DIE GESCHICHTE DER FERNMELDE- UND ELEKTRONISCHEN AUFKLÄRUNG DER MARINE

Auftrag des Marinefernmeldestabes 70 und seiner Vorläufer war, die Erfassung und Bearbeitung elektromagnetischer, elektro-optischer und hydroakustischer Abstrahlungen im Operations- und Einsatzgebiet der Deutschen Marine einschließlich der technischen Analyse und der betrieblichen und betrieblich-taktischen Auswertung der erfassten Daten.

1950-1953

Ehemalige des Beobachtungsdiensts (B-Dienst) der Reichs- und Kriegsmarine werden durch einen späteren Kommandeur Marinefernmeldestab 70 (MFmStab 79), Kapitän zur See Budde, ermittelt. Für einen deutschen Verteidigungsbeitrag werden Verhandlungen mit den Amerikanern aufgenommen.

01.01.1954

Durch sieben Ehemalige des B-Dienstes wird ein provisorischer Erfassungsbetrieb aufgenommen.

Juni 1955

In der ehemaligen Marinenachrichtenschule in Flensburg werden im Obergeschoss des Offizierheimes Dienst- und Unterkunftsräume als U.S. Naval Service Detachment No.3 bezogen.

04.06.1956

Mit Aufstellungsbefehl Nr.33 des Bundesministeriums der Verteidigung wird die Aufstellung einer Funkaufklärungskompanie (FuAufklKp) zur Aufklärung sowjetischer Seestreitkräfte befohlen. Zum Empfang diente eine zwischen, dem Offizierheim und Block "Hansa" gespannte Langdrahtantenne.

01.07.1956

Mit Übernahme in die Bundesmarine als Funkaufklärungskompanie bei der 1. Marinefernmeldeabteilung beginnt die eigentliche Geschichte des MFmStab 70.

01.04.1957

Umbenennung der MFuAufklKp in Marinefunkaufklärungsgruppe (MFuAufklGrp) im Marinefernmeldeabschnitt Ostsee.

01.06.1957

Aufstellung der Marinesignalstelle Marienleuchte.

01.10.1957

Aufstellung des Marineortungsabschnittes Ostsee.

01.12.1957

Aufstellung der Marineortungsgruppen Flensburg (ELINT) und Mürwik (COMINT).

ab Mai 1958

Beginn der mobilen Erfassung durch einwöchige Einsätze des 1.Schnellbootgeschwaders.

September 1958

Aufnahme des Fernmeldeaufklärungsbetriebes (COMINT) in Pelzerhaken. Aufklärungsziele: die Volksmarine der Nationalen Volksarmee (NVA-VM), die Baltische Flotte (BF) und die Polnische Seekriegsflotte (PSF).

01.12.1958

Vorübergehende Verlegung der Marineortungsgruppe Flensburg nach List/Sylt zur dortigen Marineversorgungsschule (MVS).

21.01.1959

Aufstellung der Marinefernmeldestelle 723 im DLRG-Turm Pelzerhaken.

17.03.1959

Aufnahme des Betriebs Elektronische Aufklärung (ELINT) in Pelzerhaken.

Sommer 1959

Inbetriebnahme eines Peilers in Falshöft (zw. Kappeln und Flensburg).

01.11.1959

Aufnahme des Erfassungsbetriebs der verlegten Marineortungsgruppe in List/Sylt.

16.01.1960

Aufnahme des Schichtbetriebs in Pelzerhaken.

Frühjahr 1960

Aufstellung der Marinefernmeldestelle 711 (MFmSt 711) Pelzerhaken und MFmSt 722 Staberhuk auf Fehmarn zur Erfassung in den Bereichen COMINT und ELINT.

01.09.1960

Umgliederung der Marineortungsgruppe ELINT in Marinefernmeldeabschnitt 7 (MFmAbschn 7). Die Marinefernmeldegruppe 71 (MFmGrp 71) mit Sitz in Flensburg-Mürwik wird aufgestellt; ihr wird zugeordnet:

15.01.1961

Verlegung der Unterkünfte der Marinefernmeldegruppe 71 ins Twedter Feld.

