Luftgestützte Aufklärungsplattformen der West-Alliierten für Fernmelde- und Elektronische Aufklärung zur Zeit des Kalten Krieges
Neben den stationären Einrichtungen der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung (SIGINT) setzten die amerikanischen, französischen und britischen Streitkräfte auch fliegenden Plattformen zu diesem Zweck ein. Insbesondere die Amerikaner führten bereits 1949 im Rahmen des "PARPRO" (Peacetime Airborne Reconnaissance Program = Programm für luftgestützte Aufklärung im Frieden) Einsätze gegen die Sowjetischen Streitkräfte durch. So flogen z.B. während der Berlin-Blockade zu Aufklärern umgerüstete Transportflugzeuge "im Windschatten" der regulären Transporter nach West-Berlin mit.
Nachfolgend werden nur die wichtigsten Luftfahrzeugtypen beschrieben, die Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre in Mitteleuropa zum Einsatz kamen.
USA:
Lockheed TR-1A / U-2R
Am 01.10.1982 wurde auf der RAF Alconbury/GBR die 17th Reconnaissance Wing (17th RW = 17.Aufklärungsgeschwader) aktiviert. Sie war der 7th Air Division des Strategic Air Command (SAC) unterstellt. Die Einsatzstaffel der 17th RW war die 95th Reconnaissance Squadron (RS), ausgerüstet mit dem Höhenaufklärer Lockheed TR-1A, einer taktischen Version der Lockhheed U-2.
Auftrag der TR-1A "DRAGON LADY"
war es, für die Kommandeure der taktischen Verbände Zielinformationen der sowjetischen Bedrohung vorwiegend in Mitteleuropa
(NATO Central Region) in Fast-Echtzeit (near-real time) bereitzustellen.
Die Einsätze, u.a. entlang der deutsch-deutschen und deutsch-tschechischen Grenze
liefen unter dem Programmnamen "CREEK SPECTRE" und die Daten
wurden mittels eine Datenverbindung (data link) an eine Bodenstelle des TRS
(Tactical Reconnaissance System)
in der Nähe von Wüschheim
im Hunsrück (Karte) übertragen, dem TREDS (Tactical Reconaissance
Exploitation Demonstration System). Die ursprünglich von
einer Raketeneinheit verwendete Bezeichnung "METRO TANGO"
(vermutlich für Missile Training stehend) wurde beibehalten. Die
Bodenstelle wurde von der 6911th Electronic Security Squadron (ESS)
betrieben. Das TREDS basierte auf einem mobiles System, das aus aus
verschiedenen Modulen bestand. Ein geplanter Umzug in eine stationäre und verbunkerte TRIGS
(TR-1 Ground Station) fand nicht mehr statt. Die dazu
bereits fertig gestellte
Bunkeranlage
auf dem
Goßberg nördlich Wüschhheim wurde nicht mehr bezogen.
Für SIGINT-Einsätze z.B. waren an Bord der TR-1A das COMINT-System mit Programmnamen "SENIOR SPEAR" und das ELINT-System "SENIOR RUBY" installiert, z.T. auch in den großen Behältern unter den Tragflächen.
Gegen Einsatzflüge der TR-1/U-2R entlang der deutsch-deutschen und deutsch-tschechischen Grenze waren im Luftraum der DDR- bzw. der CSSR sogenannte Luftraumsicherungszonen (CAP) eingerichtet, aus denen heraus Jagdfliegerkräfte der GSSD/WGT bzw. der CVA-LSK bei einer eventuellen Grenzverletzung durch die TR-1/U-2R zum Einsatz gekommen wären (siehe auch u.a. Karte zum Herunterladen als Datei).
Ende Juni 1996 wurde die 17th RW deaktiviert und die 95th RS der 9th Strategic Reconnaissance Wing auf der Beale AFB, Kalifornien/USA unterstellt. Kurze Zeit später wurde die TR-1A umbenannt in U-2R. In Alconbury blieb jedoch eine kleine Einheit weiterhin aktiv, um Maschinen während des Transits von Beale nach Saudi-Arabien zu unterstützen.
