Die Funk- und Funktechnische
Aufklärung im Bereich der GSTD / WGT GSTD = Gruppe Sowjetischer Truppen in Deutschland; WGT = Westgruppe der Truppen |
Während der Zeit des Kalten Krieges betrieben auch die sowjetischen/russischen
Streitkräfte vom Boden der DDR aus Funk- und Funktechnische Aufklärung (Fernmelde- und
Elektronische Aufklärung) gegen die NATO-Kräfte in Westeuropa.
Neben den Einheiten auf Armee- und Frontebene, die mit mobiler Technik für ihre
Bedarfsträger zum Einsatz kamen, gab es auch stationäre Aufklärungsposten sowie
fliegende Aufklärungsplattformen
link.
Stationäre Funk- und
Funktechnische Aufklärung:
Die wichtigsten stationären Einsatzstellungen befanden
sich u.a. auf dem Brocken, bei Bergmoor/Diesdorf in der Altmark sowie in
Thüringen auf dem Schneekopf bei Zella-Mehlis, bei Eigenrieden und auf dem Grossen
Gleichberg.
Fälschlicherweise wurde immer wieder behauptet, dass sich in diesen Stellungen (auch)
Radargeräte zur Überwachung der NATO-Streitkräfte befunden haben; es waren aber nur
passive Erfassungssysteme - meist unter Radomen - installiert.
Übersichtkarte mit den
Standorten als placemark für google earth herunterladen (Ortsangaben ohne Gewähr): |
Eine genaue Zuordnung der Aufklärungskräfte und deren Unterstellungsverhältnisse ist
z.T. noch unklar, sie galten
jedoch als OSNAZ-Einheiten (OSNAZ
= besondere Bedeutung) und einige der Kräfte gehörten zur 82.
Selbständigen Funktechnischen Brigade (82. ORTBr) in Torgau.
Die Verwaltung Aufklärung (der GRU) auf Gruppenebene, Rufname (der
Nachrichtenzentrale (NZ)) 'MARION', befand sich in Wünsdorf im sogenannten
Militärstädtchen Nr.4.
Die Unterstellungsverhältnisse der genannten/zugeordneten selbständigen Bataillone, Zentren etc. ist unter dem administrativen Aspekt zu sehen.
Torgau / Elbe
Die
Seydlitz-Kaserne in Torgau
war bis 1994 Sitz des Stabes der 82.ORTBr (Karte),
Rufname NZ 'NIZINA', und auch Standort der Schule zur Ausbildung der
jungen (Aufklärungs-) Spezialisten (ShMS OSNAZ). Von Torgau aus wurde auch
Aufklärung im Kurzwellenbereich (HF) betrieben; entsprechende Antennen waren auf einem Antennenfeld
(Fotos siehe unten) südlich der Kaserne installiert.
Von
Torgau wurden u.a. der Funkverkehr des Strategic Air Command (SAC) der USA und auch die NATO-Übungen WINTEX/CIMEX aufgeklärt.
Ein abgesetztes Objekt der Brigade befand sich nördlich Süptitz (ca. 4,5 km
nordwestl. Torgau). Hier war ein Peilsystem
R-359
PELIKAN stationiert, das mit einem weiteren Peilsystem in
Schwerin zusammenarbeitete.
Neben der stationären HF-Funkaufklärung aus dem Standort Torgau heraus, standen
auch erkundete mobile Aufbauplätze zu Verfügung, so arbeitete z.B. 1983 ein
Funkaufklärungsbataillon der Brigade vom Truppenübungsplatz Lieberose aus.
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Ab 1989 wurde durch das auf Basis des Funkaufklärungsbataillons (BRP) entstandene 6. Satellitenaufklärungszentrum auch die Aufklärung von Fernmeldesatelliten betrieben link. Zur Bearbeitung der relevanten Signale standen die zwei "SHAFRAN" und "ORION" genannten Posten zur Verfügung. |
Der Brigade unterstellt waren zwei Stellungen auf exponierten Bergen, dem Brocken und dem Schneekopf, sowie weitere Einrichtungen in Schwerin, Gera, Plauen (Bereich am Warthübel ist zurückgebaut), Stendal, Sperenberg und Rastow. Auch zwei Einrichtungen bei Boletice (663. ORPZ) und Strakonice auf dem Gebiet der ehemaligen CSSR gehörten dazu.
