fungDIE GESCHICHTE DER FERNMELDE- UND ELEKTRONISCHEN AUFKLÄRUNG DER LUFTWAFFE

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden in bewaffneten Konflikten Mittel und Verfahren der Elektronischen Kampfführung eingesetzt. Ziel ist es, einerseits potentielle militärische Gegner an der uneingeschränkten Nutzung des Äthers zu hindern und andererseits Informationen über ihre Absichten zu erhalten.

Die Funktelegrafie, weiche in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen wurde, hatte auch den Aufbau des Funkhorchdienstes zur Folge. Am 1. Oktober 1899 begann in Preußen die Elektronische Kampfführung mit der Aufstellung von drei Telegrafenbataillonen und einer Telegrafen-Schule. Vor dem Ersten Weltkrieg konnten diese Kräfte bei Einsätzen in Ostasien und DeutschSüdwestafrika Erfahrungen sammeln.

Während des Ersten Weltkrieges beschäftigte sich die Telegrafentruppe, die ab dem 12. August 1914 durch einen Funkhorchdienst erweitert wurde, mit dem Abhören von Funkverkehren. Aus den Festungsfunkstellen Königsberg, Posen, Thorn und Graudanz gelang es, den russischen Funkverkehr systematisch abzuhören und auch gezielte Funkstörmaßnahmen durchzuführen. Zahlreiche Mißerfolge in der Folge des Krieges führten jedoch zur Auflösung der am 11. November 1916 offiziell in Fliegerfunktruppe umbenannten Waffengattung und zur Eingliederung in die Heeresnachrichtentruppe.

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages 1919 blieb es Deutschland zunächst untersagt, eine eigene Luftwaffe und somit, einen eigenen Horchdienst aufzubauen. Ab 1933, dem Beginn des Aufbaus der Luftwaffe, wurde jedoch erneut die Forderung nach einer eigenen Nachrichtentruppe für die Luftwaffe laut. Zu diesem Zweck wurde Major Wolfgang Martin am 12. Juli 1933 als Heeresverbindungsoffizier und Leiter der Inspektion 7 (Nachrichtenwesen) im Reichsluftfahrtministerium eingesetzt. Seiner Initiative und der Weitsicht des Generalstabschefs der Luftwaffe, Generalmajor Walter Wever, war es zu verdanken, daß ab dem 1. Dezember 1933 die "Fliegerfunktruppe" wieder aufgestellt wurde. Die Ausbildung des Personals erfolgte seit 1. April 1934 an der Artillerieschule Jüterbog und später an der Luftnachrichtenschule in Halle an der Saale. Am 1. März 1935 wurde die Fliegerfunktruppe in Luftnachrichtentruppe umbenannt und neben der Fliegertruppe und der Flakartillerie als dritte Waffengattung der Luftwaffe unterstellt. Seit dem Aufbau der Luftnachrichtentruppe beschäftigte man sich in der Luftwaffe auch eingehender mit Funkimpuls- und Funkmeßverfahren (Radar).

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges verfügte die Wehrmacht über eine leistungsfähige Funkaufklärung, die in Heer und Luftwaffe zunächst als Horchdienst und ab 1942 als Nachrichtenaufklärung bezeichnet wurde. Die Luftnachrichtentruppe hatte die Aufgabe, Funk-, Draht- und Richtfunkverbindungen sowie Flugmelde-, Jägerleitdienste, Flugsicherungs- und Funknavigationsaufgaben durchzuführen. Ihre Bedeutung zeigte sich in ihrer steten Vergrößerung. Während sie 1939 nur 334 Stäbe und Einheiten umfaßte, kamen mit der Mobilmachung weitere hinzu, bis sie am 1. Mai 1944 über 2690 Stäbe und Einheiten verfügte.

Wichtige Aufgaben vor und während des Zweiten Weltkrieges waren u. a.:

Jägerleitung und Führen von Bomberverbänden durch

Die deutsche Funkaufklärung kann schematisch wie folgt eingeteilt werden;

1. Funkhorchdienst

2. Funkmessbeobachtungsdienst

siehe dazu auch hier arrow.gif (948 Byte)link

Die Erfolge der Luftnachrichtentruppe trugen dazu bei, daß das Ansehen der bei Kriegsbeginn ca. 58.000 Mann starken Truppe, die bei Kriegsende auf ca. 500.000 Soldaten und Luftnachrichtenhelferinnen angewachsen war, stetig anwuchs.