01.11.1961

Aufbau der Elo-Erfassung (ELINT) im Twedter Feld.

01.01.1962

Aufstellung der Marinefernmeldegruppe 72 in Glücksburg-Meierwik.

1963

Verlegung der MFmSt 713 von Falshöft ins Schlichtinger Moor bei Lunden.

Frühjahr 1964

Umzug des Marinefernmeldeabschnitts 7 in die Twedter Mark 11. Baubeginn des Fernmeldeturms "M" in Pelzerhaken.

13.10.1964

Indienststellung des Meßbootes "TRAVE".

01.04.1968

Verlegung der Marinefernmeldestelle 722 von Staberhuk nach Marienleuchte (Fehmarn). Beginn der Erfassung COMINT und ELINT.

01.07.1968

Die MFmSt 713 in Lunden wird in Peilzentrale Nord, die MFmSt 714 in Langenargen in Peilzentrale Süd umgegliedert. Gleichzeitig werde beide dem MFmAbschn 7 unterstellt.

08.08.1968

Indienststellung des Meßbootes "OSTE".

29.04.1970

Aufstellung Marinefernmeldekompanie 73 in Neustadt/Holstein. Umbenennung der Marinefernmeldegruppen 71 und 72 in Marinefernmeldekompanie 71 und 72. Die MFmSt 712 einschließlich der Außenstellen in List/Sylt und Wittmund werden aufgelöst.

01.07.1970

mfmstab70.gif (11256 Byte)

Umgliederung in Marinefernmeldestab 70 und Übernahme der Marinefernmeldestellen 711 und 712 in Gruppe 71.

01.04.1971

Beginn der Ausbildung der Bordeinsatzteams Breguet Atlantic BR.1150 SIGINT.

19.10.1971

Indienststellung des Meßbootes "ALSTER".

13.11.1971

Erster Übungsflug einer Breguet Atlantic BR.1150 SIGINT.

25.11.1971

Außerdienststellung des Meßbootes "TRAVE".

14.12.1971

Erster Einsatzflug einer Breguet Atlantic BR.1150 SIGINT.

01.02.1972:

Marinefernmeldekompanie 73 übernimmt den Fernmeldeturm "M" in Pelzerhaken.

FmTurm Pelzerhaken

Der Fernmeldeturm "M" in seiner 'aktiven' Zeit. Interessant ist, daß sich die VHF-Peilantenne auf der Turmspitze am Rand installiert ist.

Gut zu erkennen sind auch:

  • die vierfach gestockte VHF-Antenne von Kathrein an einer speziellen Halterung hängend, die sich über 11. bis 9.OG erstreckt,

  • die Hornparabolantenne der PPM-Erfassungsanlage auf der Aussenplattform 12. OG,

  • zwei Parabolantennen von einem der Fremdnutzer (Rücken an Rücken, drehbar) auf der Plattform 7.OG.

 

11.02.1972

Indienststellung des Meßbootes "OKER".

01.10.1974

Der MFmStab 70 wird dem Marineführungsdienstkommando unterstellt.

11.03.1977:

Der alte DLRG-Turm in Pelzerhaken wird um 11:45 Uhr gesprengt.

20.11.1977

Richtfest der neuen Gebäude MFmStab 70 in der Twedter Mark 11.

01.03.1978

Verlegung der Marinefernmeldekompanie 72 von Glücksburg nach Flensburg.

01.10.1978

Umbenennung der Marinefernmeldekompanien 71, 72 und 73 in Marinefernmeldesektoren 71, 72 und 73.

EloKa Marine 1980
Der MFmStab 70 in 1980

Patch MFmStab 70
Patch MFmStab 70

Wappen MFmSkt 71
Wappen MFmSkt 71


 MFmSkt 71 in den 1970er Jahren


Wappen MFmSkt 72

Patch MFmSkt 73
Patch MFmSkt 73

 

1980

Die Entscheidung zum Bau der neuen HF-Großpeil- und Erfassungsanlage "Kastagnette" bei Bramstedtlund wird getroffen.

