DIE STATIONÄRE FERNMELDE- UND ELEKTRONISCHE AUFKLÄRUNG DER LUFTWAFFE BIS 2002
Fernmelderegiment 71 in Osnabrück (mit Stabs- und Versorgungssektor)
Fernmeldesektor A in Großenbrode
Fernmeldesektor D in Osnabrück und Hambühren (II. Zug) Fernmeldesektor Q in Hambühren
Fernmelderegiment 72 in Feuchtwangen
(mit Stabs- und Versorgungssektor)Fernmeldesektor E in Wunsiedel
Fernmeldesektor H in Feuchtwangen
Fernmeldesektor 61 in Kleinaitingen
Fernmeldesektor 62 in Trier
Peilzentrale IV in Eriskirch/Langenargen
Fernmeldebereich 70 in Trier
(mit Stabs- und Versorgungssektor)
Die sogenannte Vordere Erfassung (Line-Of-Sight = LOS) wurde von den Fernmeldesektoren A, B, C, E und F aus festen Einsatzstellungen (Fernmeldetürmen) heraus betrieben. Für die rückwärtige Erfassung (Kurzwellen-Aufklärung) standen den Fernmeldesektoren D und H spezielle Antennenanlagen zur Verfügung während der Fernmeldesektor Q mit Sonderaufgaben betraut war. Die Auswertung der Erfassungsergebnisse aller Fernmeldesektoren erfolgte im
Fernmeldebereich 70 in Trier und der Fernmeldesektor 61 sorgte für die technische und logistische Unterstützung der FmEloAufklLw. Der Fernmeldesektor 62, war und ist heute noch als Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme (ZEK Flg WaSys) die "Spezialeinheit" für Elektronische Kampfführung fliegender Waffensysteme der Bundeswehr.Bereits Jahre vor der Wiedervereinigung Deutschlands war ein neues Konzept der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe geplant. Gemäss den damaligen Organisationsbefehlen wäre die FmEloAufklLw bis Ende 1994 auf die Struktur, die für den Betrieb LAPAS 1987/88 entwickelt wurde, umzugliedern, d.h., sowohl der FmBer 70 als auch die FmRgt 71 und 72 sollten neu organisiert werden, um die FmEloAufkLw an die veränderten Aufgaben anzupassen. Die Einführung des neuen luftgestützten Erfassungs- und Auswertesystems (EASysLuft) mit der Bezeichnung "Luftgestütztes Abstandsfähiges Primär- Aufklärungs-Systems (LAPAS)" war für 1991 geplant.
Im "Einsatzkonzept FmEloAufklLw" von 1987 waren vorgesehen:
das LAPAS
15 Flugzeuge (Sensorplattformen) und zwei Bodenstellen
die bodengestützten Erfassungskomponenten
5 vordere Erfassungsstellen (LOS)
2 rückwärtige Erfassungsstellen (HF)
2 Erfassungszentralen
eine Auswertezentrale
Als erster Schritt wurden
dazu die Fernmelderegimenter 71 und 72 zum 01.04.1989 in Fernmeldebereich 71 (FmBer
71) und Fernmeldebereich 72 (FmBer 72) umgegliedert.
Die ersten Planungen sahen vor, für das LAPAS an den
Regimentsstandorten Osnabrück und Feuchtwangen jeweils eine Bodeneingangsstation
zu installieren. Mit dem Vorhaben
DAVE
(Daten
Ableitung Vordere
Erfassung),
ein Vorhabenanteil von LAPAS, sollte mittels Lichtwellenleitern die Ableitung
der Erfassungsdaten und Steuerung der Fernmeldetürme der Luftwaffe
sichergestellt werden. Das Erfassungspersonal der LOS-Erfassung und vom LAPAS
sollte an den Regimentsstandorten in sogenannten Erfassungszentralen
konzentriert werden, während die Fernmeldetürme nur noch als abgesetzte Sensoren
fungieren sollten. Für die Entwicklung von DAVE (geplant 1991-95) waren 30 Mio
DM und für die Beschaffung (geplant 1992-98) 149 Mio DM vorgesehen, siehe dazu
auch
Mit dem Bau eines Großbunkers für die Erfassungszentrale am Standort Osnabrück ist noch Ende 1989 begonnen worden; für das Projekt waren 70 Mio DM veranschlagt worden. Die Arbeiten sind aber Ende 1990 eingestellt worden, da aufgrund der konzeptionellen Neubewertung vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Veränderungen das Vorhaben DAVE im Januar 1991 ersatzlos aufgegeben und das Konzept erneut geändert wurde.
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![]() Luftaufnahme der Kaserne am Hauswörmannsweg in Osnabrück |
![]() Kaserne am Hauswörmannsweg in Osnabrück bei google earth (Stand 30. Juni (2002) |
Für DAVE sind keine Mittel ausgegeben worden, die ehemalige Bunkerbaustelle in Osnabrück ist heute überbaut, da die Kaserne aufgegeben wurde.
Wegen der zwischenzeitlich
eingetretenen politischen Entwicklung (Wiedervereinigung) wurden die
Einzelmaßnahmen ausgesetzt und nicht weiter verfolgt; eine Umgliederung sollte
vielmehr auf den mit der Luftwaffenstruktur 4 gesetzten Rahmen erfolgen. Zur Realisierung dieser neuen
Struktur wären eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen erforderlich gewesen, die in
ihrer Durchführung auch mit den TSK und dem AMK (Amt für Militärkunde = siehe
Bundesnachrichtendienst bzw.
link.
Die Planungen im Einzelnen:
1991
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1992
Neustrukturierung FmSkt A GROßENBRODE ab I/92 (Selbständiger Sektor mit einer gegenüber Luftwaffenstruktur 2 reduzierten Anzahl von Arbeitsplätzen und reduziertem Schichtfaktor)
Einstellung der Erfassung und Auflösung FmSkt C STÖBERHAI ab III/92 (Verlagerung der Restaufgaben an FmSkt E). Eine Anschlussverwendung der Einsatzstellung STÖBERHAI war nicht gegeben, mit der Forderung nach „Rückbau“ mußte gerechnet werden !
1994
Einstellung der Erfassung und Auflösung FmSkt E SCHNEEBERG ab I/94 in geringem Umfang möglw. Überführung Personal in eine „Peilstelle FmSkt F“, die in die Stellung FmEloAufkl Heer auf den GROßEN KORNBERG verlagert werden sollte. Eine Anschlussverwendung der Einsatzstellung SCHNEEBERG war nicht gegeben, mit der Forderung nach „Rückbau“ mußte gerechnet werden !
Zusammenlegung FmSkt D und FmSkt Q als ein FmSkt mit Standort BERLIN-Gatow nach 1993. (Insgesamt Reduzierung der Arbeitsplätze, verringerter Schichtfaktor).
Neustrukturierung Stab/VersSkt FmBer 71 ab I/94 und Verlegung an Standort DANNENBERG/Elbe (Reduzierung des zentralen Versorgungsanteils).
Aufstellung des FmSkt „S“ (Bodenstelle LAPAS/Süd) ab I/94 in
Abhängigkeit von Entscheidungen über den Beschaffungsumfang LAPAS am Standort
FEUCHTWANGEN oder bei
US-TRIGS / „METRO
TANGO“ in der Nähe von HAHN/Hunsrück (siehe auch
link
(TR-1A) ).
Einrichtung der FmSkt „O“ (Ost) in GÜTZKOW und ZODEL (Sensorstellungen im Osten der Bundesrepublik Deutschland, ehemals Funkpeilstellen der NVA) nach 1994.
Nach Abschluß der Maßnahmen sollte sich die Organisationsstruktur der FmEloAufklLw wie folgt darstellen:
Dem LwFüDstKdo sollten die Verbände der FmEloAufklLw also wie folgt unterstellt werden:
FmBer 70 (ihm truppendienstlich zusätzlich unterstellt FmSkt 62)
FmBer 71 mit den FmSkt A, D, „N“ (LAPAS) und „O“
FmBer 72 mit den FmSkt F, H, „S“ (LAPAS) und 61
Die Peilstellen FmSkt A (THURAU) und F (SCHNEEBERG) sind als abgesetzte Züge den FmSkt A und F zugeordnet.