Die 82.ORTBr war als OSNAZ-Einheit der
GRU in Moskau direkt unterstellt, aber auch in
den Informationsverbund des Diensthabenden
Systems (DHS) der Aufklärungskräfte der NVA mit eingebunden. Entstanden ist die
Brigade erst am 01. Februar 1976 aus der Fusion des 194. Selbständigen
Funktechnischen Regimentes (194. ORTP, Torgau) mit dem 53. Selbständigen
Funkregiment (53. ORADP, Gera) und dem 316. Labor zur Untersuchung von
Funkausstrahlungen (LIRI) der GSTD.
Heute ist die Brigade im russischen
Vyazma, Bezirk Smolensk stationiert und hat im
Januar 2007 ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert.
Die ehemalige Seydlitz-Kaserne - heute "Husarenpark" genannt - ist nach der im Januar 1999 begonnenen Sanierung im Juli 2005 als Wohnpark, aber auch als neuer Behördenkomplex ihrer neuen Bestimmung übergeben worden. Nutzer sind u.a. die Torgauer Außenstellen der Staatsanwaltschaft Leipzig und der Polizeidirektion Westsachsen.
Der Brocken
Das 218. selbständige Zentrum für
Funkelektronische Aufklärung (218. OZRR), Rufname NZ
'YENISEY', war der "westlichste
Vorposten Moskaus". Aufgrund der exponierten Lage waren
die Sowjets/Russen von hier aus in der Lage, den Funkverkehr der Militärs von fast ganz
Westeuropa abzuhören.
Verwendet wurde fast ausschließlich mobile Aufklärungstechnik, für die aus
Witterungsgründen Anfang der 70er Jahre eigens zwei große Radome errichtet wurden, in denen die Aufklärungs- und Peilfahrzeuge zum Einsatz
kamen. Im südlichen Radom befand sich ein System KRTP-81 RAMONA
(siehe Foto unten),
in dem anderen Radom waren (wohl auch wechselweise) Systeme wie
SDR-2MP,
POST-3M und R-381 D2 link-2 untergebracht. In den
Untergeschossen ('Keller') der Radome waren die Funkaufklärungs- und
Peilarbeitsplätze eingerichtet, im südlichen Radom saßen z.B. Funkaufklärer, die
den Sprechfunkverkehr von Luftfahrzeugen (Bord - Boden) abhörten. Die Aufklärung
wurde rund um die Uhr im 6-stündigen Wechselschichtdienst durchgeführt. In dem
sowjetischen/russischen Sperrbereich befanden sich auch mehrere
Dienstgebäude link-3.
Am 24./25.November 1984 verwüstete ein Sturm weite Teile der Anlagen auf dem Brocken, so wurden die beiden grossen Radome zerstört, mehrere Gebäude z.T. erheblich beschädigt. Daher ist auf einem Foto des BGS (ehemals Bundesgrenzschutz, heute Bundespolizei (BPOL)) aus dem Jahr 1985 deutlich das Radom des KRTP-81 RAMONA (rechter Posten) zu erkennen, das sonst von dem eigentlichen Radom verdeckt war (quasi ein "Radom im Radom"). |
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Vor dem südlichen Radom (rechts) ist ein LKW Typ URAL 375D zu sehen. An der rechten Seite des Radoms ist sehr gut das große Tor zu erkennen, um mobile Aufklärungstechnik einzubringen, hier z.B. das KRTP-81 RAMONA; der Personalzugang befindest sich auf der linken Seite. |
Am 30.03.1994 verließen die letzten russischen Soldaten den Brocken. Der Unterkunftsbereich der Offiziere befand sich in Quarmbeck bei Quedlinburg. Die Soldaten waren dem dortigen 443. Funktechnischen Batallion (443. RTB) unterstellt.