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Im Jahr 1953 war im "Amt Blank" ein "Funkhorchdienst Luftwaffe" geplant, der Folgendes gewährleisten sollte:

Beim Aufbau der Bundeswehr griff man auf bewährte Kräfte der ehemaligen Luftnachrichtentruppe zurück. Aus dem Funkhorchdienst wurde die Fernmeldeaufklärung, aus dem Funkmessbeobachtungsdienst die Elektronische Aufklärung. 1956 begann der Aufbau der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe als Dienstbereich der neuen Führungsdienste:

Juli 1956

Die ersten Lehrgänge mit Angehörigen der ehemaligen LN-Truppe finden in Uetersen (Schleswig-Holstein) statt, aus denen sich auch die ersten Horchfunker und Auswerter rekrutieren, die in einen sogenannten H-Zug zusammengefasst werden.

August 1956

Aufstellung Vorkommando Zentralauswertung für Funk- und Radarbeobachtung in Porz-Wahn beim Allgemeinen Luftwaffenamt, Gruppe Fernmeldewesen

September 1956

Auf dem Fliegerhorst in Nörvenich wird die Fernmelde- Lehr- und Versuchskompanie der Luftwaffe (FmLVsuKp) aufgestellt. Ein Zug mit Horchfunkern und Auswertern wird von Uetersen nach Nörvenich versetzt und der dort stationierten Fernmelde-, Lehr- und Versuchsabteilung 612 als 4. Zug angegliedert.

Oktober 1956

Der 4. Zug beginnt mit provisorischen Mitteln auf dem Fliegerhorst Nörvenich mit dem Kurzwellenempfang.

Dezember 1956

Die Zentrale für Funk- und Radarbeobachtung wird selbständig und erhält 1957 die Bezeichnung Zentralauswertung der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung. Diese ist beim Allgemeinen Luftwaffenamt untergebracht.

10.01.1957

Aus dem 4. Zug geht das Vorauspersonal Fernmeldeabteilung 711 und die erste Erfassungskompanie, die  5./FmAbt 711, hervor. Das restliche Personal der FmLVsuKp wird zum Aufbau einer LVsuAbt nach Sonthofen versetzt.

01.02.1957

Mit dem Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 39 wird durch BMVg Abt. VI 3 die Aufstellung der FmAbt 711 angeordnet. Es erfolgt die Umbenennung des Vorauspersonals FmAbt 711 in Fernmeldeabteilung 711. Ihr gehören jetzt neben dem Stab die 5./FmAbt 711 und die 1./FmAbt 711 an.

Februar 1957

Das Vorauspersonal FmAbt 711 verlegt mit Stab, der 5./FmAbt 711 und einem Empfangszug der zum 01.02.1957 aufgestellten 1./FmAbt 711 nach Osnabrück, während die restlichen Teile der 1./FmAbt 711 zum Zwischenstandort Bückeburg verlegen. Nach der Verlegung wird das Vorauspersonal Fernmeldeabteilung 711 der Luftbodenorganisation Nord in Münster unterstellt.

23.02.1957

In Osnabrück nimmt die 5./FmAbt 711 den Kurzwellenempfang auf.

22.03.1957

Die 1./FmAbt 711 beginnt mit der Verlegung nach Göttingen. Damit kommen Teile des Empfangszuges der 5./FmAbt 711 wieder zur 1./FmAbt 711, so dass in der Göttinger Kaserne eine Funkempfangsstelle eingerichtet werden kann.

15.08.1957

Noch in Bückeburg wird die 2./FmAbt 711 aufgestellt, die bereits im September nach Osnabrück umzieht.

September 1957

Aufstellung der 4./FmAbt 711 in Osnabrück. Diese Erfassungskompanie rekrutiert sich aus der 1./FmAbt 711 und den Erfassern der 5./FmAbt 711. Damit wird die 5./FmAbt eine reine Auswertekompanie.