Beispiele von Flugrouten der TR-1A: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Karte Luftraumsicherungszonen (DDR/CSSR): für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Interessante historische Dokumente zur U-2: The National Security Archive
eine TR-1A (80-1086)
beim Start auf der RAF Farnborough im Jahr 1982 (Foto: Richard Vandervord, www.airliners.net) |
Patch TR-1/U2 DRAGON LADY |
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Patch der 6911th ESS |
TRS "METRO TANGO" |
Boeing RC-135 V/W RIVET
JOINT
Boeing RC-135 U COMBAT SENT
Die aus der militärischen Version der Boeing 707 abgeleiteten RC-135 Aufklärungsmaschinen sind auch heute noch das 'Rückgrat' der amerikanischen fliegenden SIGINT-Plattformen. Während der Zeit des Kalten Krieges waren auf der britischen Basis RAF Mildenhall ständig Maschinen der 55th Strategic Reconnaissance Wing von der Offut AFB, Nebraska/USA stationiert, um Einsätze im 'European Theater' zu fliegen, d.h. von der Barentssee bis zum Mittelmeer. Überwiegend kam der Typ RC-135 V/W "RIVET JOINT" zum Einsatz. An Bord der auffälligen Maschinen arbeiten bis zu 27 Operateure. Unter dem Programmnamen "BIG SAFARI" wurden und werden heute noch in Greenville, Texas/USA durch die Elektronikfirma L-3 Communications (früher u.a. E-Systems) die Maschinen aus- bzw. umgerüstet. Ab 1972 wurden sieben RC-135C zu RC-135V und sechs zu RC-135W umgerüstet.
Ein weiterer Typ, der von der RAF Mildenhall zum Einsatz kam und noch kommt, ist die RC-135 U "COMBAT SENT" mit markanten Bugradomen. Von den 1970/71 modifizierten drei Maschinen wurde 1976 eine zur RC-135V umgerüstet.
Im Bestand der USAF befinden sich zwei RC-135U, acht RC-135V und neun RC-135W (Stand 2016).
Beispiel einer Flugroute der RC-135: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
eine RC-135V RIVET JOINT
(64-14844) auf einem Rollweg der RAF Mildenhall/UK im Jahr 1988 (Foto: Mike Freer, www.airliners.net) |
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eine RC-135U COMBAT SENT (64-14847) im Landeanflug auf die RAF Mildenhall/UK im Jahr 2011 (Foto: Benn Geroge, www.airliners.net) |
Die SR-71A "BLACKBIRD", von der
zweiköpfigen Besatzung auch
Habu
genannt, gilt immer noch als das schnellste Flugzeug der Welt aller Zeiten mit
erreichten 3529,6 km/h. Von dem hoch- und sehr schnell fliegenden Aufklärer
wurden in insgesamt 32 Maschinen gebaut, 29 SR-71A, zwei SR-71B und eine SR-71C,
die Versionen B und C waren Trainingsversionen. Alle Maschinen waren bei der 9th
Strategic Reconnaissance Wing auf der
Beale AFB, Kalifornien/USA stationiert. Die in Europa von der
RAF Mildenhall aus eingesetzten Maschinen waren von 1982 bis 1989 dem
am 01.04.1979 eingerichtetem Detachment 4 (Det 4)
"Home of the Blackbirds" der 95th RW zugeordnet.
Der erste Flug einer SR-71 von
der RAF Mildenhall/UK aus fand jedoch bereits am 20.05.1977 Richtung Murmansk und der
Barentssee statt; vier Tage später, am 24.05.1977, der zweite Flug, nun über der
Bundesrepublik und entlang der innerdeutschen Grenze.
Für Aufklärungseinsätze standen diverse Sensoren für die Bereiche SIGINT (ELINT) und IMINT zur Verfügung (siehe link-3). Die Aufklärungsdaten wurden aufgezeichnet und am Boden ausgewertet, konnten aber auch im Nahbereich einer Bodenstelle per Datenlink an diese übertragen werden.
Zur Überwachung des Warschauer Paktes gab es drei wichtige Flugstrecken:
Um der SR-71 "Paroli" bieten zu können, hatte die 16.Luftarmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSTD/GSSD) bzw. der Westgruppe der Truppen (WGT) auf dem Flugplatz Finow beim 787. Jagdfliegergeschwader (IAP) von Juli 1982 bis August 1989 das schnell und hoch fliegende Jagdflugzeug vom Typ Mikoyan-Gurevich MiG-25PD (NATO-Code FOXBAT E) stationiert. Mehr dazu hier: link
Am 29.06.1987 musste die SR-71 #964 auf der Route No.2 nördlich von Gotland nach einer Explosion im rechten Triebwerk eine (Not-) Landung auf dem deutschen Marinefliegerhorst Nordholz durchführen, anfangs begleitet von zwei schwedischen Saab JA 37 VIGGEN, dann von zwei amerikanischen F-15 EAGLE aus Deutschland (Spangdahlem).