Mehr zum Brocken link
Der Schneekopf
Auf dem Schneekopf (978 m) betrieb die Torgauer Brigade seit dem 1.März 1960 neben dem Brocken einen weiteren wichtigen Horchposten gegen die NATO. Zuletzt stationiert war hier das 220. selbständige Zentrum für Funkelektronische Aufklärung (220. OZRR), Rufname NZ 'BERYEZA'. Auf dem 4,5 ha großen Gelände befanden sich neben mehreren Gebäuden auch ein Richtfunkturm sowie zwei Radome, baugleich denen auf dem Brocken. Der Richtfunkturm lag zwar innerhalb der russischen Stellung, wurde aber "rein deutsch" genutzt, denn hier betrieb die SED-Bezirksleitung Thüringen 30 Jahre lang eine Richtfunkstation, ähnlich dem "Pfeffi-Turm" auf dem Brocken.
Wie auf dem Brocken war auch in den Radomen auf dem Schneekopf mobile Aufklärungstechnik (auf LKW und Anhänger) untergebracht. Zeitweise war für die funktechnische (elektronische) Aufklärung ein SDR-2MP auch außerhalb zu sehen (siehe Foto). Im nördlich vom PZ (Funkempfangszentrum oder "UKW-Saal") gelegenen Radom waren ein POST-3M und ein System SAKHALIN (ab 1979) positioniert, ein zweites System POST-3M wurde in Reserve gehalten. Weitere Antennensysteme befanden sich in der Baracke vor dem PZ bzw. unter einem HF-durchlässigen Aufbau auf dem Dach des PZ.
Die auf dem Schneekopf installierte Technik erlaubte es, (Sprech-) Funkaufklärung (COMINT) und Funktechnische Aufklärung (ELINT) in größerem Umfang ähnlich wie auf dem Brocken zu betreiben. Eingesetzt wurden Funkaufklärungsempfänger/-komplexe vom Typ R-343, R-344, R-345 "Grebeshok" ("Гребешок-5"), letzterer war auf zwei LKW Typ Ural 375 installiert, einem Antennenfahrzeug und einem für die Empfangstechnik. So wurden vom Schneekopf aus u.a. die NATO-Übungen 'AUTUMN FORGE' und das NATO-AWACS 'belauscht'; Schwerpunkt war auch die Ramstein AFB. Mit dem SDR-2MP konnten u.a. die Flugabwehrraketensysteme HAWK und NIKE HERCULES beobachtet werden.
Die Offiziere und Fähnriche waren bis zu ihrer Verlegung nach Ohrdruf Ende Sommer 1978 im ca. 40 km entfernten Meiningen untergebracht und waren dem 542. Funktechnischen Bataillon (542. RTB) unterstellt.
Durch die USMLM in den 70er Jahren beobachtete Systeme, gem. Angabe 'nahe Zella-Mehlis'. Das rechte Gerät wird original auch als 'SAKHALIN' bezeichnet. |
der Schneekopf Anfang der 90er |
der Schneekopf mit SDR-2 MP |
der Schneekopf 1986 |
Plan der Bebauung aus der Zeit |
der Turm heute |
Die letzten russischen
Soldaten, die am 14. Juni 1994 Thüringen verlassen haben, waren die 50 Soldaten vom Schneekopf. Bereits am 15.02.1994
war die
Liegenschaft auf dem Berg an die deutschen Behörden übergeben worden.
Ab 04.10.1995 begann man mit dem Abriss der Radome sowie den meisten Gebäuden,
nur den
Turm ließ man stehen. Er dient heute weiterhin als Richtfunk-Relais, nun der
Telekom sowie dem Amateurfunk. Mit der
Renaturierung wurde der Gipfel auch wieder öffentlich zugänglich gemacht.
Zur Historie des Schneekopfes mehr
hier:
link
Vom benachbarten Grossen Finsterberg (944,6 m) wurde keine Aufklärung betrieben, hier befand sich jedoch eine Grundnetz-Richtfunkstation der GSTD/WGT.
Die sowjetischen Streitkräfte begannen 1971 auf dem Schwabenberg (108 m) bei Bergmoor/Diesdorf mit dem Bau eines 71 m hohen Aufklärungsturmes mit einem Radom aus HF-durchlässigem Material. Ähnlich den Aufklärungstürmen der Luftwaffe befanden sich im "Wulst" unterhalb der Kuppel drei Etagen für die Betriebsräume mit der Empfangstechnik. Hier hinauf gelangte man über 34 Treppen zu je 12 Stufen; es gab aber auch einen Fahrstuhl. In die Kuppel (bzw. auf die oberste Plattform) führte eine Ringleiter.
