochgerüstet werden. Die unbemannten Luftfahrzeuge sollten in Jagel beim Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" (AG 51 "I") als MOB (Main Operating Base) zielstationiert werden, mit den Bodenkomponenten MCE (Mission Control Element) und LRE (Launch and Recovery Element) in Jagel bzw. die ISIS-G (Integratetd SIGINT System-Groundstation) in Nienburg/Weser beim Bataillon für Elektronische Kampfführung (EloKaBtl 912). Für Entwicklung des Systems, Bau des Prototypen, den vier geplanten Seriensystemen einschließlich der zweiten Bodenkomponente sowie Hochrüstung des Prototyps auf Serienstandard wurden gemäß Angaben des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) insgesamt 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. |
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Zum Abruch des Projektes EURO HAWKTM:
ab 21.03.2013:
Nach Pressemitteilungen soll die Beschaffung der Seriensysteme
voraussichtlich gestrichen werden. Als Begründung werden "nicht unerhebliche Mehrkosten"
(ca. 600 Millionen Euro) zum Erwirken einer Muster- und Verkehrszulassung
genannt link .
Dazu eine bereits vom 16. 02. 2012 stammende Antwort
auf eine Kleine Anfrage der
Fraktion DIE LINKE bezüglich einer "Änderung
des Luftverkehrsgesetzes zum Drohnen-Einsatz"
link.
14.05.2013:
Das beschlossene
"Aus" des
EURO HAWKTM
wird öffentlich bekannt gegeben, der Bundesverteidigungsminister de Maizière hat "die
Reißleine gezogen" link.
Die bisherigen Kosten für das Projekt belaufen sich mit Stand 7.Mai 2013 auf 668 Mio EURO; 305 Mio für das UAV und 363 Mio für das ISIS.
Es wird geprüft, ob das ISIS mit einer anderen fliegenden Plattform genutzt werden könnte, z.B. einem Airbus A-319, ebenfalls vom EADS-Konzern.
HINWEIS:
Vor fast genau 20 Jahren hat das damalige
Aufklärungsprojekt LAPAS ebenfalls wegen Streichung der Beschaffung
Kosten in
Höhe von 716 Mio DM verursacht.
08.08.2013:
Bei seiner vorletzten Mission im Rahmen der vertraglich
festgeschriebenen Abnahme fliegt der EURO HAWK die Rekordzeit von 25,3 Stunden
im deutschen Luftraum, laut Cassidian (EADS) der längste Flug einer Drohne über
Europa ohne Auftanken.
20.08.2013:
Beim letzten Abnahmeflug wird das Missionsequipment (ISIS) von deutschen
Behördenvertretern erfolgreich abgenommen. Der Flug mit einer Einsatzhöhe von
ca. 19 km dauerte knapp neun Stunden. Insgesamt wurden seit Januar 2013 sieben
Flüge mit dem installierten ISIS-A geflogen.
Das BMVg wollte bis Mitte 2014 entschieden haben, wie eine künftige luftgestützte Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Bundeswehr aussehen könnte.
Bei den vorgelegten Lösungsvorschlägen handelte es sich um folgende alternative Trägerplattformen für das ISIS:
Darüber hinaus wurde folgender Lösungsvorschlag "Geschäftsreiseflugzeug ohne Nutzung des Systems ISIS" (mit zwei Varianten) geprüft:
(siehe auch hier: link
)
Gemäß einem Rüstungsgutachten sollen die vorher
genannten Lösungsvorschläge nicht mehr in Betracht kommen. Vielmehr soll das
Nachfolgemodell des GLOBAL HAWK, die neue US-amerikanische Drohne (HALE)
MQ-4 TRITON beschafft werden. Für einen Praxistest des ISIS soll dazu der
in Manching 'eingemottete' EURO HAWKTM
reaktiviert werden link
.
Mai 2016:
Nach neuen Erkenntnissen sollen erneute Testflüge erst Ende 2017 aufgenommen werden, erste Probeflüge
unter realistischen Bedingungen jedoch erst 2019.