Nach dem 20.09.1989 fand kein operationeller Einsatz einer SR-71A von Mildenhall aus mehr statt; das US-amerikanische Fiskaljahr 1989 endete am 30.09.1989. Die beiden Flugzeuge wurden jedoch erst am 18. bzw. am 19.01.1990 in die USA zur Beale AFB zurückverlegt. Damit endete auch das Det 4.
Beispiele von Flugrouten der SR-71: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Interessante historische Dokumente zur SR-71: The National Security Archive
eine SR-71A (61-7980)
im Landeanflug auf die RAF Mildenhall/UK im Jahr 1986 (Foto: Mike Freer, www.airliners.net) |
link-1 | link-4 |
Lockheed C-130E HERCULES
Die drei Luftkorridore von und
nach West-Berlin wurden im Laufe der Zeit bis 1990 auch von diversen
Aufklärungsmaschinen der Alliierten genutzt, nicht jedoch bspw. Luftfahrzeuge
der RC-135-Reihe. Zuletzt kamen drei speziell ausgerüstete Maschinen vom Typ
Lockheed C-130E zum Einsatz. Im Rahmen von BIG SAFARI wurden drei C-130E für die
Programme RIVET DUKE bzw. RIVET KIT und RIVET ACORN umgerüstet. Diese C-130E waren vom 1. Juli 1977 bis 31.März 1991 bei
der 7575th Operations Group (7575th OG) / 7405th Operations
Squadron (7405th OS) auf der Frankfurter Rhein-Main Airbase
stationiert.
Das Personal der Elektronischen Kampfführung (Electronic Warfare = EW), die EWOs
(EW Officers) und das technische Personal war der 7580th OS zugeordnet.
Für die Aufklärungsmissionen wurden sowohl die drei Luftkorridore A, B und C als
auch die Berliner Kontrollzone (Berlin Control Zone = BCZ) genutzt. Diese
Einsätze wurden von der USAFE auch als CREEK FURY bezeichnet.
Neben der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung (SIGINT) wurde auch Fotoaufklärung (optisch und Infrarot) (PHOTINT / IMINT) betrieben. So wurde z.B. eine in geringer Höhe fliegende C-130E mit offener Heckklappe im A-Korridor sowohl von westlichen Beobachtern gesichtet als auch von Luftraumbeobachtern (visuell) der NVA im Zuständigkeitsbereich des Funktechnischen Bataillons 43 (FuTB 43) Parchim gemeldet link.
Die letzte "corridor mission" fand am 27.September 1990 statt. Mit der Wiedervereinigung endete auch die Existenz der drei Korridore und der BCZ.
Beispiel einer möglichen Flugroute einer C-130E: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
eine C-130 E der 7405th Os im Anflug auf Berlin-Tempelhof (Foto: United States Air Force via wikipedia ) |
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Lockheed Orion EP-3E ARIES
Die EP-3E Orion ARIES
(Airborne Reconnaissance Integrated Electronics System) ist die landgestützte
SIGINT-Variante der
P-3 Orion der US Navy. Äußere Erkennungsmerkmale sind zwei
größere Radome unter dem Rumpf, eine längere Antennenverkleidung auf dem Rumpf
sowie diverse weitere Antennen, insbesondere am Rumpfheck. Die SIGINT-Crew
umfasst 19 Personen.
In den 1990er Jahren wurden die zwölf Maschinen auf ARIES II-Standard hochgerüstet.
U.a. auch im Rahmen von NATO-Übungen kam die EP-3E auch über der Ostsee zum Einsatz. In Europa stationiert waren die Maschinen ab 31.07.1971 auf der NAS Rota/ESP bei der seit Januar 1960 dort stationierten VQ-2 (Fleet Air Reconnaissance Squadron TWO) "Sandeman".
20 Jahre später, am 20.09.1991 traf die erste EP-3E ARIES II in Rota ein. Im Jahr 2005 verlegte die VQ2 zur NAS Whidbey Island, Washington/USA.
eine EP-3E Orion ARIES II
beim Start in Faro/POR im Jahr 1997 (Foto: Pedro Aragão, www.irliners.net) |
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Beechcraft RC-12 GUARDRAIL COMMON SENSOR
Die militärische Version der Beechcraft King Air A200 ist eine fliegende SIGINT-Plattform der US Army und war während der Zeit des Kalten Krieges auch in Deutschland stationiert. GUARDRAIL /COMMON SENSOR (GRCS oder GR/GS) ist die Bezeichnung für ein luftgestütztes SIGINT-System auf Corps-Ebene und stellt den lokalen Corps-Kommandeuren Aufklärungsinformation in Nahezu-Echtzeit (near real-time) zur Verfügung.
