Funk- und Funktechnisches Aufklärungsbataillon 5 (FuFuTAB-5)
Karte
Das FuFuTAB-5 wurde 1986 in Schwerin in der
Artilleriekaserne
(Johannes-Stelling-Strasse), im Volksmund
auch "Rattenburg" genannt, aufgestellt. Vorher war hier das
Aufklärungsbataillon der 8.MSD stationiert. In der Kaserne waren alle
Einheiten des FuFuTAB-5 stationiert, mit Ausnahme der
Spezialaufklärungskompanie, die in einer Kaserne in Hagenow untergebracht
war, wo auch das MSR-29, AB-8, und PiB-8 stationiert waren. |
Struktur::
Stab
Aufklärungs- und Informationszentrum (AIZ)
eine Nachrichtenkompanie ( zuständig für das Btl)
< eine Nachrichtenkompanie (für Chef Aufklärung, Kdo MB 5) >
eine Funkaufklärungskompanie KW (für Erfassung und Peilung)
eine Funktechnische Aufklärungskompanie (Flugfunk- und Radaraufklärung)
eine Spezialaufklärungskompanie (Fernspähkompanie)
link
Zur Auftragserfüllung verfügte das FuFuTAB-5 über moderne mobile Aufklärungsgerätesätze wie FuAGS-1M und SRTR-D bzw. SRTR-S, die erst ab 1987 zugeführt wurden, bzw. deren Umrüstung erst 1989 abgeschlossen wurde. Bis 1987 waren die FuFuTAkl-Einheiten u.a. mit dem FuAGS-1 und der SDR-2 MP ausgestattet.
Im
Diensthabenden System (DHS) der FuFuTAkl waren je nach Stufe ständig Einheiten des Btl im Einsatz. Die Aufklärungs- ("Abfang-") Posten arbeiteten dabei aus der Kaserne Schwerin bzw. nach der Verlegung aus Glöwen. Die Funkpeilposten und zeitweise auch Funktechnischen Posten (mit SDR-2 MP) waren südwestlich Grambow (westlich Schwerin) disloziert. Zusätzlich unterstand dem FuFuTAB-5 im DHS das FuAZ der UKW-Aufklärung in Schlagsülsdorf. Dort waren periodisch Kräfte der FuFuTAklKp der Divisionen eingesetzt.Das FuFuTAB-5 hatte noch weitere Außenstandorte bei Wiek auf Rügen und bei
Roggendorf (siehe auch weiter unten). Bei höheren Stufen des DHS konnten weitere vorbereitete Stellungen bezogen
werden. Um die Peilbasis zu verbessern, war noch in 1990
geplant gewesen,
einen Peiler nach Rohrberg
(FuPSt-1 des ZFD) zu verlegen.
Anmerkung:
Die Kurzwellenpeilstelle bei
Wiek auf Rügen wurde mit
Auflösung des MfS
(HA III)
im März 1990 übernommen und der
Funkaufklärungskompanie KW zugeordnet.
Ein weiteres ebenfalls vom MfS übernommenes Objekt war der Abhörposten
FALKE in
Hellberg westlich Roggendorf.
Beide Objekte wurden nicht mehr genutzt.
Die Gesamtstärke des Btl (Stand 1986 bei Aufstellung) betrug im Frieden 413 Soldaten, davon 110
Berufssoldaten (10 Jahre und mehr), die restlichen je zur
Hälfte Soldaten auf Zeit (SaZ - bis zu 10 Jahre) und Grundwehrdienstleistende
(bis zu 3 Jahre). Im Soll waren der Aufwuchs zu einem Funkaufklärungsregiment und einem
selbständigen Spezialaufklärungsbataillon vorgesehen.
1990 sollte ursprünglich eine nochmals veränderte Struktur eingenommen werden,
wozu es wegen der politischen Umstände allerdings nicht mehr kam.
Das Btl, insbesondere das AIZ, hat folgende Meldeverpflichtung:
a) im Frieden, innerhalb des Diensthabenden Systems (DHS)
an Chef Aufkl NVA
an Chef Aufkl LandSK
an Chef Aufkl MB 5
je nach Auftragslage auch Informationsaustausch mit mit dem ZFD in Dessau, dem FD-18 in Zingst, der Verwaltung Aufklärung (Verw Aufkl) in Berlin und den Grenztruppen.