01.10.1957

Die Fernmeldeabteilung 711 wird der neu geschaffenen Luftwaffengruppe Nord in Münster unterstellt.

22.11.1957

Nachdem die ab Juni 1957 laufenden Empfangsversuche im Raum Göttingen befriedigende Ergebnisse zeigen, wird dort eine provisorische Empfangsstelle (Mackenroder Spitze) für die 1./FmAbt 711 aufgebaut.   Wenig später treffen amerikanische Partner mit Gerätewagen ein, um mit der Radarausbildung (Elo-Ausbildung) des künftigen Betriebspersonals zu beginnen. Ebenfalls im November beginnt die 2./FmAbt 711 mit der Verlegung von Osnabrück nach Hambühren. Dort übernimmt sie die bisher vom 14. Signal Regiment des britischen Heeres (Hauptstandort Wesendorf bei Gifhorn) genutzte Kurzwellenerfassungsanlage einschliesslich der Heptagon-Erfassungsanlage.

1957/58

Zur Elektronischen Aufklärung von sowjetischen Luftraumüberwachungsradargeräten wird ein Radioteleskop auf dem arrow.gif (948 Byte)Stockert bei Bad Münstereifel genutzt.

1958

In Zusammenarbeit des Ingenieurstabes des Allgemeinen Luftwaffenamtes in Köln-Wahn mit der USAFE, regionalen Infrastrukturbehörden und dem Planungsbüro Dieterich - Beratende Ingenieure in Mainz hatte der Projektoffizier des Luftwaffenamtes, der damalige Hauptmann Eberhard Skibbe, in sehr kurzer Zeit für eine stationäre Aufklärung die neuen Fernmeldetürme der Luftwaffe geplant, deren Bau und Ausrüstung in weniger als fünf Jahren realisiert werden konnten. Hauptmann Skibbe wird auch als „Vater der Fernmeldetürme“  bezeichnet.

01.04.1958

Durch den Führungsstab der Luftwaffe wird mit Luftwaffenaufstellungsbefehl Nr. 79 die Aufstellung des Fernmeldeführer B Süd beschlossen. Das Funk- und Radarbeobachtungspersonal sowie entsprechende Geräte werden von der Fernmeldeabteilung 711 gestellt. Zwischenunterkunft auch für den neuen für den Kurzwellenempfang zuständigen Fernmeldebeobachtungssektor H wird die Ludwig-Frank-Kaserne in Mannheim-Neuostheim.

Die endgültigen Standorte für die einzelnen Einheiten sollen sein:

Der FmFhr B Süd wird der Luftwaffengruppe Süd in Karlsruhe unterstellt.

01.05.1958

Umbenennung der Fernmeldeabteilung 711 in Fernmeldeführer B Nord (FmFhr B Nord). Gleichzeitig erhalten die Kompanien die Bezeichnungen Fernmeldebeobachtungssektor bzw. Fernmeldeauswertezentrale Nord. Der FmFhr B Nord hat nun folgende Gliederung:

FmFhr B Nord in Osnabrück

5. Mai 1958

Der Führer des vorgesehenen Vorauskommandos, Oberleutnant Knirsch meldet sich beim Standortkommandanten von Mannheim, Major Schoefinius.

Juni 1958

Nachdem die ersten Erfasser und Auswerter vom FmFhr B Nord in Mannheim eingetroffen sind, werden die ersten Funkverkehre aufgenommen..

Die in den USA ausgebildeten HF-Horchfunker werden in Osnabrück eingesetzt. Die dortige FmAuswZentrNord ist nun mit Sofort-, Haupt-, Betriebs- und Endauswertung und Entzifferung arbeitsbereit.

10.09.1958

Oberstleutnant Gottschalk übernimmt als Kommandeur das Vorauspersonal „Fernmeldeführer B Süd",

Oktober 1958

Dem FmBeobSkt D stehen nun folgende Kurzwellenpeiler zur Verfügung: Feuchtwangen-Tauberschallbach, Westerkappeln, Husum, Hambühren und Flensburg - Mürwik. Damit wird die Qualität der beiden HF-Peilbasen der FmFhr B Nord und Süd gesteigert. Für den FmBeobSkt C wird eine weitere Einsatzstellung auf dem Stöberhai im Harz in Betrieb genommen.

