FERNMELDEBEREICH 70 Wappen Fernmeldebereich 70

Die Wurzeln des Fernmeldebereich 70 reichen bis in das Jahr 1956 zurück, als die Bundeswehr mit dem Aufbau einer Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung auch in der Luftwaffe begann.

Neben den Einheiten für die Erfassung, wurden später auch Einheiten, die sich ausschließlich mit der Auswertung der Erfassungsergebnisse beschäftigten, aufgestellt. Es waren dies die Zentrale für Funkanalyse (ZfFu) in Porz-Wahn, später in Trier, sowie die Fernmeldesektoren N (Nord) in Osnabrück und Fernmeldesektor S (Süd) in Feuchtwangen. Teile der ZfFu verlegten bereits ab Februar 1965 nach Trier.

Im Zuge einer Zentralisierung der Auswertungen der Luftwaffe fusionierten diese Einheiten am 01.04.1971 zum Fernmeldebereich 70.

Der Fernmeldebereich 70 hatte neben den allgemeinen Aufgaben folgende Aufträge:

  • Auswerten der Erfassungsergebnisse,
  • Steuerung der Erfassung,
  • Meldewesen und Dokumentation.

Lage- und Meldezentrum (LMZ) FmBer 70
(1970er Jahre)

Lage- und Meldezentrum (LMZ) FmBer 70
(1980er Jahre)


FmBer 70 aus der Luft
 

   

Erfassung und Auswertung

Als 1956 die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe aufgebaut wurde, werteten die Erfassungsstellen das gewonnene Material noch selbst vor Ort aus. Später übernahmen die Auswertesektoren N (Nord) und S (Süd) diese Arbeit. Die Ergebnisse wurden der Zentrale für Funkanalyse in Köln-Wahn gemeldet und dort weiterverarbeitet. Am 01.04.1971 erfolgte in Trier die Zusammenfassung zu einer zentralen Auswertung, dem Fernmeldebereich 70.
Herzstück der Steuerung der Erfassung war das Lage- und Meldezentrum (LMZ). Mit den Ergebnissen der Auswertung wurden die militärische und politische Führung in Form von Lagebeiträgen versorgt. Außerdem dienten die gewonnenen Erkenntnisse den Kampfverbänden der Luftwaffe der Einsatzvorbereitung und der unmittelbaren taktischen Unterstützung.

Zusätzlich zu den stationären Erfassungsungsstellen waren Anfang der 1990er Jahre für die mobile Erfassung entsprechende Kräfte und Mittel beim Fernmeldesektor A in Großenbrode an der Ostsee und Fernmeldesektor F in Kötzting im Bayerischen Wald stationiert. Obwohl für KR-Einsätze bestimmt, kamen sie nur auf nationalen und internationalen Übungen zum Einsatz. Für die ständige Aus- und Weiterbildung sowie Inübunghaltung des Fachpersonals am Live-Signal wurden die an den Standorten vorhandenen Fernmeldetürme der Fernmeldesektoren A und F bis bis zur Auflösung genutzt.

Als Ergänzung zur bodengestützten Erfassung betrieb der Fernmeldebereich 70 ab 21.12.1971 eine luftgestützte Erfassungskomponente für die luftgestützte abstandsfähige LOS-Aufklärung. Dafür standen anfangs fünf Luftfahrzeuge Breguet BR.1150 Atlantic SIGINT (SIGNAL INTELLIGENCE) beim Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz bereit, die durch die Marine betrieben und von dieser sowie der Luftwaffe für Gesamtaufgaben der Bundeswehr genutzt wurden. Die Breguet Atlantic SIGINT sind schnell verfügbare, wichtige Mittel für KR-Einsätze. Seit Sommer 1995 fliegen sie Aufklärungseinsätze im Zusammenhang mit den Ereignissen im Krisengebiet auf dem Balkan (Ex-Jugoslawien).

1972 begann die Auswertung der Erfassungsergebnisse mittels einer mit den folgenden Jahren immer größer werdenden EDV-Anlage, ohne die eine schritthaltende Auswertung und Erfüllung der umfangreichen Melde- und Berichtsverpflichtungen nicht mehr zu bewältigen war. Um diese Aufgaben durchführen zu können, war die Auswertung in mehrere Auswertezvveige und unterstützende Gruppen gegliedert. Mehrere Jahre nahm die Auswertung mit der fliegenden Erfassung und den verlastbaren Auswerte- und Analysekomponenten an nationalen und multinationalen Übungen als Vorbereitung für künftige Krisenreaktions-Einsätze (KR-Einsätze) außerhalb Deutschlands teil.

Blick in die Zukunft

Der Fernmeldebereich 70 in Trier war bis zum 30.06.2002 ein Verband der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe (FmEloAufkILw) und unterstand unmittelbar dem Luftwaffenführungsdienstkommando in Köln. Gemäß der Entscheidung des Bundesministers für Verteidigung und den Planungen zur "Neuausrichtung der Bundeswehr von Grund auf" wurde der Fernmeldebereich 70 zum 01. Juli 2002 in die Streitkräftebasis (SKB) überführt und dem am 17. Januar 2002 in Dienst gestellten Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl) in Rheinbach unterstellt. Gleichzeitig erfolgte die Umbenennung in Fernmeldebereich 92. Zum 01.Juli 2002 wurde auch das Luftwaffenführungsdienstkommando ausser Dienst gestellt.  


Kommandeure Fernmeldebereich 70

  • Oberst Werner Beissel
01.04.1971 - 20.11.1974
  • Oberst Bernhard Krohs
21.11.1974 - 21.09.1980
  • Oberst Siegfried Poschwatta
22.09.1980 - 22.10.1981
  • Oberst Paul Westhoff
23.10.1981 - 23.03.1986
  • Oberst Rolf Däther
24.03.1986 - 23.09.1987
  • Oberst Hubertus Thiel
24.09.1987 - 14.03.1989
  • Oberst Christian Ullmann
15.03.1989 - 23.03.1993
  • Oberst Rolf Dahnert
24.03.1993 - 31.03.1997
  • Oberst Ruthard Berberich
01.04.1997 - 14.09.1999
  • Oberst Bernd Weber
15.09.1999 - 29.08.2001
  • Oberst Ludwig Leinhos
30.08.2001 - 30.06.2002 (01.07.2002 - 28.04.2004 als Kdr FmBer 92 / SKB)

Wappen Fernmeldebeeich 70
Wappen Fernmeldebereich 70

Der stilisierte Blitz setzt sich aus den Wappenkomponenten der früheren Fernmeldesektoren N und S zusammen, mit deren Verschmelzung die Aufstellung des Fernmeldebereich 70 begann. Außerdem symbolisiert der Blitz die Aufgaben der Fernnmeldetruppen.

Das "F" innerhalb des Blitzes steht für den Dienstteilbereich der Führungsdienste der Luftwaffe, zu denen der Fernmeldebereich 70 im Rahmen der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung gehörte. Die Ausprägung des "F" als stilisierter Adler wies auf den hoheitlichen Auftrag des Fernmeldebereich 70 und seine Pflicht hin, seinen Beitrag zu Frieden und Freiheit zu leisten.

Die Zugehörigkeit zur Luftwaffe wird durch die Traditionsfarbe Blau als Hintergrund hergestellt.


GESCHICHTE AUS DER GESCHICHTE

Oberstabsfeldwebel a.D. Hans Frommer, ehemals Angehöriger des Fernmeldebereich 70 in Trier, beschreibt mit folgendem Beitrag die Okkupation der CSSR im Jahr 1968. Natürlich wissend, daß dieser Beitrag nach über 30 Jahren nicht alles lückenlos schildern kann, stellt er im Teil III des Beitrages die damalige Situation aus der Sicht eines jungen Unteroffiziers dar.

arrow.gif (948 Byte)Die Intervention der WP-Truppen in der Tschechoslowakei -- Sternstunde der FmEloAufklLw ? (PDF-Datei)