30.09.1982

Auflösung Marinefernmeldesektor 72 und Eingliederung des Personals in MFmStab 70.

1985

Mit der Firma AEG-Telefunken, der späteren DASA, als Generalunternehmer für die Elektronik und der Firma Weile-Plan für die Infrastruktur wird der Vertrag über die Anlagenplanung der „Kastagnette“ geschlossen, ein Jahr später folgt der Liefervertrag.

April 1986

Die Marineunterwassersortungsstelle (MUWOST), in den sechziger Jahren mit dem Überwachungssystem "HOLZAUGE" in Marienleuchte errichtet, wechselt das Unterstellungsverhältnis vom MFmAbschn 1 zum MFmStab 70.

01.08.1986

Gründung des Hydroakustischen Analysezentrums Marine (HAM) bei MFmStab 70.

1987

Das Erfassungspersonal COMINT und ELINT der Außenstelle MFmSkt  73 in Marienleuchte zieht aus "dem Keller" in als "Zwischenlösung" bezeichnete Container um. 

Marienleuchte (in 2002)

Marienleuchte (in 2002)

Marienleuchte vor 1990

Marienleuchte in den 80er Jahren

Erfassungscontainer Antennenanlage der Erfassungscontainer

Erfassungscontainer und Antennenanlage

Marienleuchte ELAM-Anlage

ELAM-Anlage in Marienleuchte

31.05.1987

Auflösung der Peilzentrale Nord; gleichzeitig Aufstellung der Peilzentrale I (PZI).


Wappen PZI

 

Juni 1987

Beginn der Umrüstung der Peilzentrale I auf Bundeswehrpeilbasis HF in Husum.

01.06.1988

Außerdienststellung der Meßboote "OKER" und "OSTE".

30.07.1988

Indienststellung des Flottendienstbootes (FD-Boot) "OSTE".

10.11.1988

Indienststellung des Flottendienstbootes "OKER".

05.10.1989

Indienststellung des Flottendienstbootes "ALSTER".

Ende 1989

Baubeginn der "Kastagnette". Der Unterkunftsbereich und der Stab sollen in der General-Thomson-Kaserne untergebracht werden. Hier ist der Unterkunft- und Stabsbereich des Aufklärungsgeschwaders 52 in Leck, das später aufgelöst wurde.

08.08.1990

Einstellung der der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der NVA-Volksmarine um 23:59 Uhr.

28.09.1991

Einstellung der Erfassung im MFmSkt 73 in Neustadt und Verlegung des Personals ins Twedter Feld und in die Twedter Mark.

30.09.1992

Auflösung des MFmSkt 73.

Turm M im April 2002  Turm M im April 2002
der Fernmeldeturm "M" in 2002


Infotafel beim Fernmeldeturm "M"

mehr Fotos vom Turm aus neuerer Zeit arrow.gif 
(948 Byte)link

31.12.1992

Auflösung des Flottendienstgeschwaders.

01.01.1993

Unterstellung der Flottendienstboote unter den MFmStab 70.

28.04.1993

Richtfest der "Kastagnette".

30.11.1994

Auflösung der Peilzentrale I in Husum und Eingliederung des Personals in MFmSkt 71.

01.12.1994

Verlegung des MFmSkt 71 nach Bramstedtlund und Übernahme der "Kastagnette".

01.02.1995

Die Verlegung des Personals nach Bramstedtlund und Stadum ist abgeschlossen.

15.03.1995

Aufnahme des Erfassungsbetriebs in der "Kastagnette" Bramstedtlund. Um 12:00 Uhr wird die HF-Erfassung im Twedter Feld eingestellt.

31.07.1995

Außerdienststellung der Erfassungsanlagen im Twedter Feld.