In einer ersten Einsatzübung wird die Meldungserstattung von den FmBeobSkt B, C und D an die FmAuswZentrNord erprobt.

15.10.1958

Der Fernmeldebeobachtungssektor H übernimmt den Kurzwellenpeiler in Feuchtwangen.

07.11.1958

Der FmFnrB Süd wird mit Abteilungsbefehl Nr. 1 in Stab, Fernmelde-Beobachtungssektor H und Sanitätsstaffel A gegliedert. Die nächsten Schritte beim Aufbau des zukünftigen Regiments stellen die Besichtigung des Peilers Feuchtwangen sowie die Lageerkundung am Schneeberg, Hohen Bogen und am Untersberg bei Bad Reichenhall durch Oberstleutnant Gottschalk und Hauptmann Skibbe dar.

01.01.1959

Umbenennung der Einheiten in Fernmeldesektoren. Obwohl im Laufe der Jahre wesentlich stärker geworden, behalten sie in etwa die Gliederung einer Kompanie.

Fernmeldeführer B Nord in Osnabrück:

Fernmeldeführer B Süd in Mannheim:

01.02.1959

In Osnabrück wird der Fernmeldesektor A des FmFhr B Nord aufgestellt. Als endgültiger Standort ist Großenbrode vorgesehen.

24.02.1959

Für die auf dem Stöberhai tätigen Soldaten des FmSkt C wird in Wieda eine Außenstelle der Sektorführung eingerichtet.

Mai 1959

Der FmFhr B Süd beordert einen Luftwaffenpeiltrupp nach Langenargen, um eine Peilbasis der Luftwaffe aufzubauen.

16.05.1959

Aufstellung Fernmeldesektor S des FmFhr B Süd in Mannheim. Der Sektor ist für die Auswertung des Materials aus dem Bereich des FmFhr B Süd zuständig.

20.05.1959

Der FmSkt A verlegt von Osnabrück nach Großenbrode.  Nach dem Aufbau der Einsatzstellung "Strand", kann ab dem 01.06.1959 die Betriebsaufnahme erfolgen.

15.10.1959

Der noch in Hambühren stationierte FmSkt B beginnt im Raum Lüchow mit der Probeerfassung aus einer mobilen Aufklärungsstelle heraus. Diese mobile Einsatzstelle wird bis Anfang 1960 betrieben.

Herbst 1959

Die Sofort- und Tagesmeldungen sowie die Wochenberichte über Fernschreibleitungen von Osnabrück und Feuchtwangen zur Zentralauswertung in Porz-Wahn gesendet und dort zu einer taktisch/ betrieblichen Gesamtlage zusammengefaßt. Vor allem aber ist die Dienststelle für die zentrale Kurzwellenauswertung und Entzifferung zuständig.

1959

Erste Versuche einer luftgestützten Funkerfassung werden mit dem LFZ-Typ arrow.gif (948 Byte)Hunting PEMBROKE C.Mk.54 des Fernmelde- Lehr- und Versuchsregimentes 61 durchgeführt. Das Erfasserpersonal kommt vom FmFhr "B" Nord in Osnabrück und steigt in Wunstorf zu.

Januar 1960

Umbenennung des Fernmeldeführers B Nord in Fernmelderegiment 71 und Fernmeldeführers B Süd in Fernmelderegiment 72.

Juli 1960

Auf einem Gipfel des Untersbergs, dem 1972 m hohen Berchtesgadener Hochthron bei Bad Reichenhall/Berchtesgaden, werden erste Erfassungsversuche unter der Bezeichnung "GAMSBOCK" für den seit April 1958 geplanten Fernmeldesektor G des FmRgt 72 durchgeführt. Aufklärungsschwerpunkte sollen auch die in Ungarn stationierten sowjetischen Streitkräfte (Südgruppe der Truppen = SGT) und die Ungarische Volksarmee (UVA) sein.
Zum Transport von Personal und Technik auf den Berg kommen u.a. Hubschrauber vom Typ Sikorsky H-34A Choctaw der US Army (vermutlich
110th Transportation Company/8th Trans Battalion, Oberschleißheim) und H-34G der Heeresfliegerstaffel 8 (HFS 8) aus Oberschleißheim sowie Sud Aviation SE.3130 Alouette II (HFS 8) zum Einsatz.