Ein ehemaliger Soldat, der sechs Jahre und bis zu letzte auf dem Turm diente, berichtet dazu:
"In der ersten Etage (unterer
roter Ring) befanden sich Antennen zur Aufklärung des UKW-Funks der NATO. Die
Mannschaftsdienstgrade zeichneten Funksprüche im Klartext in einem Bedienstand
auf und schrieben diese auch mit, während in einem Nebenraum die Funkstellen
angepeilt wurden. Zum Schichtende - eine Schicht dauerte sechs Stunden- wurden
die Kassetten in das Hauptgebäude am Fuß des Turmes gebracht. Dort übersetzen
acht Dolmetscher - alles Offiziere - die aufgefangenen Funksprüche aus der
deutschen, englischen, französischen oder niederländischen Sprache ins
Russische.
In der zweiten Etage (weißer
Ring) wurde der Flugfunk der NATO abgehört. Die Aufteilung war hier wie im
ersten Stock; Offiziere bearbeiteten verschlüsselte Meldungen und versuchten die
Codes zu knacken. Die Räume, in denen sie saßen, lagen im südostwärtigen Teil,
denn die Russen hörten ihre eigenen Leute nicht ab.
In der dritten Etage (oberer
roter Ring) wurden die hohen Frequenzbereiche zwischen 4,5 und 13 GHz sowie
Funk- und Satellitentelefone aufgeklärt.
Unter der Kuppel von ca. 15m
Durchmesser befand sich eine steuerbare Parabolantenne mit fünf Meter
Durchmesser. Diese wurde von der 2. Etage ausgesteuert.
Im Falle eines Angriffs durch den "Klassenfeind" hätte sämtliches Gerät zerstört
werden sollen (u.a. mit Beilen)."
Das Betriebspersonal gehörte dem 383. selbständigen Funktechnischen Bataillon (383. ORTB) an, der Rufname der NZ lautete 'GORKA'. Das Bataillon umfasste 40 Offiziere und 150 Soldaten und war dem 250.selbstständigen Funktechnischen Regiment (250 ORTP) in Stendal angegliedert. Gemäß den Aussagen von Einheimischen aus Diesdorf, hat das Linguistik-Personal hervorragende Kenntnisse - zumindest der deutschen Sprache - besessen.
1987 wurde das 383. ORTB in das 702. OZ RER (selbstständiges Funkelektronisches Aufklärungszentrum) umstrukturiert.
Personal und Gerät wurden ab 13.Juni 1991 über Stendal nach Vladivostok am Pazifik verlegt, die letzten Soldaten verliessen die Stellung Richtung Stendal am 30.08.1991 um 14 Uhr. Von Vladivostok aus wird ab 1. August nun Japan und China belauscht.
Der im Volksmund "Café
Moskau" genannte Turm wurde aber erst am 21.07 1998 um 11:40 Uhr gesprengt.
Schon aus Umweltschutzgründen war eine Entsorgung notwendig; in dem Turm wurde
viel Asbest verbaut und der Schutzanstrich unter dem grauen Außenanstrich war
auch mit Asbest versetzt um im Brandfall ein Ausbreiten des Feuers zu
verhindern. Auch wurde in einer Trafostation PCB-haltiges Öl, dass als
Kühlmittel diente, zurückgelassen
In den
Zeiträumen vor und nach der Sprengung wurde die Liegenschaft mehrfach ein Opfer des
Vandalismus; heute wird sie wieder bewacht und ist in Privatbesitz.