In Deutschland ist das System noch stationiert beim 1st Military Intelligence Battailon (1st MI) auf dem Wiesbaden Army Airfield (AAF) und war es beim 2nd Military Intelligence Battailon (2nd MI) auf dem Stuttgart-Echterdingen AAF; das 2nd MI wurde am 15.08.1992 in Stuttgart deaktiviert. Die in Deutschland stationierten Maschinen flogen ihre Einsätze auch entlang der damaligen deutsch-deutschen sowie an der deutsch-tschechischen Grenze, um so Informationen über die Streitkräfte des ehemaligen Warschauer Paktes zu gewinnen.
die aktuelle Version, eine
RC-12K in Wiesbaden im Jahr 2011 (Foto: Thomas Märten, www.airliners.net) |
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Beispiele von Flugrouten der RC-12: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Grumman RV-1 / OV-1 MOHAWK
Basierend auf einen Entwurf aus
den 1950er Jahren für das Gefechtsfeldüberwachungsflugzeug OV-1 MOHAWK, wurde
Mitte der 1970er Jahre die Version
RV-1D
MOHAWK für Elektronische Aufklärung (ELINT) unter dem Programmnamen "QUICK
LOOK I" entwickelt. Die Folgevariante war die RV-1D "QUICK LOOK II". Die
Besatzung bestand aus einem Piloten und dem Systembediener. Das
Aufklärungssystem
AN/ALQ-133 der Fa. United Technologies of Texas war in zwei großen Behältern
(Pods) unter den Tragflächen installiert. Es war möglich Analysedaten über eine
Datenlink an eine Bodenstelle zu übermitteln.
Eine weitere Variante war die OV-1 MOHAWK mit einem Seitensichtradar (SLAR
= Side Looking Airborne Radar).
Die MOHAWKs der US Army waren ebenfalls beim 1st Military Intelligence Battailon (1st MI) auf dem Wiesbaden Army Airfield (AAF) und beim 2nd Military Intelligence Battailon (2nd MI) auf dem Stuttgart-Echterdingen AAF stationiert und flogen wie die RC-12 GUARDRAIL auch Einsätze entlang der damaligen deutsch-deutschen und deutsch-tschechischen Grenze.
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Beispiele von Flugrouten der RV-1 / OV-1: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Frankreich:
Nord N.2501G "GABRIEL"
Die Nord Noratlas N.2501G "GABRIEL"
war die erste fliegende SIGINT-Plattform der Armée de l'Air und wurde in acht
Exemplaren beschafft. Einsätze in
Zentraleuropa wurden über Westdeutschland und in den drei Luftkorridoren nach
West-Berlin, quasi direkt über der DDR durchgeführt.
Es gab drei sogenannte Einsatzonen (RE = Reconnaisance Électronique):
RE-1: zur Überwachung der nördlichen DDR (u.a. den Bereich des 71.Jagdfliegerkorps der GSTD), Dauer ca. sechs Stunden und 15 Minuten, Flugfläche 120 bis160 (ca. 3.700 - 4.900 m)
RE-2: zur Überwachung der CSSR, Dauer ca. sechs Stunden und 30 Minuten, Flugfläche 110 bis 140 (ca. 3.400 - 4.300 m)
RE-3: zur Überwachung der DDR aus den Luftkorridoren von/nach Berlin und der Kontrollzone Berlin (BCZ) heraus, Flugfläche 100 bzw. 75 oder 85 (ca. 3.000 m bzw. 2.300 oder 2.600 m)
Beim Ein- bzw. Ausflug aus den Luftkorridor-B flog die N-2501G direkt über die Fernmeldeaufklärungsstelle der Armée de Terre bei Bahrdorf.
Die Flugstrecken zu den drei Einsatzzonen RE-1 bis -3: für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Zu erkennen waren die N.2501G "GABRIEL" an zwei markanten Unterrumpfradomen sowie an diversen zusätzlichen Antennen am Rumpf link. Die taktische Besatzung (SIGINT) umfasste zwölf Personen.