Hubschrauber im Einsatz für den
Truppenversuch"GAMSBOCK"

 

15.11.1960

Offizielle Indienststellung Fernmeldesektor E des FmRgt 72 in Thurndorf (bei Pegnitz). Das Vorauspersonal hat schon ab Oktober 1959 im Raum Thurndorf Probeerfassungen durchgeführt.

1961

Die in Porz-Wahn stationierte Zentralauswertung der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung wird in Zentrale für Funkanalyse umbenannt.

Februar 1961

Beim FmSkt A wird nach der Stellung Strand eine zweite Einsatzstellung bei Klaustorf, für Radarbeobachtung und VHF-Empfang, eingerichtet.

Juni 1961

Das FmRgt 72 verlegt mit Stab, FmSkt H und FmSkt S von Mannheim nach Feuchtwangen. Schon am 28.06.1961 kann der FmSkt H den Erfassungsbetrieb am neuen Standort aufnehmen.  Die Liegenschaft erhält 1965 den Namen "Hochmeister-Kaserne"

01.07.1961

Am Standort Hambühren wird ein Fernmeldesonderzug aufgestellt.   Das Personal rekrutiert sich aus dem FmSkt B. Es folgt eine enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Hambühren stationierten II. Zug des FmSkt D.

22.08.1961

Der FmSkt E übernimmt die nach vorheriger Mitbenutzung die Einsatzstellung der US-Army auf dem Schneeberg im Fichtelgebirge.

01.11.1961

Als letzter Fernmeldesektor wird der Fernmeldesektor F des FmRgt 72 in Furth im Wald aufgestellt.  Die Erfassungsstelle ist jedoch schon im August auf dem Hohen Bogen im Bayerischen Wald in Betrieb genommen worden.

In 1961 begannen auch konkrete Planungen zum Ausbau von sechs grenznahen Einsatzstellungen. Projektoffizier beim Ingenieurstab des Luftwaffenamtes ist Hauptmann Skibbe, später auch Kommandeur FmRgt 71 Osnabrück.

Sommer 1962

Die luftgestützte Funkerfassung mit dem LFZ-Typ Hunting PEMBROKE C.Mk.54 des FmL/VsuRgt 61 wird auch mit Erfasserpersonal, das der FmSkt S in Feuchtwangen abstellt und auf dem Flugplatz Niederstetten zusteigt, fortgeführt. Die Flüge finden bis Ende des Jahres statt.

August 1962

Nach längerer Probeerfassung auf dem Hohen Mechtin, im Landkreis Lüchow-Dannenberg, beginnt der FmSkt B dort eine geregelte Radarerfassung zu betreiben. Diese Stellung wird aber kurze Zeit später aufgegeben.

31.10.1962

Das Fernmelderegiment 71 zieht um. Nach der Von-Stein-Kaserne wird nun die General-Martini-Kaserne das neue Domizil.

Ein in 1962 initiierter Versuch, eine echtzeitnahe Zusammenführung der Ergebnisse der FmEloAufklLw und der Luftraumüberwachung Radar zu realisieren, scheitert und wird 1968 endgültig aufgegeben.

1963

Baubeginn der Fernmeldetürme:

  • 1963 auf dem Schneeberg im Fichtelgebirge für FmSkt E (als Prototyp für die anderen Türme)
  • 1964 auf dem Stöberhai im Harz für FmSkt C
  • 1964 bei Klaustorf an der Ostsee für FmSkt A
  • 1965 auf dem Thurauer Berg im Wendland für FmSkt B
  • 1965 auf dem Hohen Bogen im Bayerischen Wald für FmSkt F

Die Türme werden nach einer Bauzeit von jeweils ca. zwei bis drei Jahren in Betrieb genommen. Die Einrüstung der neuen Geräte und Antennen wird u.a. von dem in Lechfeld stationierten Fernmelde-Lehr- und Versuchsregiment 61 (später Fernmeldesektor 61 durchgeführt.