05.05.2017:
Das BMVg antwortet auf eine Kleine Anfrage der Fraktion die LINKE:
"Für die Entwicklung und Beschaffung des EURO HAWK FSD*,
einschließlich ISIS, die Durchführung von 7 Testflügen und Beschaffung von
Ersatzteilen sind seit 2007
rund 681 Mio. €
verausgabt worden; für die Maßnahmen zur
Vorbereitung der temporären Wiederaufnahme der EURO HAWK FSD ISIS Testflüge
rund 23,6 Mio. €."
Antwort
auf Drucksache 18/11829
* FSD = Full Scale Demonstator
08.06.2017
Seitens der
Bundesregierung wird mitgeteilt, daß an der Beschaffung des UAV MQ-4 TRITON
festgehalten wird und daß der bisher einzige beschaffte EURO HAWKTM
nach einer
'Demilitarisierung' verwertet werden soll.
Die neue 'Produktbezeichnung'
für das "ISIS auf TRITON" soll PEGASUS*
lauten.
link
28.01.2020
Die Bundeswehr stoppt die Beschaffung von
Aufklärungsdrohnen des Typs MQ-4 TRITON und will
anstelle bemannte Flugzeuge vom Typ
Bombardier Global 6000 kaufen
link.
Das SIGINT-Missionssystem ISIS soll nun von der
Firma Hensoldt kommen
link.
Der Rüstungskonzern entstand 2017 aus ehemaligen
Geschäftsbereichen von Airbus Defence and Space für Sensortechnologie in den
Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Luft- und Raumfahrt
link.
01.07.2020
Für die Beschaffung von drei Maschinen des Typs Bombardier GLOBAL 6000 werden 75 Mio Euro freigegeben
link.
PEGASUS
(PErsistent German Airborne SUrveillance System) - siehe
Seite 79f -
Demnach soll die Anfangsfähigkeit (IOC) im Jahr 2025 erreicht werden.
16.03.2021:
"Endstation Museum": Der
EURO HAWK plus Bodenstationen, Bodendienstgeräte und Weiters gehen an das
Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow
link.
September 2021:
Der EURO HAWK plus letztendlich nur eine Bodenstation sind per LKW im
Luftwaffenuseum eingetroffen
link.
Eine Zusammenfassung zum RQ-4E EURO HAWK von 2001 bis
2020
link
Der GLOBAL HAWK in Europa (2003)
Im Oktober 2002 war geplant, fünf ELINT - Demonstrationsflüge mit einem amerikanischen System GLOBAL HAWK vom Marinefliegerhorst Nordholz bei Cuxhaven aus durchzuführen. Das vorgesehene Demonstrationsmodell wurde aber von der US Air Force für den Einsatz bei ENDURING FREEDOM benötigt. Neue Erprobungen waren für das Frühjahr 2003 angesetzt, fanden dann aber letztendlich im Oktober/November gleichen Jahres statt (s.u.).
Das von der Firma EADS entwickelte ELINT-System wurde mit dem dritten Prototypen des GLOBAL HAWK, dem Air Vehicle 3 (AV-3) im November 2002 auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien getestet. Im August 2003 wurde das System für die vorbereitenden Test in Europa aber in das AV-1 eingebaut. Ein erster Testflug dazu fand ebenfalls in Kalifornien statt. Ohne Sensoren wurde das AV-1 dann nonstop nach Nordholz überführt; hier erfolgte wieder die Re-Installation der Ausrüstung.
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Die Flüge im Einzelnen: siehe auch hier:
Flug 1-42:
Flug 1-43:
Flug 1-44:
Flug 1-45:
Flug 1-46:
Flug 1-47:
Flug 1-48:
Flug 1-49:
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![]() Coin N° 704 / 1000 (Vorderseite) |
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![]() Coin N° 704 / 1000 (Rückseite) |
Bereits für LAPAS gab es Anfang der 90er Jahre den Vorschlag für eine unbemannte Sensorplattform