Die Maschinen waren anfangs bei der am 01.01.1964 im badischen Lahr aufgestellten Éscadrille électronique (EE) 00.054 stationiert, das später nach Metz verlegte. 1987 erhielt der Verband den Traditionsnamen "Dunkerque" (Dünkirchen); am 26.10.1989 flog die N.2501G zum letzten Mal. Sie wurden durch zwei Transall C.160 "GABRIEL" ersetzt.
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Mehr Informationen auch hier link |
Transall C.160G "GABRIEL"
Als Nachfolger der N.2501G "GABRIEL"
wurden zwei Maschinen des Typs Transall C.160G "GABRIEL"
beschafft. Der erste operationelle Einsatz fand am 03.07.1989 statt. Missionen
über Zentraleuropa wurden sowohl über Westdeutschland und der Ostsee, als auch
in den den drei Luftkorridoren nach West-Berlin geflogen.
Die beiden Maschinen (Kennungen F221 / GS und F216 / GT) sind bei der
54ème
Escadre Electronique Tactique (EET) 'Dunkerque' in
Metz stationiert.
Beide C.160G "GABRIEL" sollen ab 2025 durch Dassault Falcon 8X Archange ersetzt ( link ), die C.160G dann 2026 und 2028 ausgephast werden.
eine C.160G GABRIEL (F221 / GS)
auf der RAF Fairford/UK im Jahr 2005 (Foto: Harri Koskinen, www.airliners.net) |
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Zu erkennen sind die Transall "GABRIEL" an den fünf markanten Antennen auf der Rumpfoberseite, an den Antennenbehältern an den Tragflächenenden, diversen weiteren Antennen und Rumpfanbauten und dem ausfahrbaren Radom unter dem vorderen Rumpf. Die taktische Besatzung (SIGINT) umfasst acht Personen. |
Das Rückgrat der französischen strategischen
SIGINT-Aktivitäten war ab 1977 die DC-8-33 "SARIGUE" (Systeme
Aeroporte de Recueil d'Informations de
Guerre Electronique = Luftgestütztes System der
Elektronischen Kampfführung zur Informationssammlung). Die SIGINT-Crew an Bord
der Maschine (Kennung F-RAFE) umfasste je nach Auftrag 17 bis 23 Personen. Einsatzraum in
Zentraleuropa war ebenfalls Westdeutschland und die Ostsee.
Markante Merkmale sind die Antennenbehälter an den Tragflächenenden sowie das
zylinderförmige ca. 10 m lange Radom an der Rumpfunterseite. An Bord haben sich
mindestens sechs Arbeitsplätze für COMINT und sieben für ELINT befunden. Nach ihrer
Außerdienststellung wurde die Maschine 2004 im Musee de l'Air et de l' Espace
(Luft- und Raumfahrtmuseum) in Paris-Le Bourget abgestellt.
Die 'Ersatzmaschine' DC-8-721 (Kennung F-RAFD) wurde am 12.04.2001 offiziell vorgestellt, trägt die Bezeichnung "SARIGUE NG" (NG - Nouvelle Génération = Neue Generation), ist optisch dem Vorgängermodell ähnlich, besitzt jedoch etliche zusätzliche Antennen auf der Rumpfoberseite. Der erste Mission wurde am 25.07.2001 geflogen.
Stationiert war die DC-8-33 "SARIGUE" bei Escadron Electronique EE 51 ‘Aubrac’ anfangs in Brétigny, seit 1977 in Evreux bei Paris; die "SARIGUE NG" ist ebenfalls in Evreux stationiert.
Am 29.09.2004 wurde die bereits am 19.09.2004 erschienene Meldung bestätigt, daß die SARIGUE NG aus finanziellen Gründen und augenscheinlich auch aus Sicherheitsgründen (techn. Übergewicht) nicht weiter eingesetzt, also "gegroundet" wurde.