 


Plan Bauzustandsbericht der Fernmeldetürme A bis G
(Stand: 17. April 1967)

Inbetriebnahme der Fernmeldetürme:

  • FmSkt E: Juli 1965
  • FmSkt C: Juni 1967
  • FmSkt F: Juni 1967
  • FmSkt B: Juli 1967
  • FmSkt A: August 1967

01.03.1963

Das Fernmelderegiment 72 in Feuchtwangen wird dem Kommando der 2. Luftwaffendivision in Trier-Euren unterstellt. Die Division verlegt noch im gleichen Jahr nach Karlsruhe.

April 1963

Der FmSkt B setzt ein Kommando zur Inbetriebnahme einer neuen Einsatzstellung auf dem Thurauer Berg (östlich Lüchow) in Marsch.

Juli 1963

Die Einsatzstellung Mackenroder Spitze des FmSkt C wird abgebaut. Gleichzeitig gibt der FmSkt C die HF-Erfassung an den FmSkt D in Osnabrück ab.

September 1963

Für den FmSkt B wird eine weitere mobile Einsatzstellung bei Clenze/Lüchow in Betrieb genommen.

15.10. 1963

Das Fernmelderegiment 71 in Osnabrück wird der 6. Luftwaffendivision in Münster unterstellt.

November 1963

Der FmSkt A beginnt, die neu gebaute Kaserne in Großenbrode zu belegen. Sie erhält später den Namen "Fehmarnsund - Kaserne".

1964

Beginn der Planung, die Zentrale für Funkanalyse (ZfFu) in Trier zu stationieren. Das dort im Aufbau befindliche Rechenzentrum der Bundeswehr sollte mit für die ZfFu genutzt werden.

Februar 1965

Die ZfFu beginnt mit der Verlegung von Porz-Wahn nach Trier. Endgültig wird der Standort, nachdem das BMVg die Verlegung der Zentrale für Funkanalyse ab 01.10.1965 nach Trier befohlen hat. Truppendienstlich und für den Einsatz ist die ZfFu der neu aufgestellten Inspektion Führungssysteme der Luftwaffe innerhalb des Luftwaffenamtes unterstellt.  

Oktober 1965

Die Einsatzstellung Strand des FmSkt A wird aufgegeben.

24.11.1965

Der FmSkt F verlegt von Furth im Wald nach Kötzting. Die neu gebaute Truppenunterkunft erhält 1978 den Namen "Hohenbogen - Kaserne".

01.12.1965

Der FmSkt E verlegt von Thurndorf nach Wunsiedel und bezieht am 26.01.1967 die neue Kaserne, die später den Namen "Fichtelgebirgs-Kaserne" erhält. In Eriskirch am Bodensee wird nach zweijährigen Bauzeit eine neue Peilfunkstelle fertiggestellt und von der Luftwaffe und Marine in Betrieb genommen.

In 1965 wurden bei den FmRgt 71 und 72 jeweils zusätzlich eine Stabs- und Versorgungskompanie (später –sektor) eingerichtet.

06.-24.02.1967

Erstmalig beteiligt sich Erfassungspersonal der Luftwaffe an einem Aufklärungseinsatz auf einem arrow.gif (948 Byte)Meßboot (Flottendienstboot) der Marine in der Ostsee.

01.03.1967

Die seit Mai 1959 am Bodensee im Peildienst tätigen Soldaten werden in der neu aufgestellten Peilzentrale Süd zusammengefasst und dem FmRgt 72 unterstellt.

November 1967

Die Stellung "Clenze" des FmSkt B wird aufgegeben.

1968

Nachdem die Planungen für eine gemeinsam von der Fm/EloAufkl Luftwaffe und Marine zu betreibende luftgestützte Erfassungskomponente beendet waren, erhielt   die amerikanische Firma E-Systems den Auftrag zur Entwicklung und Bau der speziellen Erfassungssysteme, einschließlich deren Einbau in fünf Flugzeuge.  Als Trägerplattform sind die zum Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" in Nordholz gehörenden Seeaufklärer arrow.gif (948 Byte)Breguet BR.1150 Atlantic vorgesehen.

01.08.1968

Der in Hambühren stationierte Fernmeldesonderzug wird in Fernmeldesektor Q umbenannt.