*1
link Text (mit freundl. Genehmigung von Holger Benecke)
Etwa 25 km Luftlinie von Bergmoor/Diesdorf entfernt, zwischen Salzwedel und dem nördlich davon gelegenen Ortsteil Hoyersburg, befand sich unmittelbar am westlichen Ufer des Flüßchens Jeetze gelegen ein kleiner Stellungsbereich für eine mobile Komponente zur Elektronischen Aufklärung. Der Stellungsbereich war eingezäunt und mit Lichtmasten versehen. Auf einem kleinen befahrbaren Hügel war ein dreiachsiger LKW mit Kofferaufbau stationiert, auf dem eine baugleiche, bewegliche Gitterantenne montiert war wie man sie vom System SDR-2 her kennt. Zumeist waren noch weitere Fahrzeuge südlich ausserhalb des Stellungsbereiches abgestellt. Möglicherweise gehörte diese (abgesetzte) Komponente zum 383. ORTB Diesdorf oder direkt zum 250. ORTP Stendal. Mit Räumung der Anlage Bergmoor wurde auch der Stellungsbereich an der Jeetze aufgegeben. In der Bevölkerung und auch in offiziellen Dokumenten wurde und wird der Bereich - wie so oft - fälschlicherweise als "Radarstation" bezeichnet. |
Der zu Bergmoor baugleiche Turm bei der Höhe 493 (Hohes Rode) südlich Eigenrieden in Thüringen wurde ab 1979 geplant und 1981-83 fertiggestellt und wurde als "Café Hessenblick" aber auch ebenfalls wie Bergmoor als "Cafe Moskau" bezeichnet. Der hier stationierte Truppenteil war das 199. ORTB.
1993 konnte der Turm durch einen Zeitzeugen
besichtigt werden:
"Ich konnte 1993 die Anlage vor der Niederlegung des Turmes teilweise
besichtigen. Im Turm waren jede Menge Steigeleitungen (NS-Versorgung, Koaxkabel) neben
dem Treppenaufgang installiert. Die Kabel führten über einen Verbindungsgang zu einem
Empfangsgebäude. In der 1. Etage waren Räume mit Schalldämmung (so wie üblicherweise
bei Rechneranlagen) und Räume der Stromversorgung (Schaltgestelle, Gleichrichter,
400-Hz-Umformeranlage) noch vorhanden. Die Empfangsräume hatten gestelzten Fußboden,
waren natürlich ausgeräumt.
In den Nebengebäuden war eine recht große Notstromanlage installiert (Diesel, Generator,
Batterieanlage). Daneben befand sich eine umfangreiche NS- Schaltanlage zur Versorgung der
einzelnen Komplexe, die EVU-Versorgung erfolgte über eine vor dem Gebäude befindliche
Station.
In der Nähe des Komplexes befand sich
auf einer Anhöhe Richtung Eigenrieden ein befestigter Platz mit Stromversorgung aus dem
Ortsnetz, dort war zeitweise neben anderer FT (Anm.: Funktechnik) auch FuMT (Anm.:
Funkmeßtechnik) zu sehen."
Der Turm bei Eigenrieden (Anfang der 90er) |
Lageplan der Stellung |
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Weitere Fotos unter "Café
Moskau": link |
Das russische Militär verließ Eigenrieden am 26.Mai 1991 nachmittags; der Turm wurde am 21. April 1995 um 15 Uhr gesprengt. Neuer Nutzer der ehemaligen russischen Liegenschaft ist die Telekom, die schon 1993 auf dem Gelände einen 90 m hohen Fernmeldeturm errichtet hat. Das zweite Gelände bei Eigenrieden (Standort der mobilen Technik, s.o.) wurde zu einem Abenteuerspielplatz umgestaltet.
Sehr schöne Fotos hat Harald Rockstuhl in seinem Buch; aber auch er bezeichnet den Turm fälschlicherweise als "Radarstation".
Der
Grosse Gleichberg (679 m) ist
vermutlich ein erloschener Vulkan und wurde bis in die 50er Jahre für den Abbau von
Basalt genutzt. Anfangs ein Aussichtspunkt wurde der Südhang und Teile des
Steinbruchs später von den Sowjets zum
Aufklärungsposten ausgebaut.
Die exponierte Lage erlaubte eine Aufklärung Süd- und Südwestdeutschlands. Der
hier stationierte Truppenteil ist nicht genau bekannt, genannt wird ein 910.
Funktechnisches Zentrum (910. RTZ) / 199. Funktechnisches Bataillon (RTB),
zugeordnet der 8. Gardearmee Weimar-Nohra.
Bei Übungsaktivitäten der NATO befanden sich auch Aufklärungskräfte der
NVA und der HA III des MfS
auf dem Grossen Gleichberg.