Die im DHS eingesetzte Aufklärungskräfte des
BFEK-5 unterstützten nicht, sondern waren dann
unterstellt, so z.B. auch ein Peiler, der
vor allem in höheren Stufen des DHS in der Nähe des Heimatstandortes
Goldberg
aufbaut wurde.
b) im V-Fall
an Befehlshaber MB 5.
Mit Wirkung vom 01.08.1990 hatte das FuFuTAB-5 seine Arbeit im Rahmen des DHS eingestellt, die Aufklärung gegen die Bundeswehr schon früher.
Objekt Schlagsülsdorf
Ab 1983/84 wurde in
Schlagsülsdorf ein leer stehendes Haus
ausgebaut. Im Erdgeschoß wurden die Betriebsräume der Auswertung, eine
Waffenkammer, und ein gesicherter Raum (Chiffriertechnik) untergebracht. Sanitäre Anlagen
in dem Sinne gab es nicht, nur Waschbecken und ein "Plumps-Klo" auf dem Hof.
Aufgrund der schlechten Wasserqualität (marode Leitungen) wurde das Wasser in
Kanistern mitgebracht.
im Obergeschoß befanden sich der Dienstraum mit vier Arbeitsplätzen
für die Funkaufklärer sowie einem für den Leiter der Funkwache. Ein Gittermast mit entsprechenden Antennen wurde hinter dem Haus in westlicher Richtung aufgestellt;
die
Betonfundamente sind heute noch zu erkennen. Das Objekt wurde auch der "Punkt"
genannt.
Etwas außerhalb des Ortes in westlicher Richtung in ca. 300 m Entfernung lag ein
weiteres eingezäuntes Gelände, direkt auf der "Bergkuppe". Von dort aus konnte
man direkt bis nach Lübeck und Travemünde "reinschauen/-horchen". Der dort
gebaute Turm war einer der üblichen viereckigen Grenzüberwachungstürme, wie man
sie im Grenzgebiet vorfand. Im Turm befanden sich ganz oben Funkempfänger und
ein Funkpeiler (s.u.), besetzt war der Turm mit einem Soldaten und einem
Unteroffizier sowie einem Soldaten auf dem Gelände um den Turm (als
Objektwache).
Die Zwischenetage wurde nur bei Zwölf-Stunden-Schichten besetzt.
Die Verbindung vom Haus zum Turm erfolgte über ein Telefon, über das die
Frequenzen mitgeteilt
wurden,
welche der Peiler peilen sollte.
Die Funkaufklärung in Schlagsülsdorf wurde im UKW- und Flugfunkbereich und rund um die Uhr im Rahmen des DHS der Funk- und Funkelektronischen Aufklärung der NVA durchgeführt. Neben dem Funk der Bundeswehr, der Polizei und des Bundesgrenzschutzes (BGS) wurde auch der CB-Funk abgehört.
Besetzt war dieser Punkt abwechselnd durch die
Funkaufklärer der 1. MSD, der
8.MSD und der 9.PD. Die abstellende Einheit wechselte regelmäßig ca. alle
sechs bis
acht Wochen.
Die nicht direkt zur Funkwache eingesetzten Funkaufklärer waren im
Objekt der Grenztruppen
Schattin untergebracht. Dort war zuletzt die 10. Grenzkompanie (10. GK GKN/GR-6)
stationiert.
Der Wechsel der "Schichten" erfolgte im Acht-Stunden-Rhythmus (6
bis14, 14 bis 22 und 22 bis 6 Uhr). Je Soldat nur eine Schicht pro Tag. Bei
Manövern gab es auch Zwölf-Stunden-Schichten. Die
neue Funkwache wurde mit einem LKW Ifa W50 (Spriegelplane) über Utecht nach Schlagsülsdorf gebracht und die
alte zurück nach Schattin mitgenommen.
An Funkaufklärungs-/ Funkpeiltechnik stand das System R-381 (D2 und D3) zur Verfügung; zur Funkaufklärung wurden aber vorwiegend Empfänger R-323 und zur Funkpeilung der Peiler "ORLJONOK" eingesetzt. Für die Funktechnische (Radar-) Aufklärung wurde das System RPS-6 genutzt.
Anm.:
Vor 1983/84 waren die Kräfte in der Nähe von
Diesdorf (Altmark)
eingesetzt. In der Nähe befand sich in
Bergmoor ein
russischer Aufklärungsturm der OSNAZ.
Quellen u.a.:
www.nva-forum.de
http://forum.hidden-places.net
Besonderer Dank Herrn K. Heyde für die vielen Hintergrundinformationen sowie
weiteren Herren.