November 1968

Der FmSkt B verlegt von Hambühren in die Kaserne Neutramm. Die in Hambühren verbliebenen Horchfunker sind bereits am 01.11.1967 als II. Zug dem FmSkt D in Osnabrück angegliedert worden.

20.02.1969

Beginn der Verlegung von Teilen der Zentrale für Funkanalyse von Porz-Wahn nach Trier, die am 01.04.1970 abgeschlossen wird.

Februar 1969

Mit einer arrow.gif (948 Byte)Douglas C-47 D der Flugvermessungsstaffel des Fernmelde-, Lehr- und Versuchsregiments 61 beginnen die ersten Erprobungen einer luftgestützten Erfassung. Für die Dauer der Erprobungen - ca. 14 Tage - werden aus Personal des Erfassungsteilbereiches Flugfunk zwei Bordcrews gebildet. Die Maschine, die von Technikern des FmRgt 71 mit Funkempfängern der ESM-Serie ausgerüstet war, startet für diese Zeit vom Flugplatz Wunstorf bei Hannover aus.

September 1969

Obwohl seit 1958 die Planungen an einer Einsatzstellung auf dem Untersberg laufen (geplant FmSkt G), die Kosten aber im Laufe der Jahre ins Unermessliche anstiegen, zog man schon 1966 in Erwägung, eine leichtere und niedrigere Variante des Fernmeldeturms für den Untersberg zu planen. Im September erfolgte durch die FmAbt 61 der Aufbau einer Antennenanlage auf dem Untersberg.

16.02.1970

Aus dem "Plan für die Nachrichtengewinnung über Fremde Staaten Ost" des BMVg FüS II 2 kann erstmals ein offizieller Auftrag der FmEloAufklLw abgeleitet werden.

Anfang 1970

Die Arbeiten für die luftgestützte Erfassungskomponente sind so weit fortgeschritten, dass die Bildung einer Borderfassungscrew in Trier beauftragt wird. Die später in einer Teileinheit der ZfFu zusammengefassten Soldaten rekrutieren sich vor allem aus dem Personalbestand der Erfassungssektoren.

Frühjahr 1970

Aufgrund der Einwände verschiedener beteiligter Behörden widerruft die Bayerische Staatskanzlei die 1962 erteilte Baugenehmigung. Trotz der bautechnischen Probleme und der Kostenentwicklung ist damit die in Planung befindliche sechste Einsatzstellung auf dem Untersberg und somit auch die Aufstellung des geplanten FmSkt G endgültig hinfällig.

01.10.1970

Im Zuge der Neugliederung der Luftwaffe werden u.a. die Einheiten der Fm/EloAufklLw dem neugeschaffenen Luftwaffenführungsdienstkommando (LwFüDstKdo) in Köln-Wahn unterstellt:

Zentrale für Funkanalyse in Trier

Fernmelderegiment 71 in Osnabrück

Fernmelderegiment 72 in Feuchtwangen

01.04.1971

Die beiden Fernmeldesektoren N (Osnabrück) und S (Feuchtwangen) werden aufgelöst und zusammen mit der Zentrale für Funkanalyse mit dem Organisationsbefehl des BMVg – FüL IV vom 25.01.1971 in Trier zum Fernmeldebereich 70 zusammengefasst, der gleichzeitig einem Regiment gleichgesetzt wird.

Die nachfolgende Organisation der Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe bleibt im Wesentlichen bis Ende der 80er Jahre erhalten:

Fernmeldebereich70 in Trier

Fernmelderegiment 71 in Osnabrück

Fernmelderegiment 72 in Feuchtwangen

arrow.gif (948 Byte)Die Stationäre Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe bis 2002

arrow.gif (948 Byte)zu den Wappenbeschreibungen der Fernmelderegimenter 71 und 72

die  Lokationen der ehemaligen FmEloAufklLw als placemarks für google earth herunterladen: arrow.gif (948 Byte) (Ortsangaben ohne Gewähr)

In einer 2019 verfassten Bachelor-Arbeit über die Geschichte der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung mit Schwerpunkt der Station auf dem Hohen Bogen geht die die tschechische Studentin der Westböhmischen Universität Pilsen Veronika Edelová auch auf die Bedeutung Fernmelde- und Elektronische Aufklärung zur Zeit des Kalten Krieges allgemein ein:

arrow.gif (948 Byte)download der Bachelor-Arbeit in deutscher Sprache


Aufgrund der starken Reduzierung der Bundeswehr in den letzten Jahren hat die Vorwarnzeit an Bedeutung eher zugenommen. Mit der Fähigkeit, Veränderungen der militärischen Bedrohung frühzeitig zu erkennen, ist die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung vor allem im Frieden ein wichtiges Instrument für die Vorwarnung. Sie ist damit auch ein Element einer defensiven Abschreckungsstrategie und gibt der Führung die notwendige Reaktionszeit und -möglichkeit zur politischen Bewältigung von Krisen.

Der Golfkrieg 1991 z.B. hat die Bedeutung der Elektronischen Kampfführung sehr anschaulich dargestellt. Der schnelle Erfolg der alliierten Streitmacht gegen Saddam Hussein ist nicht zuletzt auf eine sehr gute Fernmelde- und Elektronische Aufklärung zurückzuführen. Die Elektronische Kampfführung wird auch in Zukunft flexibel agieren müssen, um mit der sich immer schneller entwickelnden Technik Schritt halten zu können.

Im Rahmen der Elektronischen Kampfführung stehen moderne Antennen- und Empfangssysteme sowie Datenverarbeitungsanlagen zur Verfügung, mit deren Hilfe moderne Waffensysteme aufgeklärt und die Absichten der potentiellen Gegner frühzeitig erkannt werden können. Durch die koordinierte Zusammenarbeit mit den Teilstreitkräften Marine und Heer sowie den Verbündeten der NATO, leistete die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung der Luftwaffe einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Partner unter dem Motto:

"Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit"


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DIE ZUKUNFT DER FERNMELDE- UND ELEKTRONISCHEN AUFKLÄRUNG

Um auch in Zukunft den hohen Anforderungen gerecht zu werden, wurde im November 1998 an den Generalinspekteur der Bundeswehr der Auftrag erteilt, eine Bestandsaufnahme der Bundeswehr vorzunehmen mit dem Ziel, eine grundlegende Reform einzuleiten. Für die Fernmelde- und Elektronische Aufklärung von Luftwaffe, Heer und Marine bedeutete dies die Überführung ihrer Kräfte und Mittel in die am 01.10.2000 neu aufgestellte Streitkräftebasis (SKB).

Der Fernmeldebereich 70 in Trier mit den Fernmeldesektoren A (Großenbrode), D (Berlin-Gatow), F (Kötzting), 61 (Kleinaitingen) und 62 (Trier) war bis zum 30.06.2002 ein Verband der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe (FmEloAufkILw) und unterstand unmittelbar dem Luftwaffenführungsdienstkommando in Köln.

Gemäß der Entscheidung des Bundesministers für Verteidigung und den Planungen zur "Neuausrichtung der Bundeswehr von Grund auf" wurde der Verband am 01.07.2002 in die Streitkräftebasis überführt und gleichzeitig dem Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl) in Rheinbach unterstellt. Zeitgleich erfolgte auch die Umbenennung in Fernmeldebereich 92. Der Fernmeldesektor 62 verblieb in der Luftwaffe und ist als "Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme der Bundeswehr" direkt dem Luftwaffenführungskommando unterstellt. Das Luftwaffenführungsdienstkommando wurde zum 01.07.2002 aufgelöst, da auch die Aufgaben der Fernmelderegimenter 11 und 12 in die SKB verlagert wurden.     

SKB

IMit dem Papier "Eckwerte für die konzeptionelle und planerische Weiterentwicklung der Streitkräfte " des BMVg vom 23.05.2000 wurden die neuen Aufgaben und Strukturen festgelegt. Der Aufbau der Streitkräftebasis, einschließlich Aufstellung neuer Kommandobehörden, Übernahme der Aufgabenverantwortung, Überführung von Kräften aus den Teilstreitkräften und Aufstellung neuer Kräfte war bis zum 31.12.2005 abgeschlossen.


es war einmal ...
... die gute alte Zeit ist vorbei ... schade.gif (462 Byte)