Zum Einsatz kam u.a. folgendes Gerät: |
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Durch westliche Aufklärungskräfte wurde auch eine auf einem LKW URAL 375D montierte große und bewegliche Parabolantenne (POP TOP) gesichtet. Dieses Fahrzeug gehörte eventuell zum 253.Funktechnischen Aufklärungsregiment der OSNAZ (253. ORTP OSNAZ) aus Merseburg, das der 1. Gardepanzerarmee in Dresden direkt angegliedert war. Die Antenne diente vermutlich der Richtfunkaufklärung. |
KRTP-81 RAMONA / KRTP-86 TAMARA
Die 82. ORTBr hat auf dem Gebiet der ehemaligen DDR stationär auch zwei mobile Aufklärungskomplexe vom Typ KRTP-81 RAMONA betrieben:
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Anm.: Der "nördliche" Komplex wurde vermutlich Ende der 80er Jahre auf den moderneren Typ KRTP-86 TAMARA umgerüstet. Ein System wurde in einer Liegenschaft auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Fliegerhorstes Ludwigslust-Techentin (linker Posten) unmittelbar an einem Hangar gesehen (siehe auch Fotos links); möglicherweise Wartung/Testbetrieb, da der Mast nicht voll ausgefahren war. Der ehemalige Fliegerhorst Görries war zuletzt auch Standort des 896. Flugabwehrraktenregimentes (ZRP). Das Gelände wurde 2002 bis 2006 altlastensaniert. |
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in der Mitte:
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Bei Trautenstein auf der
Carlshaushöhe befand sich der zentraler Posten, das zuständige 664. OZRR, Rufname NZ 'KORAN', war in Hasselfelde
stationiert;
- bei
Nordhausen befand sich der linke Posten und das 670. OZRR und
- auf dem Brocken der rechte Posten.
Im Süden der DDR deckte ein RAMONA-System der NVA (das FuAZ Süd in Zella-Mehlis) Teilgebiete Westdeutschlands/Westeuropas ab. Die Ergebnisse gingen auch an die 82.ORTBr.
In Schwerin-Görries war das (?). OZRR, Rufname NZ 'LISTAZH', stationiert. Das OZRR nutze u.a. den Peiler R-359 PELIKAN, bzw. das System TEREK, das mit dem System in Süptitz zusammenarbeitete, und das Funksende-/Empfangsystem R-140. Aufgeklärt wurde u.a. das AWACS der NATO, Callsign "MAGIC".
Rerik, Lohme-Ranzow und
Wiek
Auf der Halbinsel Wustrow-Rerik befand sich auf einem Übungsplatz für Flugabwehrwaffen
u.a. auch eine Einheit des sowjetischen/russischen Marinenachrichtendienstes
(Karte) mit Radar-,
Peil- und Aufklärungsgerät.
Eine weiterer Funktechnischer Posten war in Lohme-Ranzow installiert und eine
Großpeilanlage befand sich bei Wiek auf Rügen.
Alle Einheiten gehörten zur OSNAZ der Baltischen Rotbannerflotte, die ihren Sitz
beim Marinehauptquartier in Kaliningrad
(Königsberg) hatte.
Im Oktober 1993 wurde der Großteil der über 3000 russischen Soldaten aus Rerik abgezogen link, die letzten verließen 1994 die Halbinsel .
Zur Luftgestützten Funk- und Funktechnischen Aufklärung link
Für die Infos Dank an Herrn
S. Streckel und für viele Fotos (Gr. Gleichberg, Eigenrieden) ein besonderer Dank an Herrn
E. Ritter
sowie Herrn D.-W. Ritzmann für die Fotos vom Turm Bergmoor und Herrn
Kramer von der
Bundesgrenzschutz-Kameradschaft Goslar für das Brockenfoto.
Frau W. Tornow aus Diesdorf Dank für den Presseartikel (s.u.) bzgl.
Bergmoor.
In
Hasselfelde war auch 714. Funktechnische Posten (714. FuTP) des 1571. Funktechnischen Bataillons (1571.
FuTB) Quedlinburg der 45. Funktechnischen Brigade (45. FuTBr) Merseburg stationiert.
Heute wird hier der Westernpark "PULMAN
CITY" betrieben.
*1
Quelle: VOLKSSTIMME "Jeetze-Kurier Salzwedel" vom 10.März 1995:
der ehemalige Fähnrich und Aufklärer Mischa W. besuchte seinen ehemaligen Stationierungsort
Bergmoor und berichtet.