Eine
andere
Struktur hätte analog einer früheren geplanten Organisationsform (siehe weiter
oben), aber mit der ehemaligen NVA-Liegenschaft
Rüggow
als zusätzliche Sensorstellung, wie folgt ausgesehen:
Die Anfang der 90er Jahre hinzugekommenen mobilen (verlastbaren) Erfassungskomponenten wurden bei den beiden Fernmeldesektoren A und F stationiert.Basis dieser Komponenten waren die mobilen Fm- oder Elo-Erfassungskabinen, die bei Turmumbauten als Interimslösung die Fortführung des Erfassungsauftrages gewährleisteten (z.B. 1985) oder bei Übungen wie z.B. „SCHWARZE DROSCHKE“ oder „BUNTER BIRKHAHN“ eingesetzt wurden.
Aufgrund der weiteren Entwicklungen wurde letztendlich nur noch eine stationäre LAPAS-Bodenstelle eingeplant, die in der sogenannten horizontalen Erweiterung beim Fernmeldeturm des Fernmeldesektor B bei Woltersdorf installiert werden sollte. Die Planung einer zweiten Bodenstelle (FmSkt „S“) wurde zugunsten einer verlastbaren/mobilen Bodenstelle (RGS = Relocatable Ground Station) aufgegeben.
Die Anfang 1993 getroffene definitive Entscheidung, LAPAS nicht zu beschaffen, führte zu einer erneuten, grundlegend geänderten Struktur. Das BMVg hatte hierzu am 06.08.93 folgende Entscheidungen getroffen, die insbesondere den Standort DANNENBERG betrafen:
ersatzlose Auflösung Stab-/VersSkt FmBer 71, LwSanStff und LwSichStff; die vorgesehene Verlegung dieser Truppenteile von OSNABRÜCK nach DANNENBERG entfällt,
Auflösung FmSkt B und FmKp 1 (Heer),
Nichtaufstellung FmSkt N,
Nichtaufstellung der Sensorstellungen "O",
Verlegung 12./USLw nach APPEN an den Heimatstandort der USLw,
Aufgabe Standort DANNENBERG bis 1995, Überführung der Liegenschaften DANNENBERG und THURAUER BERG nach ihrer Räumung in das allgemeine Grundvermögen des Bundes;
FmSkt A und F werden FmBer 72 unterstellt,
FmSkt 61 wird FmBer 70 unterstellt.
Nach Inkraftsetzung der STAN „FmEloAufkl 95“ vom 01.03.93 waren als Maßnahmen vorgesehen:
Umgliederung FmBer 70, 71 und 72 zum 01.10.93
Auflösung FmBer 71 zum 01.10.94
erneute Umgliederung FmBer 72 zum 01.10.94
Am 15.03.95 wird mit dem Ressortkonzept die Planung zur Auflösung des FmBer 72 und die Aufgabe des Standortes FEUCHTWANGEN bekannt gegeben und am 14.06.95 durch den Bundesminister der Verteidigung endgültig entschieden, d.h. die verbliebenen Fernmeldesektoren A, D, F und 61 werden dem FmBer 70 unterstellt.
Aufgrund der politischen Entscheidung, das LAPAS nicht zu beschaffen, wurden die Fernmeldesektoren und die Peilstelle IV ab 1993 wie folgt aufgelöst:am 31.03.93: Fernmeldesektor C,
am 31.03.93: Fernmeldesektor E,
am 31.03.94: Fernmeldesektor B,
am 31.03.94: Fernmeldesektor Q
am 31.03.97: Peilzentrale IV,
am 30.09.97: Fernmeldesektor H.
Zum 30.09.1994 wurde bereits der
Stab des Fernmelderegimentes 71 und zum 31.12.1997 auch der des
Fernmelderegimentes 72 aufgelöst. Der Fernmeldesektor D wurde umgegliedert und
bis zum 31.12.97 nach Berlin-Gatow verlegt. Die verbliebenen Fernmeldesektoren
A, F und D und 61 wurden dem Fernmeldebereich 70 in Trier unterstellt.
Die Anfang der 90er Jahre hinzugekommenen mobilen (verlastbaren)
Erfassungskomponenten wurden bei den beiden Fernmeldesektoren A und F
stationiert.
Von
Oktober 1997 bis zum 01.07.2002 standen der Fernmelde- und Elektronischen
Aufklärung der Luftwaffe von ehemals sieben nunmehr nur noch drei
Fernmeldesektoren für die mobile und stationäre Erfassung zur Verfügung.
Siehe auch:
Die
Zukunft der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung
Traditionsverein-Hohenbogenkaserne
Bad Kötzting FmEloAufklLw e.V.
"Von
hier aus horchte die Bundeswehr in den Ostblock hinein"