Beispiele zweier Flugrouten der DC-8 SARIGUE über Deutschland und der Ostsee (Start und Ziel Évreux): für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr):
Ein interessantes youtube-Video zur SARIGUE link
die DC-8 SARIGUE AG (F-RAFE)
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Patch der SARIGUE NG
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SA 330 PUMA H.E.T. (HÉLICOPTÈRE ELINT TECHNIQUE)
Zur taktischen Elektronischen Aufklärung (ELINT)
wurde zusätzlich von Januar 1988 bis Mai 1992 von Goslar/Harz aus ein speziell
ausgerüsteter Hubschrauber vom Typ PUMA SA 330 (Seriennummer 1595) eingesetzt. Markantes Merkmal war das
ausfahrbare Radom unter dem Rumpf. Das an Bord installierte ELINT-System ("ELISA"
= ELINT Système d’Acquisition) deckte in drei Teilbereichen das Frequenzspektrum von 0,2 - 15 GHz ab und
wurde von zwei Operateuren bedient. Der Hubschrauber kam in der Regel zwei- bis
dreimal pro Woche zum Einsatz, die typische Einsatzflughöhe betrug 3.048 m (10.000 ft).
Mehr
Infos
Großbritannien:
BAe Nimrod R Mk1
Die British Aerospace Nimrod R Mk1 ist die SIGINT-Version der "Nimrod-Familie", deren Basis das Passagierflugzeug De Havilland DH 106 Comet 4 ist. Am 03.05.1974 flog eine R Mk1 bei der 51. Squadron auf der RAF Wyton den ersten Einsatz . Markanter optischer Unterschied zu den anderen Versionen ist der "kurze Heckstummel" mit einem Radom am Ende. Im ehemaligen Waffenschacht war die ELINT-Ausrüstung installiert. Beschafft wurden nur drei Maschinen (Kennungen XW664, XW665, XW666), die im Laufe der Zeit vielen Modifikationen unterzogen wurden, die auch zu optischen Unterschieden der drei Maschinen führte. Die SIGINT-Crew soll wie bei der "SARIGUE NG" 24 Personen umfasst haben.
1995 wurde die 51. SQ zur RAF Waddington verlegt. Am 16.05.1995 ging die XW666 während eines Testfluges über Nordsee verloren und wurde im Dezember 1996 durch eine auf R Mk 1-Standard umgerüstete Nimrod MR2 (Kennung XV249) ersetzt.
Der letzte Einsatzflug einer Nimrod R Mk1 fand am 28. Juni 2011 statt. Die XW664 wurde am 12.07.2011 zum East Midlands Aeropark überführt und ist dort ausgestellt, nachdem die eingestufte (klassifizierte) Ausrüstung entfernt wurde link.
Als Ersatz werden drei neue RC-135 RIVET JOINT beschafft, die unter dem Namen "AIR SEEKER" fliegen sollen. Die erste Maschine traf im November 2013 auf der RAF Waddington ein link.
eine Nimrod R Mk 1 (XW664) beim Start auf der RAF Wildenrath, DEU im Jahr 1982 |
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Einige der oben beschriebenen Aufklärungsflugzeuge der NATO wie sie die ehemalige NVA beschrieben hat: (ca. 8,75 MB) |
Flugkurse/Orbits von fliegenden
Aufklärungs- und Störplattfformen der NATO, die von der Funktechnischen
Aufklärung (ELINT) der NVA mit dem Passiv-System
KRTP-81 RAMONA erfasst und geplottet wurden:
E-3A, OV-1, RV-12, RC-135, TR-1, EC-130, HFB-320 |
Einen interessanten Artikel zum Thema hat Mr. Jan Van Waarde verfaßt, Titel: "Target Iron Curtain" via www.16va.be (link befindet sich ganz unten)
Quellen u.a.:
Schausammlung "Traditionsverein Fernmelde- und Elektronische Aufklärung Luftwaffe e.V." (mittlerweile aufgelöst)
Lockheed Blackbird: Beyond the Secret Missions (Paul Crickmore, Osprey Publishing; Revised 20. April 2010)
WORLD AIR POWER JOURNAL Vol.17 (p. 146-142), Vol. 28 (0. 50-99)
WORLD AIR POWER JOURNAL - World Air Forces (p.181)
AERO Nr. 167 (S. 4644-4653, 4660-4669)
NVA Auskunftsmaterial "Die wichtigsten Militärluftfahrzeuge kapitalistischer Staaten" (1988)
An der Verteidigungslinie - Das Schicksal eines Menschen im Kontext des Kalten Krieges (A.F.Agarew, K.-P.Kobbe, R.Großer, I.W.Sisowa, 2013)
"Geschichte des Kalten Krieges“ - 2. Öffentliche Zeitzeugenkonferenz, 14.09.2013 Luftfahrtmuseum Finowfurt
Dank an Detlef Knoth (FUMEMA) und auch an Peter Blümer für die Skizzen einiger Flugkurse.