Waldsiedlung Tremmerup
(2010)

Nach Übergabe der Liegenschaft im Twedter Feld an den Bund entstand in der Liegenschaft ab 1997 das ökologisch-soziale Wohnprojekt "Waldsiedlung Tremmerup".

15.09.1995

Verlegung des FD-Bootes "ALSTER" nach Kiel.

28.09.1995

Verlegung des FD-Bootes "OKER" nach Kiel.

01.10.1995

Auflösung der Außenstelle Kiel des MfmStab 70 zur Unterstützung der FD-Boote.

15.12.1995

Peilfähigkeit der HF-Anlage in Bramstedtlund hergestellt. Verlegung des FD-Bootes "OSTE" nach Kiel.

19.12.1995

Die neue Peilzentrale nimmt in Bramstedtlund ihren Betrieb auf. Die Peilzentrale in Husum wird abgerüstet und an das Bundesamt für Fernmeldestatistik (BFST) übergeben.

28.03.1996

Übergabe der Großpeil- und Erfassungsanlage "Kastagnette" an die Truppe (MFmSkt 71). Das Aufklärungsgebiet reicht vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer. Der äußere Durchmesser der kreisrunden Wullenwever-Antenne beträgt ca. 410 Meter.

Kastagnette
Der innere Teil der Antennenanlage der Großpeil- Erfassungsanlage


Kastagette in 2014

arrow.gif (948 Byte)Foto vom Bau der Anlage im Jahr 1989  

 

 

28.11.1996

Offizielle Übergabe der Erfassungs- und Großpeilanlage HF "Kastagnette" in Bramstedtlund.

01.07.1996

40 Jahre Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Marine; Musterung im MFmStab 70.

ab November 1998

Eine Bestandsaufnahme über den Zustand der "Bundeswehr an der Schwelle zum 21. Jahrhundert" wird durchgeführt. Eine Neuausrichtung der Bundeswehr von Grund auf ist dabei ein wesentliches Reformvorhaben der Bundesregierung.

20.05.2000

Mit dem "Eckwertepapier" (Eckwerte für die konzeptionelle und planerische Weiterentwicklung) des Generalinspekteurs der Bundeswehr wird festgelegt, dass in einem neu aufzustellenden Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl), das truppendienstlich dem SKUKdo unterstellt ist und durch das ZNBw über Aufklärungsaufträge gesteuert wird,

zusammengefasst werden sollen.

31.03.2002

Der MFmStab 70 wird aufgelöst und aus der Marine ausgegliedert. Unter der Bezeichnung Fernmeldebereich 91 (FmBer 91) und nun zur Streitkräftebasis gehörend wird der Auftrag in derselben Kasernenanlage weiter durchgeführt. Der MFmSkt 71 wird in Fernmeldeaufklärungsabschnitt 911 (FmAufklAbschn 911) umbenannt und dem FmBer 91 unterstellt. Auch das später neu aufgestellte Bataillon Elektronische Kampfführung 912 (EloKaBtl 912) in Nienburg/Weser wird dem FmBer 91 unterstellt.

Die FD-Boote mit ihren Stammbesatzungen verbleiben in der Marine und sind dem 1. U-Bootgeschwader (Einsatzflottille 1) in Eckernförde unterstellt, während die Bordeinsatzteams "See" und auch die Bordeinsatzteams "Luft" der Breguet Atlantic BR.1150 SIGINT nach Nienburg zum EloKaBtl 912 verlegt werden.


In einer Grafik der Chroniken "50 Jahre Technische Aufklärung Flensburg  - 2006" finden sich die drei Säulen der FmEloAufklM der letzten Jahre wieder:
  • die HF-Großerfassungs- und Peilanlage Kastagnette,
  • die Breguet BR.1150 Atlantic SIGINT und
  • das Flottendienstboot.

die  Lokationen der ehemaligen FmEloAufklM als placemarks für google earth herunterladen: arrow.gif (948 Byte) (Ortsangaben ohne Gewähr)


Quellen u.a.: