DIE SCHIFFSGESTÜTZTE FERNMELDE- UND ELEKTRONISCHE AUFKLÄRUNG


A52 "Oste" im Hamburger Hafen am Kai
der Norderwerft (NVL) im September 2024

Die 1988/89 als Nachfolge der Meßboote in Dienst gestellten Flottendienstboote (FD-Boote) der Klasse 423 ("OSTE"-Klasse) wurden speziell für die Nachrichtengewinnung und Aufklärung  (NG&A) konstruiert. Seit 2001 werden sie teilstreitkraftgemeinsam als seegestützte und abstandsfähige Erfassungsmittel der technischen Aufklärung genutzt.

Eingesetzt werden die FD-Boote zur Nachrichtengewinnung für das militärische Nachrichtenwesen (MilNW), zur Gewinnung von betrieblichen und technischen Grundlagendaten für die nationale Fernmelde- und Elektronische Aufklärung sowie in der Datengewinnung für den elektronischen Kampf (EK) der Bundeswehr als Beitrag zum taktischen, operativen und strategischen Lagebild der Streitkräfte und der politischen Leitung. Diese Aufträge erfüllen die FD-Boote überwiegend als Einzelfahrer; zusammen mit den land- und luftgestützten Erfassungsstellen (BR.1150 Atlantic SIGINT). Integriert in einen schwimmenden Verband,  sind sie in der Lage, SIGINT-Support zu leisten und zusätzlich zu folgenden Aufklärungsbereichen beizutragen:

Bis zum 31.03.2002 gehörten die FD-Boote sowohl mit dem Stammpersonal als auch mit dem Einsatzpersonal zur Marine. Mit der Aufstellung der Streitkräftebasis (SKB) im Oktober 2000 wechselte die Unterstellung des Einsatzpersonals von der Marine zum neuen Organisationsbereich SKB.
Das Aufklärungspersonal, die sogenannten Bordeinsatzteams See (BET See), stellte nun und bis zum 31.03.2023 das Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl) und wurde beim EloKaBtl 912 in Nienburg/Weser stationiert.
Die Flottendienstboote mit den Stammbesatzungen verblieben bei der Marine und unterstehen derzeit dem 1. U-Bootgeschwader (Einsatzflottille 1) in Eckernförde, wo sie auch technisch und logistisch betreut werden.

Seit dem 01.04.2023 ist das neue Kommando Aufklärung und Wirkung (KdoAufklWirk) im neuen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIR) für das Abstellen der BETs verantwortlich, die weiterhin beim EloKaBtl 912 in Nienburg/W. stationiert sind.


Technische Daten:
  • Besatzung: 36 Personen Stammbesatzung plus ca. 40 Personen Aufklärungspersonal (BET)
  • Standard-/Einsatzverdrängung: 2375 / 3200 ts
  • Abmessungen (Länge/Breite/Tiefgang): 83,50 / 14,60 / 4,20 m
  • Geschwindigkeit: 19 Kn
  • Fahrtstrecke: ca. 5.200 sm bei 17 kn
  • Seeausdauer: ca. 30 Tage  
  • Bewaffnung: keine

 

 

Indienststellungen:

  • A52 OSTE: 30.07.1988 
     

  • A50 ALSTER: 05.10.1989 
     

  • A53 OKER: 10.11.1988

 

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FD-Boot in Messing

Fotos von
Taufe und Stapellauf der »Oste«
1. Flottendienstboot der Klasse 423
am 15. Mai 1987
 

Erinnerungsblatt anlässlich der
Indienststellung der Flottendienstboote

 

Die Hauptabteilung III des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR (HAIII / MfS) hatte im Dezember 1987 auch schon einen Bericht mit Details zum Flottendienstboot verfasst download als PDF (Anm.: komplette Datei "Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik -- Schleswig-Holstein und die Stasi -- Spionieren — Überwachen — Auswerten ist online leider nicht mehr verfügbar)


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Wappen der A50

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Wappen der A52

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Wappen der A53


Das neue Flottendienstboot der Klasse 424

Am 23.06.2021 hat der Haushaltsausschuss des Bundestages u.a. die Mittel für Konstruktion und Bau von drei neuen Flottendienstbooten der Klasse 424 und einer Ausbildungs- und Referenzanlage Aufklärung (ARAA) in Höhe von 2,1 Mrd € bewilligt. Ab 2027 sollen diese dann die drei FD-Boote der Klasse 423 "nahtlos" ablösen. Die Besatzung soll jeweils 100 Personen stark sein, 50 Personen Stammbesatzung, 50 Personen BET. link

Der Stand der Dinge:

16.01.2023: Dem ca. zwei Mrd Euro umfassenden Auftrag zum Bau der drei neuen FDB 424 droht eine "Kostenexplosion" link

25.04.2023: Die Kosten für den Bau soll sich um 800 Mio Euro verteuern. link

11.07.2023: Der Vertrag für den Bau der drei Flottendienstbote ist unterschrieben link
Demnach soll die Deutsche Marine 2029 das erste FD-Boot erhalten. Der Gesamtumfang
des Beschaffungsprojektes beträgt nun 3,2 Milliarden Euro.

25.02.2025:
Das erste der drei neuen Flottendienstboote wird auf der Wolgaster Peene-Werft auf Kiel gelegt
link.


Die Meßboote der Marine

Die vier Vorgänger der o.a. FD-Boote waren ehemalige Fischtrawler und Schlepper, die für ihren speziellen Zweck umgebaut und ab 1971 als sogenannte Meßboote in Dienst gestellt wurden.

13.10.1964: Zulauf der TRAVE

08.08.1967: Zulauf der OSTE

19.10.1971:  Zulauf der ALSTER (ex MELLUM)

11.02.1972:  Zulauf der OKER (ex HOHEWEG)

  • die TRAVE wurde bereits am 25.11.1971 außer Dienst gestellt und später verschrottet

  • die ALSTER wurde im Februar 1989 an die Türkei verkauft, fuhr dort als A590 YUNUS bis April 2000 für die Marine link

  • die OKER ging bereits im Februar 1988 an Griechenland, fuhr dort bis 2002 als A373 HERMIS und wurde dann verschrottet

  • die OSTE lag nach der Außerdienststellung Ende der 80er im Husumer Hafen; ein Geschäftsmann wollte sie zum Restaurantschiff umbauen. Da der Plan nicht verwirklicht werden konnte, wurde die OSTE verschrottet

 

Meßboot ALSTER (alt)
Meßboot ALSTER (A50)


Meßboot OKER (A53)


Meßboot OSTE (A52) vor dem Umbau (1975)
 
Meßboot OSTE (A52)
 

Bzgl. der aktuellen FD-Boote und zum Verbleib der ehemaligen Meßboote siehe auch hier link